Die Hausersaga

Zunterer, Neuner, Wanner, Krug, Lehner, Salmhofer, Maldet, Stanek, Webhofer…… so unterschiedlich wie diese Familiennamen sind die Lebensgeschichten und Lebensumstände der Mitglieder dieser Familien in Seefeld oder aus Seefeld.

Es gibt aber auch Dinge, die diesen Personen gemeinsam sind, z. B. der Haus- oder Vulgoname „Hauser“, der zumindest unter den Einheimischen in Seefeld und den Nachbargemeinden als einer der ganz alten Hausnamen in Seefeld bekannt ist.

Eine Kurzfassung dieser „Saga“ ist  bereits im „Jahrbuch 2010“ der Seefelder Chronisten erschienen. Gegenüber der damaligen Fassung wurden zahlreiche Erweiterungen vorgenommen und erfolgen laufend inhaltliche und formale Korrekturen, wenn diese notwendig erscheinen, bzw. wenn uns Fehler oder Anregungen übermittelt werden (wofür wir außerordentlich dankbar sind!!).

Beim“1. Hauser-Brunch“ im Oktober 2010 treffen sich Dutzende Mitglieder unseres Familienclans in der Seefelder „Triendlsäge“ – einige davon zum ersten Mal.

 

1. Balthasar Neuner – der Mann, dem unser Clan seinen Vulgonamen verdankt

Balthasar Neuner, vor über 150 Jahren Sagschneider und Bauer in Unterseefeld (einem Ortsteil der Tiroler Gemeinde Seefeld), ist der Namensgeber für den Haus- oder Vulgonamen und damit Clannamen „Hauser“. Er wird zu seiner Zeit in Abwandlung seines Taufnamens Balthasar „Hauser“ gerufen. Dies ist eine bis heute in Tirol und Bayern gängige Kurzform dieses Vornamens (wie Hans für Johann, Sepp für Josef, Fritz für Friedrich usw.). „Unser“ Balthasar hat eine „kleine Statur, schwarze Haare, braune Augen, kumpfe Nase, längliches Angesicht. Hat sonstige Kennzeichen keine. Spricht Sprachen bloss deutsch.“ So wird der 27jährige „Balthauser“ auf der Entlassungsurkunde aus der 12ten Companie des k.k. Kaiserjägerregiments 1831 beschrieben. Leider haben wir kein Bild von ihm…..

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Ausschnitt aus der Entlassungsurkunde von Balthasar Neuner aus dem k.k. Kaiserjägerregiment, 1831.

Einzelheiten über „Balthausers“ Lebensgeschichte wissen wir aus den Pfarrbüchern von Seefeld (Taufbuch, Firmbuch, Trauungsbuch, Familienbuch, Sterbebuch), aus Originaldokumenten, die durch Zufall auf dem Dachboden am Hauser-Stammsitz in Unterseefeld, Heilbadstraße 93 gefunden wurden, aus Dokumenten über die Seefelder Dorfstruktur im 19. Jahrhundert (Urkunden und Schriftstücke im Tiroler Landesarchiv, Ortschronik Leutasch und Seefeld) sowie aus der einschlägigen Literatur über Seefeld, die Nachbardörfer, und anderen Quellen (werden im Text genannt).

Balthasar Neuner kommt am Montag dem 7. Mai 1804 um 8:00h früh als zweites Kind der Eheleute Philipp Neuner und Anna Zunterer im Elternhaus Nr. 26a (damalige Nummerierung) im ehemaligen Seefelder Moosviertel (neben Seehäuser, Schiffhäuser und Unterseefeld einem der vier damaligen Dorfviertel) auf die Welt. Heute steht an dieser Stelle in der Andreas Hofer Straße das „Hotel Elite“, vorher das Anwesen der “Urbeler” (Neuner). Seit 1848 trägt das Haus die neue Hausnummer 39.

 

In diesem Haus in Seefeld kommt Balthasar Neuner 1804 auf die Welt - cà 150 Jahre vor Entstehung dieser historischen Aufnahme. Heute steht hier das Hotel "Elite"
In diesem Haus in Seefeld kommt Balthasar Neuner 1804 auf die Welt – cà 150 Jahre vor Entstehung dieser historischen Aufnahme. Heute steht hier das Hotel „Elite“.
Rückseite des späteren „Urbeler-Hauses“, Geburtshaus von Balthasar Neuner. Diese Haushälfte bewohnte die Fam. Seyrling.

Zwei Stunden nach seiner Geburt– wie damals auf Grund der hohen Kindersterblichkeit und des damaligen Taufsakramentenverständnisses üblich – wird Balthasar getauft, Taufpate ist Balthasar Tiefenbrunner, Balthasars Vorname geht also auf seinen Taufpaten zurück. Im gleichen Jahr werden in Seefeld insgesamt 11 Kinder geboren und getauft.

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Die Eintragung der Taufe von Balthasar Neuner am 7.5.1804 im Taufbuch der Pfarre Seefeld,

Der Taufpate und Namengeber von Balthasar Neuner, Balthasar Tiefenbrunner (1774-1850), ist der Sohn von Simon Tiefenbrunner und Maria Nairz (Eheschließung 1768 in Seefeld, siehe dazu die Tiefenbrunner-Saga im Jahrbuch 2014 oder auf dieser Homepage).

Balthasar Tiefenbrunner heiratet 1802 in Seefeld die Agnes Kluckner aus Leutasch (geb. 1779 als Tochter von Zachäus Kluckner und Elisabeth Sonnweber). Ihre vier Kinder kommen in Seefeld auf die Welt, die Familie übersiedelt aber nach Oberperfuß, wo Balthasar Tiefenbrunner „Brantweinbrenner“ und Bauer in Dickicht Nr. 46 ist. Alle vier Kinder schließen in Oberperfuß eine Ehe:

  • Maria Anna Tiefenbrunner, geb. 1803, heiratet 1832 in Oberperfuß den bereits 51-jährigen Bauer Köchl Josef, Sohn von Gallus Köchl und Maria Schatz.
  • Tiefenbrunner Magdalena (Helena), geb. 1804, heiratet 1841 in Oberperfuß den dortigen Schustermeister Johann Partner, Sohn von Michael Partner und Elisabeth Kapferer.
  • Tiefenbrunner Philipp, geb. 1807 (Taufpate ist Philipp Neuner, der Vater von Balthasar Neuner, bei dem der Vater von Philipp Tiefenbrunner, Balthasar Tiefenbrunner, Taufpate ist!), wird in Nachfolge seines Vaters Bauer in Oberperfuß/Dickicht  und heiratet 1837 die Thekla Schaffenrath, Tochter von Franz und Brigitta Köchl.
  • Tiefenbrunner Mathias, geb. 1811, kauft sich ein Haus in Inzing, heiratet aber in Oberperfuß 1857 die Franziska Span, Tochter der Bauersleute  Alois Span und Anna Praxmarer. Er wird wie sein Vater Brantweinbrenner.

Balthasar Tiefenbrunner und seine Frau Agnes Kluckner versterben beide im Jahr 1850 in Oberperfuß.

Exkurs 1: Neuner, Neiner, Näuner, Nauener, Nawner…

Der Familienname Neuner ist auf dem Seefelder Hochplateau auch heute noch einer der ältesten und am weitesten verbreitete Namen. Er geht hier zurück bis in jene Zeit, in der im 12. Jahrhundert in Mitteleuropa die Verwendung von Familiennamen überhaupt aufgekommen ist.

Hergeleitet wird der Name von den Mitgliedern eines „Neunerrates“ (heute eine Art Ge- meinderat) oder von der Rangordnung der Mitglieder in einem ähnlichen Gremium (wie z. B. die Familiennamen Elfer und Zwölfer). In einem Untertanenverzeichnis der Tiroler Landesfürsten aus dem Jahr 1427 finden sich unter den angeführten 56 Haushalten in Leutasch sieben Familiennamen, die heute noch vertreten sind: neben Neuner sind dies Öfner, Reindl, Witting, Nairz, Rödlach und Kluckner.

In Seefeld lautet bereits die zweite Eintragung im ältesten Taufbuch auf ein Mitglied einer Neuner-Familie: am 6.2.1606 wird ein Johannes Neiner getauft, Sohn des Leonardi Neiner aus Seefeld und der Katharina Etzbruggerin, Tochter des Johannes Etzbrugger aus Axams. Neuner-Familien gibt es in Seefeld also schon lange bevor Philipp Neuner aus Leutasch nach Seefeld zieht. Inhaber gleicher Familiennamen müssen also nicht unbedingt auf eine sehr nahe Verwandtschaft schließen lassen.

Näheres  zum Familiennamen Neuner und Vulgonamen „Hauser“ findest du hier.

2. Balthasars Kindheit in turbulenten Zeiten

Der Taufpriester ist der Seefelder Pfarrer P. Joh. Bapt. Bachmann. Er ist Ordensmann, Mitglied der Klostergemeinschaft des Zisterzienserstiftes Stams, die nach der zwangsweisen Auflösung des Seefelder Augustinerklosters 1785 – also knapp 20 Jahre vor Balthasars Geburt – mit der Seelsorge in Seefeld betraut werden und diese bis nach dem Zweiten Weltkrieg besorgen. Den ältesten Seefeldern ist Pfarrer P. Albuin Kecht als der letzte Stamser Pater in Seefeld noch gut in Erinnerung. Erst seit 1948/49 wird die Pfarre vom Innsbrucker Bischof mit einem Weltpriester besetzt.

Balthasar Neuner wird in die großen und schlimmen Kriegswirren der sog. Tiroler Freiheitskriege hineingeboren, die auch das Seefelder Gemeindegebiet heimsuchen:

  • Ungefähr hundert Jahre nach den furchtbaren Kriegsereignissen von 1703, wo 4.000(!) bayrische und französische Soldaten wochenlang das 500-Einwohnerdorf Seefeld besetzen und arg drangsalieren, eröffnen am 3. November 1805 von Scharnitz über die Leutasch kommende französische Truppen vom Geigenbühel her das Feuer auf Seefeld. Zwei Tage später nehmen sie 800 heimische Soldaten gefangen und sperren sie in die Seefelder Pfarrkirche ein, die natürlich großen Schaden erleidet. Die Seefelder Bevölkerung flieht in diesen Tagen mit Kind und Kegel in die umliegenden Wälder, unter ihnen wohl auch die Familie des 1 1/2 jährigen Balthasar Neuner (Vater Philipp Neuner mit seiner Frau Anna und der älteren Tochter Agnes), die ja nahe dem Dorfzentrum wohnen.
  • Nach dem Abzug der Feinde beginnt der Wiederaufbau der zerstörten Häuser, aber bereits vier Jahre später trifft es Seefeld und damit auch die junge Familie des Balthasar Neuner wieder sehr hart. Im Juli 1809 stecken durchziehende Soldaten 14 Wohnhäuser, den Pfarrhof und das Posthaus in Brand, Kirche und Kloster werden stark beschädigt, der Kirchturm wird zur Hälfte zerstört. Und im Oktober des gleichen Jahres wird Seefeld noch einmal von Kriegswirren heimgesucht.

Der Taufpate Balthasars, Balthasar Tiefenbrunner, wird zwei Jahre nach seiner Taufe auch sein Firmpate sein. Die Firmung ist 1806 in Mittenwald, Firmspender ist Johann Nepomuk De Wolf, der Weihbischof von Freising und Regensburg – ein Hinweis auf die kirchenpolitische Situation der damaligen Zeit: Unterseefeld gehört rechtlich zur Pfarre Mittenwald. Die Seelsorge erfolgt zwar einvernehmlich durch die Seefelder Pfarrer, aber der zuständige Bischof (dem die Spendung des Firmsakraments vorbehalten ist)  ist eben der Diözesanbischof, und der residiert in Freising. Außerdem ist in den Kindertagen von Balthasar Neuner Tirol nicht ein Teil Österreichs, sondern eine Bayrische Provinz. Die Bayern herrschen seit Dezember 1805 als Verbündete Napoleons über Tirol. Ihre einschneidenden Maßnahmen auch ins kirchliche Leben werden zum legendären Aufstand der Tiroler 1809 führen, Balthasar wird dann fünf Jahre alt sein.

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Die Pfarrkirche St.Oswald in Seefeld, in der Balthasar Neuner getauft wird. Diese Aufnahme stammt ungefähr aus der Zeit seines Sterbejahres 1866.

Bei der Firmung in Mittenwald ist Balthasar nicht allein, auch seine um zwei Jahre ältere Schwester Agnes (geb. 1802) wird mit fast 50 anderen Kindern aus der Umgebung am gleichen Tag dort gefirmt. Alle Kinder sind – im Unterschied zu heute – zwischen eineinhalb und sieben Jahre alt. Man kann sich kaum vorstellen, wie damals diese 50 Familien mit Paten und Kleinkindern auf  ihren Fuhrwerken nach Mittenwald und wieder zurück „reisen“…

Baltasar Neuner hat sechs Geschwister:

  • Agnes, geb. 1802, wird ledig bleiben und mit 54 Jahren 1856 an „Blutbrechen“ sterben. Sie dürfte eine Behinderung haben.
  • Anton kommt 1806 auf die Welt, zieht nach Thaur, gründet dort eine Familie und wird Branntweinhändler, er verstirbt dort 1875.
  • Georg wird 1809, wenige Tage nach der ersten Bergiselschlacht am 12. April 1809, geboren. Er stirbt 1836 ledig in Innsbruck an der Cholera.
  • Theresia (geb. 1811) ist später wie ihr Bruder Anton in Thaur, dort im Dienst,  verstirbt ledig 1859.
  • Alois (geb. 1817) stirbt ebenfalls ledig 1864 an Typhus.
  • 1819 kommt die jüngste Schwester Magdalena auf die Welt. Balthasar hat die Schule bereits abgeschlossen, die Mutter ist bereits sehr alt. Taufpatin von Magdalena ist Magdalena Rödlach aus Leutasch, „Bäuerin auf der Säge“ in Unterseefeld und Frau des Onkels Erasmus Neuner, ihnen werden wir im Lauf der Geschichte im Zusammenhang mit der Übernahme der Säge durch die Hauser noch einmal begegnen.

Details zu Balthasar Neuners Geschwister findest du  hier.

 

3. Balthasar Neuners Vorfahren

Zwischen Seefeldern und Leutaschern  gibt  es  seit je her sehr enge familiäre Beziehungen, auf jeden Fall weit mehr als zu den anderen Nachbarorten Reith oder Scharnitz. Die Grenzfeste Schlossberg stand eben zwischen Seefeld (nicht weit von der Hauser-Säge in Unterseefeld) und Scharnitz und nicht zwischen Seefeld und Leutasch. Auch die „Hauser“ haben mehrfache Wurzeln in Leutasch.

Kurz vor 1800 ziehen der 28 jährige Philipp Neuner (Neiner), der zukünftige Vater von Balthasar, von Leutasch nach Seefeld. Zehn Jahre später kommt auch dessen Bruder Erasmus Neuner nach. Beide haben für die Familiengeschichte der „Hauser“ eine zentrale Bedeutung: von Philipps  Sohn  Balthasar  stammt  der Clan-Name „Hauser“, über Erasmus, Balthasars Onkel, kommt der bereits seit langem bestehende Sägewerksbetrieb in Unterseefeld in den Familienbesitz der Neuner.

Das Brüderpaar Philipp und Erasmus Neuner stammt vom „Kurrer“ aus dem Leutascher Ortsteil „Gasse“. Die Eltern sind die Bauersleute Antony Neiner und Franziska Post (vom „Fischer“ in Waidach).

Details zu Balthasar Neuners Vater Philipp Neuner „Kurrer“ und dessen Geschwister findest du hier.

Der Hausnahme „Kurrer“ wird einige Jahrzehnte (1875)später durch die Heirat der Kurrer-Tochter Elisabeth Neuner mit Ehrenreich Krug auf Träger des Familiennamens Krug übergehen, die diesen Hausnahmen bis heute innehaben. Einige Generationen später wird eine Hauser-Tochter aus Seefeld (Anna, geb. 1918 als ältestes Kind von Johann Neuner, Sagschneider in Unterseefeld und Enkel von Balthasar Neuner) 1944 den „Kurrer – Johann“ (Krug) in Neuleutasch heiraten (Eltern von Klaus Krug).

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An der Stelle dieser beiden Häuser in Leutasch/Gasse steht bis zum Brand 1933 ein Doppelhaus. Ein Hausteil davon (heute im Bild links, „Berghof“) ist der Stammsitz der „Kurrer“, durch Jahrhunderte mit Familiennamen Neuner, heute Krug. Von hier stammen Balthasar Neuners väterliche Vorfahren.

Neben Erasmus (geb. 1769) und Philipp (geb. 1772) schenken die Leutascher Eheleute Antony Neiner und Franziska Post noch 7 weiteren Kindern das Leben:

  • Erasmus (geb. 1769), s.o.
  • Mathias (geb. 1770) stirbt bereits als Säugling, deshalb wird der nächst geborene Sohn wieder
  • Mathias getauft (geb. 1771, verst. 1847), heiratet 1806 Theresia Seyrling aus Seefeld (geb. 1778, verst. 1835). Ihr Bruder Johann Seyrling (geb. 1781) heiratet 1812 die Anna Nagl in Seefeld. Diese Eheleute werden in Seefeld die Stammeltern des berühmten Seefelder Seyrling-Clans, die später das „Klosterbräu“, das „Lamm“, die „Weinstube“ und verschiedene Gewerbebetriebe (Getränkeerzeugung und -Handel, Friseursalon, Konditorei…) führen werden.
    Mathias und Theresia Seyrling ziehen von Leutasch weg nach Obsteig, Mathias wird dort Bauer und Rädermacher. Zu den drei in Leutasch geborenen Kindern kommen in Obsteig noch sechs weitere Kinder dazu. Beim Tod der Eltern leben allerdings nur mehr fünf von ihnen, vier davon gründen Familien mit zahlreichen Nachkommen.
  • Philipp (geb. 1772), s.o.
  • Josef (geb. 1775) heiratet später in Zirl die Klara Reinhard,
  • Bartlmä (geb. 1776) wird nach Pfaffenhofen und dort die Theres Stapf, eine Schwester des Hochw. Herrn Canonicus Stapf, heiraten,
  • Prisca, die einzige Tochter der Familie, kommt 1779 auf die Welt und verstirbt mit 18 Jahren.
  • Johann (geb. 1781) wandert aus, soll lt. Familienbuch „ut aiunt“ in die Nähe von Frankfurt ausgewandert sein und dort geheiratet haben, andererseits ist er lt. Sterbebuch am 15.1.1854 in Leutasch als Junggeselle verstorben.
  • Das jüngste Kind der Familie und damit Balthasars jüngster Onkel väterlicherseits ist Thomas (geb.1786). Er wird 1809 die Anna Pfefferle heiraten und als jüngstes der neun Kinder den elterlichen Hof übernehmen. Alle anderen sind ausgewandert oder verstorben. Aus dieser Familie stammt u. a. die Oberleutascher Schmiede-Familie Neuner (u. a. mit Feuerwehr-Funktionär Lorenz Neuner und Dekan Franz Neuner).

 

Philipp Neuner heiratet 1801 mit 29 Jahren in Seefeld in eine der Familien mit Namen Zunterer ein, in der seit Generationen das Schneider-Handwerk betrieben wird, das auch Philipp Neuner ausüben wird. Seine Auserkorene und damit die zukünftige Mutter von Balthasar ist die 28 Jahre alte Anna Zunterer. Deren Eltern leben zum Zeitpunkt der Eheschließung allerdings beide nicht mehr. Der Vater, Schneidermeister und Bauer Josef Zunterer, wurde 1727 geboren und ist 1797 verstorben, seine Frau und damit Philipps Schwiegermutter Christina Neiner aus Leutasch bereits 10 Jahre vorher.

Da der Beruf Philipps bei seiner Hochzeit bereits als „sartoris“ (Schneidermeister) angegeben ist, dürfen wir zu Recht vermuten, dass er nicht zufällig in die Seefelder Schneider-Famile Zunterer eingeheiratet hat, noch dazu, wenn das Familienoberhaupt Josef Zunterer vier Jahre vor der Hochzeit der Tochter Anna mit Philipp bereits verstorben ist, der Betrieb also quasi verwaist war. Möglicherweise hat Philipp bereits in der Werkstatt seines Schwiegervaters seine Lehrjahre verbracht und dort die Tochter des Hauses kennen gelernt.

Exkurs 2: Der Name Zunterer

Der Name Zunterer ist zur damaligen Zeit in Seefeld ein häufig vorkommender Familienname. Zunterer scheinen in den Matrikenbüchern oft als Taufpaten und Trauzeugen auf. Noch zu Lebzeiten des Balthasar werden 1857 in einer Aufzählung aller 96 Seefelder „Feuerstätten“ (heute würde man Haushalte dazu sagen) außer dem Elternhaus von Balthasar noch die Häuser Nr. 7 (existiert heute nicht mehr), Nr. 17 (heute „Südtiroler Stuben“, Reitherspitzstraße 17), Nr. 57 (heute „Klausnerhof“) und Nr. 62 (existiert heute nicht mehr) als im Eigentum von Zuntererfamilien genannt.

Der Familienname Zunterer ist heute nicht nur in Seefeld sondern in ganz Tirol fast ausgestorben. Mehrere Familien dieses Namens finden  sich allerdings noch in Südbayern, vor allem in der Gegend um Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen.

Im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum wird ein Kontrabass eines Konrad Zunterer aus Seefeld (1717–1778) aufbewahrt  und  gezeigt,  der zur  berühmten „Tiroler Schule“ der von Jakob Stainer begründeten Tradition des Streichinstrumentenbaus gezählt wird. Auch sein Bruder Leopold Zunterer (1722 – 1792) hatte einen wohlklingenden Namen als Geigenbaumeister, und von deren Vater Anton Zunterer wird berichtet, dass er als Tischler in Seefeld bereits Geigenreparaturen ausgeführt hatte. „Unsere“ Anna Zunterer stammt allerdings nicht direkt von diesem Zweig der Familie Zunterer ab, der sich seit Generationen der Holzverarbeitung widmet (Tischler, Rädermacher, Zimmermeister…), sondern von einem Zunterer-Zweig, der im Dorf seit Generationen das Schneiderhandwerk ausübt und besonders im Dienst des damaligen Klosters steht.

Die Entstehung des Familiennamens „Zunterer“ dürfte von einer Berufsbezeichnung oder Tätigkeit herrühren: ein „Zunterer“ war „ein Sammler des zur Herstellung von Zunder benötigten Baumpilzes“ (Klausmann, Atlas der Familiennamen von Bayern, Ostfildern 2009, 102f).

Eine ausführliche „Zunterer-Saga“ findest du im Jahrbuch 2011 der Chronistinnen der Gemeinde Seefeld oder hier.

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Seefeld gegen Norden um 1900, im Hintergrund der Ortsteil Unterseefeld, im roten Kreis das Geburtshaus von Balthasar Neuner (heute „Hotel Elite“).

Balthasars Mutter Anna Zunterer kommt 1773 auf die Welt. Sie ist das siebente und jüngste Kind der Eheleute Josef Zunterer und dessen Frau Christina Neuner aus Leutasch. Annas Geschwister sind

  • Maria (geb. 1752),
  • Anton (geb. 1758),
  • Magnus (geb. 1760),
  • Augustinus (geb. 1763),
  • Josef (geb. 1766) und
  • Theresia (geb. 1769).

Anna Zunterer wird 57 Jahre alt und stirbt 1830 zu Hause an „Magenverhärtung“. Balthasar wird dann 26 Jahre alt und Sägewerksbesitzer in Unterseefeld HNr. 93 sein. Damals lautete die Hausnummer noch Unterseefeld 57, erst ca. 20 Jahre später wird sie auf die heute gültige Nummer 93 geändert.

Die Ahnenreihe von Balthasar Neuner im Überblick

Eltern:

Philipp Neuner („Kurrer“, geb. 1772 in Leutasch) und Anna Zunterer (geb. 1773 in Seefeld) , Eheschließung 1801 in Seefeld. S.o.

Großeltern:

Antony Neiner („Kurrer“, geb. 1737 in Leutasch) und Franziska Post („Fischer“, geb. 1742 in Leutasch/Weidach), Eheschließung 1769 in Leutasch.

Josef Zunterer (geb. 1727 in Seefeld) und Christina Neiner (geb. 1730 in Leutassch), Eheschließung 1751 in Seefeld.

Urgroßeltern (über Großvater):

Phillip Neuner („Kurrer“, geb. 1699 in Leutasch) und Maria Pfefferle, Eheschließung 1733.

Lukas Post  (geb. in Leutasch) und Maria Praxmarer (geb. in Scharnitz), Eheschließung 1737 in Leutasch.

Urgroßeltern (über Großmutter)

Caspar Zunterer („Schneider“, geb. 1678 in Seefeld), Witwer,  und Agnes Gaugg, Eheschließung 1725 in Seefeld.

Thomas Neuner und Claudia Prandtner (geb. in St.Sigmund/Sellrain), Eheschließung 1721 in Leutasch.

     

4. Balthasar Neuners Leben

Balthasar Neuner wird als 22jähriger 1826 durch Los zum Militärdienst einberufen, nach vier Jahren wird er 1831 aus der 12. Kompanie des Tiroler Kaiserjägerregimentes entlassen. Damals gab es keine Wehrpflicht, aus jedem Sprengel wurde eine bestimmte Anzahl junger Burschen durch Losentscheidung zum Militärdienst verpflichtet.

Balthasar war offensichtlich in keine kriegerische Auseinandersetzungen involviert und hat den Militärdienst wahrscheinlich nicht einmal (zur Gänze) selbst geleistet, sondern wie damals durchaus üblich gegen Zahlung eines bestimmten Betrages durch einen Ersatzmann leisten lassen, da er im Sägewerksbetrieb sowohl aus familiärer Sicht als auch aus Sicht der Gemeinde unabkömmlich war.

1832 heiratet Balthasar mit 28 Jahren – und damit als einer der jüngsten Hochzeiter aller Vorfahren im Hauser-Clan – die 27 jährige iska Krug aus Mösern (geb. 1805). Deren Eltern sind Johann Krug und Katharina Neiner, Bauersleute in Mösern.

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Historische Aufnahme von Mösern, dem Heimatort von iska Krug, später auch von ihrem Sohn Michael.

Die Eheleute Balthasar und iska schenken neun Kindern das Leben, fünf Mädchen und vier Buben, alle werden beim Tod des Vaters 1866 wohlauf sein, eine außerordentliche Ausnahme bei der damaligen hohen Kindersterblichkeit.

  • Johann wird 1832 geboren, er wird den Vulgonamen seines Vaters als „Hauser-Hans“, später als „Alt-Hauser“, weitertragen und nach seinem Vater bzw. seiner Mutter das gesamte Hauser- gut in Unterseefeld übernehmen. Er ist der erste „Hauser“, der in Unterseefeld am zukünftigen „Stammsitz“ der Hauser auf die Welt kommt.
  • Maria kommt 1834 auf die Welt.
  • Der 1836 geborene Michael wird Steinbrecher in Wattens und später Bauer und Gastwirt in Mösern, der Heimat seiner Mutter. Er heiratet 1872 die Anna Maria Krug. Aus dem anfänglichen Landgasthaus wird später durch seine Nachkommen der legendäre „Inntalerhof“. Als am ganzen Plateau bekannter „Möserer Michl“ stirbt Michael Neuner  mit 75 Jahren 1911. 
  • Als nächstes folgen Katharina (geb. 1838) und
  • Josef (geb. 1839).
  • Karolina (geb. 1842) heiratet 1876 den Mathias Schweninger und stirbt 1899.
  • Alois kommt 1844 auf die Welt, er stirbt als Lediger 1925.
  • Theresia wird 1846  geboren und 1875 den Tischler Ambros Mengele in Innsbruck/Maria Hilf heiraten.
  •  Als letztes Familienmitglied wird 1848 Maria Anna geboren.

Balthasar Neuner wird 62 ½ Jahre alt. Er stirbt 1866 an „Gallsucht“. Seine Frau iska lebt 16 Jahre länger als ihr Mann. Sie stirbt 1882 an „Altersschwäche“.

Exkurs 3: Neue Hausnummern, neue Waldnutzungsordnung

In die Zeit des Balthasar Neuner fällt die in den Jahren 1848/1849 durchgeführte Ablöse der alten Seefelder Hausnummern durch eine neue Zählung, die bis zum heutigen Tag gilt. Das Haus mit dem Sägewerksbetrieb des Balthasar Neuner erhält nun statt der bisherigen HNr. 57 die neue HNr. 93.

Die Zuteilung der neuen Nummern erfolgt nach geographischen Gesichtspunkten: die neue Zählung beginnt mit der Nummer 1 am südlichen Ortseingang (das 1er Haus „Fischerhäusl“ stand an der Stelle einer heute dort befindlichen Garage beim Hotel Seespitz), setzt sich durch die „Schiffgasse“ (heute Innsbrucker Straße) nach Norden bis zum Dorfplatz fort, dann folgen die Häuser des „Moosviertels“ (rund um den heutigen Kurpark), es folgen der Reihe nach die Häuser im „Seeviertel“ (heute Leutascher Straße, Möserer Straße, Kirchwald), und schließlich die Häuser in Unterseefeld. Das letzte Haus in der Liste der damals 94 Häuser ist das damals nördlichst gelegene Anwesen, Haus und Mühle neben dem späteren Kurhotel, dem „Klotzhof“ mit der alten Nummer 58, das jetzt die Nummer 94 erhält.

In den folgenden Jahren werden bis heute die Hausnummern  nicht mehr nach geographischen, sondern in der Reihenfolge der Fertigstellung vergeben.

Als weitere große Neuerung kommt es einige Jahre später zur Aufteilung des Gemeindewaldes von Seefeld auf die einzelnen „Feuerstätten“ (= Haushalte). Bis zu diesem Jahr (1857) hatte jede Familie das Recht auf ein bestimmtes Maß an Holz aus den der Allgemeinheit gehörenden Wäldern. Nun wird das Holznutzungsrecht einzelner Waldanteile schrittweise direkt und ausschließlich den einzelnen Haushalten zugeteilt und verbüchert. Die Holznutzung ist seither quasi privatisiert.

 

5. Das Sägewerk kommt zum „Hauser“

Wie der Leutascher Philipp Neuner vielleicht deshalb nach Seefeld gekommen ist, weil die Mutter seiner Braut Anna Zunterer (Christina Neuner) aus Leutasch stammt und sich die Familien gekannt haben, so ist auch sein Bruder Erasmus Neuner wahrscheinlich aus dem gleichen Grund nach Seefeld gekommen.

Während Philipp Neuner als lediger junger Mann mit 29 Jahren in Seefeld heiratet, ist sein älterer Bruder Erasmus Neuner bei seiner Eheschließung in Seefeld im Jahr 1810 bereits 41 Jahre alt und seit ein paar Monaten Witwer.

In erster Ehe heiratet Erasmus Neuner mit 40 Jahren im April 1809 in Scharnitz die um 16 Jahre jüngere Afra Praxmarer. Sie ist das einzige Kind von Praxmarer und Marianne Bogenrieder, die 1780 in Scharnitz heiraten. Franz Praxmarer ist der Sohn von Johann Praxmarer und Nothburga Neuner, Marianne Bogenrieder stammt aus Thierhaupten, einem Markt im Landkreis Augsburg. Ihr Vater Markus Bogenrieder ist dort Schneider und mit einer Magdalena verehelicht. Leider beginnen die Matrikenaufzeichnungen in Scharnitz erst sehr spät, sodass wir erst durch weitere Forschungen in den Matriken der Pfarre Mittenwald (zu der damals Scharnitz gehörte) bzw. Thierhaupten Näheres zu ihrer Familiengeschichte sagen können. Von Marianna Bogenrieder finden wir eine Eintragung im Scharnitzer Totenbuch im Juli 1821, wo sie im Haus Nr. 58 (damalige Zählung) mit 70 Jahren verstirbt. Von ihrem Mann Franz Praxmarer haben wir bisher keine näheren Daten.

Die junge Ehe von Erasmus Neuner und Afra Praxmarer endet in den Wirren der kriegerischen Auseinandersetzungen von 1809: auf Grund der wiederholten mörderischen Racheaktionen (Plünderungen, Brandlegungen….) bayrischen Soldaten gegen die aufbegehrenden Tiroler Freiheitskämpfer flieht die Scharnitzer Bevölkerung in die umliegenden Wälder1. Afra Praxmarer flieht mit ihrem Mann Erasmus Neuner offensichtlich in sein benachbartes Heimatdorf Leutasch, wo sie laut Totenbuch der Pfarre Leutasch („aus Scharnitz, da in der Flucht“) im November mit 24 Jahren und nach nur einem guten halben Ehejahr „an Gicht und Magenkrämpfen“ verstirbt und dort begraben wird.

Der Witwer Erasmus Neuner heiratet kurze Zeit später (1810) nach Unterseefeld HNr. 57 (heute HNr 93) die ebenfalls verwitwete und kinderlose Leutascherin Magdalena Rödlach. Diese war seit 1797 mit dem aus Reith stammenden Sägewerksbesitzer und Bauern Georg Gapp verheiratet, der 1808 jung verstirbt und seiner Frau das Anwesen und die kleine Sägemühle hinterlässt. Die Eltern der Magdalena sind die Leutascher Bauersleute Michael Rödlach und Cleopha Köflerin. Erasmus Neuner und Magdalena Rödlach kennen sich somit bereits aus ihrer Kindheit in Leutasch.

 

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Historische Aufnahme des Hauser-Anwesens in Unterseefeld. Bildmitte links das Wohnhaus Nr. 93, rechts das Sägewerk.

Das Sägewerk in Unterseefeld blickt zu dieser Zeit bereits auf eine lange Geschichte zurück.

In den „Klosterakten“ zum Seefelder Kloster im Tiroler Landesarchiv findet sich ein Urbar aus dem Jahr 1589. Dort ist vom Inhaber einer Mühle und Sagmühle in Unterseefeld namens Moritz Scheiber die Rede, der für diese Realität samt einem dazugehörigen Wasserfall, einer Behausung, einer Hofstatt und einem Frühgarten „alles bey und aneinander auf dem unnderen Seefeldt, genannt im Schietterpach gelegen“ jährlich 2 Gulden Zins an das Gotteshaus von Seefeld zu zahlen hat.

Diese Liegenschaft mitsamt dem Mühl- und Sagschneidergewerbe hat Moritz Scheiber von den Kindern seines verstorbenen Bruders Hans Scheiber gekauft. Der Vorbesitzer soll ein Caspar Toschen gewesen sein, von dem ein Schuldbrief aus dem Jahr 1559 über 40 Gulden existiert, auf Grund dessen der jährliche Zins von 2 Gulden zu zahlen ist, welche Last nun der neue Besitzer zu tragen hat.

1620 besitzt diese Liegenschaft mit der Mühle ein Sebastian Walser, auch er bezahlt laut einer Aufstellung des damaligen Seefelder „Kirchprobstes“ Joannes Englsberger jährlich die 2 Gulden Zins an das Gotteshaus.

Einige Jahrzehnte später wird die „Sagschneiderei“ unter Brüdern aus der bisherigen Mühle und Sagmühle „ausgegliedert“ und am Standort der späteren „Hauser-Säge“ oberhalb der Mühle neu errichtet.

1713 ist der Verkauf dieser Sägemühle am Gefälle des Seebaches, in unmittelbarer Nähe der noch älteren Mühle (später „Klotzhof“ bzw. Personalhaus Kurhotel) von einer Ursula Walser an ihren Bruder Georg Walser belegt, der mit Sabina Mössmer verheiratet ist. Es folgen verschiedene Betreiber aus der Familie Walser.

1769 brennen die gesamte Behausung der Familie und auch die Säge nieder.

1793 ist in einer Urkunde von einer „neu erbauten Behausung“ die Rede, auch die Ausgaben für eine neu erbaute Säge werden genau aufgelistet. In diesem Jahr wird die Liegenschaft und „die Gerechtigkeit einer Sagmühle“ um 1.700 Gulden an den bereits ge- nannten 30 jährigen Reither Georg Gapp verkauft, der 1797 die Leutascherin Magdalena Rödlach heiratet.

Nach 11 jähriger kinderlos gebliebener Ehe verstirbt Georg Gapp bereits mit 45 Jahren im Dezember 1808. In seinem Nachlass vermacht er „Recht und Gerechtigkeit einer Sagmuehl mit zugehöriger Behausung, Stall, Stadl, Anger und Krautgarten“ seiner zurückgelassenen Witwe Magdalena Rödlach. Im Nachlassprotokoll wird der Wert des gesamten Besitzes mit 1.960 Gulden angegeben. Zum Vergleich: zwei Jahre später wird Andreas Hofer um 1.500 Gulden vom Raffl an die Franzosen verraten werden.

Magdalena Rödlach ist noch relativ jung, sie bleibt nicht lange Witwe. Kurze Zeit nach dem Tod ihres Mannes Georg Gapp heiratet sie 1810 ihren ebenfalls noch relativ jungen und bereits verwitweten Leutascher Landsmann Erasmus Neuner und geht mit ihm den „Halben Einstand“ ein, d. h. die Eheleute teilen sich das Besitzrecht und setzen sich testamentarisch gegenseitig zum Alleinerben ein.

Mit dieser Heirat verbindet sich die Geschichte des traditionsreichen Sägewerkes in Unterseefeld mit der aus Leutasch stammenden Familie Neuner. Vorerst noch durch Balthasar Neuners Onkel Erasmus Neuner.

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Die älteste verfügbare Ansicht von Unterseefeld: die Häuser am nördlichen Ortsrand von Seefeld. Im Hintergrund die Ahrnspitzen. Heute stehen an Stelle dieser alten Häuser jene mit der Hausnummer (von vorne) Münchner Straße 84/85, 86, 88  und  89; in der Heilbadstraße HNr. 87.

16 Jahre nach der Eheschließung erstellt der 58jährige Ehemann Erasmus Neuner im November 1826 sein Testament: Da er„bey seinem hohen Alter und einer währenden Unpässlichkeit nicht wohl im Stande ist die Wirtschaft … fortzuführen“ und selber keine leiblichen Nachkommen hat, vermacht er noch zu Lebzeiten seiner Frau testamentarisch sein Hab und Gut inklusive aller Verpflichtungen seinem inzwischen 22 Jahre alt gewordenen Neffen Balthasar Neuner. Dazu gehören neben den Realitäten auch viele Schulden. Magdalena Rödlach ist zum Zeitpunkt der Testamentserstellung ihres Mannes Erasmus im November 1826 bereits seit einigen Monaten krank und liegt ohne Hoffnung auf Genesung im Bett. Sie stirbt 1827 mit 68 Jahren an „Herzwassersucht“. Gemäß getroffener Vereinbarung zum „Halben Einstand“ fällt ihr Erbe dem Ehemann Erasmus zu, der aber bereits ein Jahr vorher seinen Neffen Balthasar Neuner zum Alleinerben eingesetzt hat.

Erasmus Neiner überlebt seine Frau Magdalena Rödlach um drei Jahre, er stirbt 1830 zu Hause an „Lungenschwindsucht“. Bei seinem Ableben gibt es nichts mehr zum Verteilen, da bereits vor vier Jahren alles mit dem Neffen Balthasar geregelt und vor gut zwei Jahren (Ableben der Magdalena Rödlach) rechtlich vollzogen wurde. Die Aufzählung seines Vermögens im Abhandlungsprotokoll ist deshalb sehr einfach: „An Barschaft: nichts. Bett- und Leibgewand: auch an solchem ist nichts vorhanden. An Realitäten: nichts.“

Der Betrieb, den Balthasar übernimmt, ist verschuldet. Zeit seines Lebens wird er darum ringen, das Geld zu erwirtschaften (oder auszuleihen), das er seinen zahlreichen Schuldnern in Leutasch, Buchen, Telfs, Wilten, Innsbruck, Scharnitz, Mösern, Reith, Seefeld und Oberperfuß zu bezahlen hat. Im Original erhaltene Schuldscheine, Zahlungsaufforderungen, Pfandurkunden, Mahnungen etc. belegen, dass er sich wirtschaftlich immer schwer getan hat. In einem Dokument (Antrag auf Exekution) wird er „ein bekannt schlechter Liebhaber zum Zahlen“ genannt. Manche Aktivitäten muten selbst heute noch abenteuerlich an, so z. B. 1842 der Kauf von 970 Sagblöchern vom Bruno Witting in Leutasch.

Exkurs 4: Alte Seefelder Realgewerbe

1857 werden im Zusammenhang mit der Waldaufteilung folgende sechs Realgewerbe in Seefeld genannt – ein Dienstleistungs- und fünf Handwerksbetriebe:

  • die Huf- und Hammerschmidte des Anton Hildpolt HNr 18. (heute Hotel Hiltpolt),
  • die Wirtsbehausung von Anton Hoerting HNr. 25 (ersetzt cà 1930 durch den Neubau des Hotel Post),
  • die Bäckerbehausung des Franz Nagl HNr. 43 (heute Rathaus),
  • die Rädermacherwerkstatt des Georg Zunterer HNr. 57 (heute „Klausnerhof“),
  • die Schneitmühle des Balthasar Neuner in Unterseefeld ,
  • die Mühle und Stampf des Thomas Nagl HNr. 94 (heute Haus neben dem ehem. „Kurhotel“).

Seit 1810 (Erasmus Neuner) ist einer dieser ältesten Gewerbebetriebe in Seefeld bis 2019 in der Hand der Familie Neuner, und seit 1830 (Balthasar Neuner) in direkter und ununterbrochener Abfolge in der Hand jenes Mannes und seiner direkten Nachkommen dem unser Clan seinen Vulgonamen „Hauser“ verdankt. Nun ist aber die Zeit gekommen, wo auch dieser (kleine) Gewerbebetrieb -wie viele andere auch- nicht mehr in der Lage ist, die wirtschaftliche Existenz einer Familie sicherzustellen, wie er dies ein halbes Jahrtausend lang, die letzten 200 Jahre davon für 7 Generationen von Neuner-Familien, ermöglichte. Die Säge wird 2019 stillgelegt und abgetragen.

Die Tradition der Sagschneiderei beim Hauser in Unterseefeld lebt aber trotzdem weiter: Erwin Neuner, der jüngere Bruder des letzten Sägewerksbesitzers Thomas Neuner, wohnt mit seiner Familie im benachbarten „Haus St. Gertrud“, Heilbadstraße 508. Im Jahr des Abbruchs der traditionsreichen „Hauser-Säge“ 2019 kauft er gemeinsam mit seinem Cousin Klaus Norz eine mobiles Sägewerk für seinen Privatgebrauch, das sie hinter dem Wohnhaus von Erwin Neuner betreiben.

 

6. Der „Alt-Hauser“ Johann Neuner

Balthasar Neuner hinterlässt den Betrieb, wie er ihn übernommen hat: er ist mit über 1.800 Gulden hoch verschuldet und deshalb für keines der Kinder sonderlich „attraktiv“. Im Nachlassprotokoll des Balthasar werden der ganze Besitz und damit auch die Last der enormen Schulden der Witwe Franziska übertragen. Der älteste Sohn Johann Neuner scheint den Betrieb zu führen, er ist 35 Jahre alt.

Alle neun Kinder sind wohlauf und wahrscheinlich noch zu Hause. Der verstorbene Vater Balthasar hat keine Regelung seines Nachlasses für seine Kinder zurückgelassen, so können sich seine Nachkommen auch nach dessen Tod nicht so schnell einigen, wer welchen Teil des Besitzes und vor allem auch der Schulden und Hypotheken übertragen erhalten solle.

Balthasars 1832 geborener und ältester Sohn Johann Neuner heiratet 1870 die 1842 geborene Theres (Theresia) Kluckner aus dem Seefelder Moosviertl.

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Das Elternhaus von Theres Neuner geb. Kluckner im Seefelder „Moosviertel“ auf einer historischen Aufnahme. Heute steht hier das Hotel Central, Münchner Straße 41.

Die Vorfahren der Theres Kluckner kommen zum Teil wiederum aus Leutasch. Der Vater der Braut ist Michael Kluckner, geb. 1807, der 1839 aus Oberleutasch Gasse 75 nach Seefeld gekommen ist und Maria Gapp („Schwab“), eine Tochter aus dem Haus Moosviertel 25 (heute Hotel Central Nr. 41), dem Nachbarhaus von Balthasars Geburtshaus, zur Frau genommen hat.

Michael Kluckners Eltern in Leutasch sind Patricius Kluckner (1772 – 1838) und Magdalena Pfefferle (geb. 1777), Tochter der Bauersleute Thomas Pfefferle („Fuirer“) und Katharina Nairz („Rosum“, Lochlehen).

Johann Neuners Frau Theres Kluckner hat noch zwei Schwestern: Katharina Kluckner heiratet den Lehrer Alois Nairz, dessen Eltern Nikodem Nairz und Maria Agathe Mößmer aus Oberleutasch stammen, Josefa heiratet einen herzoglichen Jäger namens Herbst herzoglich Nassau in Mittenwald.

Johann Neuners Schwiegermutter Maria Gapp stirbt 1870 (kurz nach der Hochzeit ihrer Tochter Theres). Sie wird 67 Jahre alt und erliegt einer „Gehirnlähmung“. Der Schwiegervater Michael Kluckner wird sehr alt. Er stirbt 1896 mit 90 Jahren als Pflegling im Malfatti-Institut in Innsbruck (heute „Haus St. Josef“) und wird auf dem daneben liegenden Friedhof von St. Nikolaus bestattet.

Der Alt-Hauser Johann Neuner ist von kleiner Statur mit braunen Haaren und braunen Augen, sein Markenzeichen ist eine lange Pfeife, die ihm beim Gehen auf den Oberschenkel aufschlägt. Wenig schmeichelhaft wird  er  als „breiter wie hoch“ beschrieben. Legendär ist seine Furcht vor Hexen und Geistern. Besonders haben es ihm die Geister und die Hexen in der Loba angetan. Diese sollen für manchen Rosenkranz verantwortlich sein, den der „Hauser“ auf seinem Fuhrwerk auf dem Weg nach Reith zwischen Seefeld und Auland (Reith) gebetet haben soll…

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Das Stammhaus der „Hauser“, Seefeld Heilbadstraße 93, auf einer cà 100 Jahre alten Aufnahme.

1877 übernimmt Johann Neuner von der betagten Mutter – sie ist inzwischen 72 Jahre alt geworden- auch rechtlich den Sägewerkbetrieb, den er offensichtlich bereits bisher geführt hat. Der gesamte Besitz hat einen Schätzwert von ungefähr 3.000 Gulden, ist aber bis über die Hälfte dieses Wertes verschuldet.

Johann Neuner und Theres Kluckner schenken zehn Kindern das Leben, allerdings werden nur fünf Kinder älter als 20 Jahre:

Die Kinder von Johann Neuner „Alt Hauser“ und Theres geb. Kluckner:

  • Michael, geb. 1871, heiratet Dominika Posch und in 2. Ehe Maria Schießling.
  • Johann, geb. 1872, verstirbt mit drei Jahren.
  • Die Zwillinge Anonymus und Josef, geb. 1874; während einer der Zwillinge noch während der Geburt stirbt, überlebt sein Zwillingsbruder Josef vorerst, stirbt aber im darauf folgenden Jahr wie viele Kinder damals an der weit verbreiteten Diphtherie. Am Graibstein scheint der verstorbene „Anonymus“  als „Heinrich“ auf.
  • Alois, geb. 1875, heiratet Josefa Neuner aus Oberleutasch.
  • Katharina, geb. 1877, bleibt ledig.
  • Maria, geb. 1878, stirbt bereits als junges Mädchen mit 15 Jahren 1893.
  • Sophia, geb. 1880, verstirbt mit 16 Jahren. Erzählungen zufolge überrascht sie auf der Reither Alm ein „Wirbelwind“, in großer Furcht läuft sie in der Dunkelheit nach Hause in Unterseefeld, verkühlte sich stark und verstirbt kurze Zeit später.
  • Anna, geb. 1881, bleibt ledig, Tochter Katharina.
  • Johann, geb. 1883, übernimmt das Haus und den Betrieb, heiratet Anna Sailer „Jagermartl“.

Details zu einigen dieser Kinder im nächsten Kapitel unten.

Die Grabtafeln der Familie vom Alt-Hauser“, vom alten Seefelder Friedhof.

Bei der Geburt des ersten Kindes ist der Großvater Balthasar Neuner bereits seit fünf Jahren tot, die Großmutter Franziska geb. Krug lebt als Witwe im Haus, ebenso der ledige Onkel Alois Neuner.

Die Eheleute Johann Neuner („Alt-Hauser“)und Theres Kluckner müssen großen Kummer und schwere Zeiten ertragen. Besonders schlimm ist es z. B. im Herbst 1875:

  • am 23. Oktober kommt das 5. Kind (Alois) auf die Welt,
  • 10 Tage später stirbt das zweitälteste Kind (Johann) mit 3 Jahren,
  • wieder eine Woche später stirbt ein weiteres Kind, Josef, mit 1 ½ Jahren, nachdem dessen Zwillingsbruder Anonymus („Heinrich“) im Vorjahr schon bei der Geburt verstorben ist..

Das Familienleben ist geprägt von vielen Zwistigkeiten unter einigen Kindern, besonders der älteste Sohn Michael, der es zu großem Wohlstand und Ansehen in Seefeld bringen wird, und der jüngste Sohn Johann (der später den maroden Betrieb weiterführen wird) vertragen sich ihr ganzes Leben lang nicht. Den Hintergrund dafür bilden die drückende Schuldenlast auf dem Betrieb, die Ansprüche der einzelnen Kinder, und wohl auch die sehr ausgeprägten Charaktere. Dem Betrieb scheint von den Kindern keiner mehr eine echte Chance zu geben.

Der „Alt-Hauser“ Johann Neuner verstirbt 1907 mit 75 Jahren an Altersschwäche, seine Frau Theres geb. Kluckner verstirbt 10 Jahre später an einem Herzfehler, sie wird ebenfalls 75 Jahre alt.

         Sterbebild Alt-Hauser    Sterbebild Hauser Theres

 

7. „Alt-Hausers“ (Johann Neuners) Nachkommen

Wie bereits erwähnt, erreichen die Hälfte der zehn Kinder (Überblick siehe oben) von Johann Neuner und Theres geb. Kluckner nicht das Erwachsenenalter. Ein Kind überlebt die Geburt nicht (Anonymus, geb. 1874), Josef (geb. 1874) verstirbt mit einem Jahr, Johann (geb. 1872) mit drei Jahren. Besonders tragisch erscheint der Tod der beiden Töchter Maria (geb. 1878), die mit nicht einmal 15 Jahren an einem „Herzschlag“ verstirbt, und Sophia (geb. 1880), die mit 16 Jahren an einer „Gedärmeentzündung“ verstirbt. Man erzählt, dass sie in der Dunkelheit aus Furcht vor den bösen Geistern so schnell von der Reither Alm durch den Wald nach Hause gelaufen sei, dass sie sich dabei so überanstrengt und verkühlt habe, dass sie und nach einiger Zeit daran verstarb.

Hier einige Details zu den bereits oben genannten Kindern von Johann Neuner und Theres Kluckner:

Michael Neuner „Hauser Michl“:

Der älteste Sohn Michael Neuner („Hauser Michl“) kommt ein Jahr nach der Hochzeit der Eltern 1871 auf die Welt, er heiratet 1897 die Posch Dominika aus Ehrwald und zieht vom hoch verschuldeten Elternhaus weg. Er kauft das Haus Nr. 92 (heute „Haus Mühlwald“) und startet eine beachtliche wirtschaftliche Karriere. Er besitzt Schürfrechte, ist Gastwirt („Jägerheim“), mehrfacher Hausbesitzer und erfolgreicher Holzhändler. Er nennt 72 Wälder und zahlreiche Grundstücke sein eigen, bei der Schützenkompanie Seefeld ist er Fähnrich.

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Hauser Michls „Jägerheim“ in der Münchner Straße 86.

In späteren Jahren verlaufen die Geschäfte nicht mehr so gut. Er wird 1956 sterben. Nach der „Trennung von Tisch und Bett“ von seiner Frau Dominika lebt er ab 1913 in Partnerschaft mit Maria Schießling aus Scharnitz, die er über 25 Jahre später 1939 heiraten wird. In der Zwischenzeit schenken sie sieben Kindern das Leben. Diese heißen bis zur Eheschließung der Eltern mit Familiennamen Schießling:

  • Adolf, geb. 1914, lange Zeit Sagschneider im Lehenwald und in der Triendelsäge,
    Maria Gössinger geb. Neuner
    Maria Gössinger geb. Neuner

    später in der Säge des Onkels bzw. deren Nachkommen beim„Hauser“, zum Schluss Angestellter bei der Gemeinde Seefeld und immer noch passionierter Holzfäller. Er heiratet Maria Vrhnjak aus Kärnten, sie haben einen Sohn Adi Neuner (der mit Helene Schnabl eine Familie gründet), und bauen sich ein Haus neben dem Elternhaus (Heilbadstraße 376). Adolf stirbt 1975, seine Frau Maria 2006, deren Sohn Adi bereits 2000.

  • Theresia, heiratet nach Innsbruck.

    Neuner Alfred
    Alfred Neuner
  • Maria, geb. 1917 in Scharnitz,  heiratet nach dem Tod ihres ersten Mannes im Krieg noch ein zweites mal (Ernst Gössinger). Das Paar hat drei Töchter. Eine von ihnen ist Helene Gössinger, geb. 1947. Sie wird Friseurin, schenkt einem Sohn Markus 1968 das Leben und verstirbt 1992 in Wagna in der Steiermark.
  • Otto, geb. 1918, verstirbt bereits bei der Geburt.
  • Alfred, geb. 1919, Waldhüter, stirbt 1958 mit 38 Jahren auf tragische Weise bei einem Unfall mit seinem Moped bei den Bahnschranken der Mittenwaldbahn in der Münchnerstraße. Er hinterlässt seine Frau Käthe geb. Schönfelder, Tochter Gerda, geb. 1947, und Sohn Manfred geb. 1955.

    Neuner Hubert
    Hubert Neuner
  • Cäcilia, geb. 1929, heiratet 1949 den französischen Soldaten Gullermin, in zweiter Ehe Frank Stanek in Salzburg.
  • Hubert, geb. 1932, übernimmt das elterliche Haus Nr. 92, heiratet 1954 die Emma Gruber (geb. 1929). Dieser Ehe entstammen drei Kinder, die alle eine Familie gründen: Norbert (geb. 1955), Gernot (1957) und Diana (geb. 1960).

 

Alois Neuner:

Alois Neuner kommt 1875 auf die Welt. Er arbeitet vorerst im Sägewerk zu Hause, wird dann der erste Betriebsleiter im neu erbauten Elektrizitätswerk der Gemeinde Seefeld unterhalb des Wasserfalls. Bei der Musikkapelle Seefeld ist er Klarinettist. 1911 heiratet er die Josefa Neuner aus Oberleutasch (geb. 1874), sie wird mit 95 Jahren ein sehr hohes Alter erreichen (verst. 1969). Alois stirbt fast 20 Jahre vor ihr, 1950 mit 75 Jahren.

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Historische Aufnahme vom ehemaligen E-Werk der Gemeinde Seefeld unterhalb der heutigen Kläranlage.
Roland Neuner
Roland Neuner

Ihr einziger Sohn Alfred Neuner (1899 – 1981) übernimmt vom Vater den Posten des Betriebsleiters im E-Werk bis zur Auflassung des

Neuner Egon
Egon Neuner

Werkes und dem Ankauf durch die TIWAG. In erster Ehe ist  er verheiratet mit Caecilia Zottmayer aus Mittenwald (geb. 1903, verstorben 1942  mit  nur  39 Jahren), aus dieser Ehe stammen die Kinder Egon (1930-2016) und Roland (1934-2001). Nach dem Tod der ersten Frau heiratet Alfred in zweiter Ehe Wilhelmine (Mina) Leitner, aus dieser Ehe stammt der Sohn Edmund (Edi) Neuner („Fiakerei Neuner“).

 

Katharina Neuner („Hauser Kathi“):

Als sechstes Kind (und erste Tochter) kommt Katharina  1877 zur Welt. Sie geht bereits als minderjähriges Mädchen nach Innsbruck „in Dienst“, später nach Wien. Dort pflegt sie in der Pulverturmstraße im 9. Bezirk (Alsergrund) jahrelang einen älteren herzkranken Hofrat, den sie immer wieder zum Glauben zu bekehren versucht (erfolglos), wie aus ihren Briefen nach Hause hervorgeht. Sie stirbt ledig mit 70 Jahren 1947 der Überlieferung nach aus Angst vor dem Teufel, vor dem sie sich auf dem Klosett eingesperrt hat. Ihre Verlassenschaft deckt gerade die Kosten für den Todesfall und das Grab der Stadt Wien.

Anna Neuner:

Anna, die jüngste Tochter vom Alt-Hauser und der Theres Kluckner, wird 1881 geboren. Sie arbeitet zuerst im elterlichen Haushalt mit, später führt sie dem ältesten Bruder Michael den Haushalt im Nachbarhaus Nr. 92, da dieser und seine Frau im Gasthof Jägerheim vollauf beschäftigt sind. Anna stirbt 1940 nach  langer und schmerzhafter Krankheit. Ihr Grab bzw. ihre Grabtafel war an der Kirchenmauer vis a vis des Grabes der Eltern.

1912 schenkt Anna einer Tochter Katharina Neuner das Leben, der Vater ist der Sagschneider im Lehenwald Andrä Kleissl aus Leutasch. Katharina bekommt 1935 einen Sohn Edwin Neuner, der 1961 nach Köln heiraten wird, ehe sie 1947 Dornegger Max heiratet. Die Ehe wird aber bald wieder getrennt. Auf Grund der engen Wohnverhältnisse und der ungünstigen Anordnung der Zimmer im Elternhaus kommt es zwischen Anna mit ihrer Tochter Katharina und den anderen Hausbewohnern immer wieder zu großen Konflikten, dem man schließlich durch ein Bau eines kleinen Häuschens (Nr. 222) oberhalb des Sägewerkes begegnet.

Johann Neuner („Hauser Hans“)

Der jüngste Spross der Familie ist Johann („Hauser Hans“), geb. am 20.1.1883. Er wird das Hauser-Anwesen und den Sägewerksbetrieb weiterführen. Siehe nächstes Kapitel.

 

8. „Hauser Hans“ Johann Neuner jun.

Der „Alt-Hauser“ und Vater vom „Hauser Hans“ Johann Neuner jun. stirbt 1907 mit 75 Jahren an Altersschwäche. Zu diesem Zeitpunkt sind die Schulden so hoch, wie der ganze Betrieb mit allen Grundstücken geschätzt wird. Er kann sich nicht durchringen, einen der Söhne zum Erben des Betriebes und der kleinen Landwirtschaft einzusetzen – oder angesichts der wirtschaftlichen Lage einen von ihnen damit zu belasten. Es kann auch sein, dass er sich in einen Streit unter den Brüdern nicht mehr einmischen wollte. Er hat auf jeden Fall alles seiner Frau Theres geb. Kluckner überlassen.

Wie dessen beiden älteren Söhne Michael und Alois Neuner arbeitet das jüngste Familienmitglied Johann Neuner von Klein auf im elterlichen Sägewerksbetrieb. Sobald sich für die älteren Brüder aber eine andere berufliche Chance ergibt, greifen sie zu, das Sägewerk scheint ihnen auf Grund der wirtschaftlichen Lage keine Existenz zu bieten. Michael wird Holzhändler und Gastwirt (siehe oben), Alois wird Betriebsleiter im E-Werk der Gemeinde in einiger Entfernung unterhalb des Elternhauses Richtung Lehenwald. Dem jüngsten Sohn Johann wird wohl oder übel keine andere Wahl geblieben sein, als den elterlichen Betrieb im rechtlichen Besitz der verwitweten Mutter mehr oder weniger schlecht über die Runden zu bringen.

Johann Neuner „Hauser Hans“, 1924

Johann Neuner scheint im Auftrag der Mutter den Betrieb in die Hand zu nehmen. Er versucht das Ruder herumzureißen und investiert kräftig: für den Großauftrag des Dachstuhls für das neue Hotel Post, das mitten im Ortszentrum an Stelle des alten Gasthofes der Familie Hörting im Bau ist, muss das zu kleine Sägewerk umgebaut werden.

Nicht nur mutige Investitionen, der tage- und nächtelange Schnitt von Bauholz, und günstige äußere Rahmenbedingungen ermöglichen einen wirtschaftlichen Umschwung, auch schmerzliche taktische Entscheidungen werden notwendig. So muss der Hauser Hans seine Tätigkeit mit seinem „Es-Genes“ (eine Art Euphonium) in einer der beiden untereinander zerstrittenen Seefelder Musikkapellen in Seefeld (mit den „Engländern“ und „Buren“ genannten Kapellen gab es in dem 500-Seelen-Dorf damals tatsächlich zwei Blaskapellen; deren Namen sagt etwas über das gegenseitige Verhältnis dieser beiden Kapellen aus!) beenden, weil die Wanner-Geschwister („Bäckeler“) bei der konkurrierenden Kapelle spielen, gerade neue Häuser bauen, und der Hauser Hans dafür den Auftrag zur Lieferung des Dachstuhles bekommen muss.

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Die alte Hauser Säge in Unterseefeld: Vater Hauser Hans (Johann Neuner) und seine beiden Söhne Fritz und Erwin. Cà 1934.

Die eigentliche betriebliche „Revolution“ erfolgt vier Jahre nach dem Ableben des „Alt-Hausers“, der allen Neuerungen kritisch gegenüberstand: die „Einfache“, eine von Wasserkraft angetriebene Säge mit nur einem Sägeblatt, mit der man 30 bis 40 Bretter am Tag schneiden konnte, wird gegen einen elektrisch betriebenen „Kirchners-Ideal-Vollgattersäge-Schnellgatter“ aus Leipzig ersetzt. Damit kann nun die 10-fache Menge an Schnittleistung erbracht werden. Die Energie liefert jetzt nicht mehr das Wasser des Seebaches, sondern elektrischer Strom, der vom vom neuen E-Werk, in dem Bruder Alois inzwischen Betriebsleiter geworden ist, auch in das Wohnhaus gegenüber der Säge kommt damit das elektrische Licht.

So schön und notwendig einerseits der Aufschwung war und damit die Rettung des Betriebes durch die Bezahlung der enormen Schulden möglich wurde, so schlimm sind in den folgenden Jahrzehnten andere Sorgen und Verpflichtungen: Ausbruch des Weltkrieges, Geldentwertung, eine schlimme Verletzung an der Hand, Beginn einer jahrelangen Auseinandersetzung mit der Gemeinde um das Wasserrecht, schwierige Verhandlungen über die Ablösesumme für das Nutzungsrecht an der Säge mit Bruder Michael usw.

1917 stirbt die Mutter Theres Neuner geb. Kluckner, im Zug der Nachlasshandlungen wird der jüngste Sohn Johann Neuner „Hauser Hans“ nun auch rechtlich zum Besitznachfolger eingesetzt, allerdings mit außerordentlich hohen Auflagen. Die Geschwister Alois, Anna und Katharina bekommen eine hohe Abfindung, die Schulden der Mutter an die Schwägerin Josefa Neuner müssen bezahlt werden. Anna und deren Tochter Katharina, sowie die Schwester Katharina bekommen auf Lebenszeit für den ledigen Stand das Wohnrecht im Haus. Michael erhält das erste und vorrangige Benützungsrecht für die Säge, wenn er sie braucht. Nur wenn Michael keinen Bedarf hat, steht die Säge dem jüngeren Bruder Johann zur Verfügung, ausgenommen im Jänner, in diesem Monat kann Johann frei über die Säge verfügen. Schritt für Schritt löst Johann die enormen Probleme, auch wenn einzelne Streitereien noch jahrelang nachwirken werden:

  • Die Abfindungen an die Geschwister werden von Johann verzinst und in Halbjahresraten abgestottert.
  • Für die Bezahlung der Schulden der Mutter nimmt er einen Kredit auf.
  • Das Benutzungsrecht der Säge für seinen Bruder Michael kauft ihm Johann ab. Er bezahlt 1925 unglaublich klingende 24 Mio Kronen (Hinweis auf die rasante Geldentwertung) und im nächsten Jahr 1926 noch einmal 480,- Schilling.
  • Probleme aus dem Wohnungsrecht für die Schwester Anna und deren Tochter Katharina werden dadurch gelöst, dass Johann 1933 ein eigenes Häusel mit der HNr. 222 oberhalb der Säge errichten lässt, das er Anna und deren Tochter zur freien Benutzung auf den ledigen Stand zur Verfügung stellt. Später werden darin die frisch vermählte Tochter Rosa mit ihrem Mann Wanner Johann und dem neugeborenen Sohn Helmut wohnen.
Anna Neuner geb. Sailer, 1917

Johann Neuner heiratet im gleichen Jahr 1917, in dem seine Mutter Theres stirbt, die Anna Sailer, eines der insgesamt 17 Kinder des Sailer Josef, „Jagermartl“.

Anna Sailer kommt 1895 auf die Welt. Sie ist das letzte der 11 Kinder von Magdalena Hiltpolt, der ersten Frau von Josef Sailer. Nach deren Tod heiratet Josef Sailer in 2. Ehe die Berta Schatz aus Inzing, aus dieser Ehe stammen sechs weitere Kinder – Stiefgeschwister von Anna Neuner.

Der Vater Josef Sailer ist Bauer, Frächter und Steinölbrenner in Unterseefeld 69, geboren 1854. Er erreicht mit 81 Jahren ein hohes Alter und verstirbt 1935, Tochter Anna wird dann 40 Jahre alt sein und noch etwa 4 Jahre leben. Die Familie von Josef Sailer wohnt im heute noch existierenden „alten“ Jagermartlhaus in Unterseefeld, Münchnerstraße Nr. 69.

Die Mutter Magdalena Hiltpolt ist 1855 geboren und stammt aus der Seefelder Schmiede-Familie Hiltpolt im Dorfzentrum, die bis heute u.a. eines der ältesten Gewerbe in Seefeld betreibt. Magdalenas Vater ist der Schmiedemeister Anton Hiltpolt, der 1844 die Karolina Heigl heiratet.

Magdalena Hiltpolt verstirbt 3 Tage nach der Geburt von Anna Sailer mit erst 39 Jahren. Sie hinterlässt ihren Witwer Josef Sailer mit dem 3 Tage alten Säugling und sieben weiteren unmündige Kinder (drei sind bereits verstorben), das älteste ist 15 Jahre.

Hier springen einerseits die Tochter aus dem Nachbarhaus und andererseits die Schwester des Witwers ein:

  • Berta Schatz, die 24jährige Tochter von Anna Schatz aus Inzing (die inzwischen mit dem Nachbarn und Verwandten Oswald Sailer verheiratet ist), kommt als Haushaltshilfe und Kindermädchen zum Witwer Jagermartl Josef Sailer. Sie wird später seine zweite Frau .
  • Anna Neuner geb. Sailer, „Liasn Anna“, die 1856 geborene jüngere Schwester des Witwers, die seit zehn Jahren mit dem aus Leutasch stammenden Friseur Elias Neuner verheiratet ist, nimmt das Baby für einige Zeit zu sich in ihr Haus in der Schiffgasse, heute „Landhaus Neuner“, Innsbruckerstraße 4.  Anna Sailer ist in ihren ersten Lebensjahren also bei Zieheltern.

In ihrer Jugend ist Anna Sailer in mehreren Seefelder Betrieben im Dienst, als Magd 1910-1912 beim Metzger Johann Niederkircher (Schwager), anschl. als Kellnerin (mit 17 Jahren) im Sommer 1912 bei Sigmund Wanner in der Pension Hermannstal, im Winter 1912-1913 als Dienstmädchen bei der Hofratsgattin Lina Schusterschitz in Innsbruck, im Sommer 1913 als Zimmermädchen wiederum bei Sigmund Wanner im „Hermannstal“, und dann bis 1915 als Hausmagd beim Bäckermeister Paul Wanner in Seefeld.

Eintragung im Dienstbotenbuch von Anna Sailer

Mit 22 Jahren heiratet Anna Sailer 1917 den Sagschneider Johann Neuner „Hauser Hans“ und zieht zu ihm nach Unterseefeld. Sie schenken vier Kindern das Leben:

  • Anna, geb. 1918, heiratet nach Neuleutasch zum Johann Krug „Kurrer Johann“.
  • Rosa, geb. 1919, heiratet den Johann Wanner „Denggn Hans“ aus Reith.
  • Erwin, geb. 1920, heiratet die Gertrud Kluckner „Hackl“ aus Leutasch.
  • Fritz, geb. 1924, heiratet die Leutascherin Frieda Reindl.

Details zu diesen Kindern im nächsten Kapitel unten.

Hauser Hans und Anna Sailer
Der „Hauser Hans“ Johann Neuner und seine Anna geb. Sailer, cà 1937

Die Mutter Anna Neuner geb. Sailer wird nicht alt, sie stirbt völlig überraschend während eines eher harmlosen Klinikaufenthaltes bereits mit 44 Jahren 1939, drei Monate vor Ausbruch des II.Weltkrieges.

Der Vater Johann Neuner („Hauser Hans“) stirbt nach 10 jährigen gesundheitlichen Beschwerden mit 77 Jahren 1960.  Den Sägewerksbetrieb führt zu diesem Zeitpunkt bereits sein Sohn Erwin Neuner, der mit seiner Familie auch das Elternhaus übernommen und seine drei weichenden Geschwister ausgefertigt hat.

 

9. Die Nachkommen vom „Hauser Hans“

 

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Die Familie vom „Hauser Hans“ und seiner Anna. Die Kinder von li: Fritz, Anna, Erwin und Rosa.

Die vier Kinder (siehe oben) von Johann Neuner „Hauser Hans“ und Anna geb. Sailer bilden die dritte Generation nach dem Hauserclan-Begründer Balthasar Neuner.Anna Neuner:

Die älteste Tochter Anna, geb. 1918, heiratet 1944 den Leutascher Öberjäger Johann Krug

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Hochzeitsfoto von Anna Neuner und Johann Krug, 1944

„Kurrer“ (1913 – 1976). Er trägt jenen Vulgonamen „Kurrer“, den früher Jahrhunderte lang die Leutascher Vorfahren von seiner Frau Anna geführt haben! Sie bauen sich in Neuleutasch ein Haus. Ihr Sohn Klaus Krug kommt 1946 auf die Welt, wird Koch und kommt in der ganzen Welt (incl. der Weltmeere)  herum. Mit Gabriele Rauth gründet er eine Familie. Ihre zwei Kinder sind Nico Krug, der heute in der Nähe von Graz lebt und eine eigene Familie gegründet hat, und Simone Krug, eine begnadete Restauratorin und Lehrerin in Elbigenalp.  Anna Krug geb. Neuner stirbt 2002 mit 84 Jahren, nach 27 Witwenjahren

Rosa Neuner 

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Hochzeitsfoto Rosa Neuner und Johann Wanner, 1948

Rosa, geb. 1919, heiratet 1948 den Bergmann Johann Wanner „Dengg“ (1909 – 1997). Sie wohnen zuerst im kleinen Häuschen Nr. 222 in der Heilbadstraße, das Rosas Vater Johann Neuner ursprünglich für seine Schwester Anna und deren Tochter Katharina gebaut hat. Johann  und Rosa Wanner  bauen sich mit Unterstützung ihrer Familien im neu erschlossenen „Gschwandt“, der zur Gemeinde Reith gehört, aber durch seine Lage am Wildsee und seiner Nähe zum Seefelder Ortszentrum enge Beziehung zu Seefeld hat, ein kleines Haus.  Sohn Helmut Wanner kommt 1948 auf die Welt, Florian Wanner 1951. Rosa Wanner verstirbt mit 78 Jahren 1996, ein Jahr vor ihrem Mann Johann Wanner.

 

Erwin Neuner

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Hochzeitsfoto Erwin Neuner und Gertrud Kluckner, 1950

Erwin, geb. 1920, heiratet 1950 die Gertrud Kluckner „Hackl“ aus Leutasch (1929 – 2007). Sie kommt ursprünglich als junges Mädchen nach Seefeld, um als Haushaltshilfe im Hauser-Anwesen in Unterseefeld den dort verbliebenen drei Männern (Witwer Johann Neuner und seine beiden Söhne Erwin und Fritz – die beiden Töchter Anna und Rosa haben weggeheiratet) mit ihrem Sägewerksbetrieb und der kleinen Landwirtschaft unter die Arme zu greifen. Sie wechselt die Rollen und wird die Frau des älteren der beiden Geschwister. Ihre sieben Kinder sind Johann (sozusagen „Hauser Hans III.“, geb. 1951), Martin (geb. 1953), Thomas (geb. 1955), Bernhard (geb. 1957), Erwin (geb. 1960), Gertrud (geb. 1961) und Barbara (geb. 1962).

Erwin Neuner übernimmt den Betrieb und das Anwesen und hilft seinen Geschwistern beim Hausbau. Er stirbt 1988 im 68. Lebensjahr, seine Frau Gertrud 2007.

Den Sägewerksbetrieb übernimmt 1983 der Sohn Thomas Neuner.  Bis vor Kurzem arbeitet mit dem älteren Sohn von Thomas Neuner, Thomas Neuner jun. (geb. 21.3.1990) bereits die siebte Generation der Familie Neuner in ununterbrochener Reihenfolge als Inhaber des Sägewerkes in diesem Betrieb. Nun musste der Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen im Jahr 2019 geschlossen werden. Das „Hauser-Stammhaus“ Heilbadstraße 93 stand schon seit Jahren leer und wurde, da es baufällig geworden ist, ebenfalls 2019 abgerissen und durch einen etwas weiter von der Straße abgerückten Neubau ersetzt.

 Fritz Neuner

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Hochzeitsfoto Fritz Neuner und Frieda Reindl, 1953

Fritz, geb. 1924, heiratet 1953 die Frieda Reindl aus Leutasch/Moos (geb. 1929). Die Eheleute haben vier Kinder: Anna (geb. 1955), Oswald (geb. 1959), Gerhard (geb. 1960) und Alois (geb. 1961).

Fritz arbeitet zuerst jahrelang im Sägewerk des Vaters bzw. seines Bruders Erwin, später bei der Gemeinde Seefeld. Die Familie baut sich ein Haus im Föhrenwald. Fritz Neuner verstirbt 2004.

 

 

 

 


Aus Gründen des Schutzes der Privatspäre unserer Familien endet unsere „Hausersaga“ an dieser Stelle. Die Geschichte unserer Generation und jener nach uns werden unsere Nachkommen schreiben, sollten sie Spaß daran haben bzw. einen Sinn darin erkennen.


 

Zum Schluss: Unspektakuläre Geschichte einer Familie, die sich einiger ihrer Wurzeln erinnert

Am Ende dieses kleinen historischen Streifzuges auf der Fährte der Vorfahren des Hauser-Clans und des untrennbar damit verbundenen Sägewerkbetriebes in Unterseefeld muss natürlich noch einmal darauf hingewiesen werden, dass die Zurückführung der familiären Herkunft auf einen einzigen „Stammvater“ grundsätzlich falsch ist, gehören zur Weitergabe des Lebens bekanntlich zwei Personen. Deshalb kommen mit jeder Generation neue Familientraditionen mit ihrer je eigenen Geschichte und neue biologische Bereicherungen zusammen und werden als neue Schöpfung in den Kindern weitergegeben. Trotzdem ist es interessant und unseres Erachtens legitim, die Begründer und Träger unseres Vulgo- oder Hausnamens und deren Geschichte(n) zurückzuverfolgen und dabei zu entdecken, welche Querverbindungen zwischen den Trägern eines gleichen Namens zu anderen Familien, zur Orts- und Landesgeschichte oder zu gesellschaftlichen Entwicklungen bestehen. Vergangenheit wird so zu einem Stück eigener Geschichte  .

Und dann ist es eigentlich nicht sehr wichtig, ob es in einer Familie nur so wimmelt von wichtigen und geschichtlich bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kirche oder Militär, oder ob es sich – wie bei den Hauser – durch die Jahrhunderte in der Regel um ganz einfache Bauersleute und Handwerker handelt, die sich den Mühen und Plagen des Alltags zu stellen hatten.

Geschichtsschreibung ist immer (nur) eine Momentaufnahme, basierend auf dem derzeit verfügbaren Wissensstand. Durch neue Erkenntnisse und zusätzliche Informationen kann und muss sie immer wieder ergänzt, berichtigt, ja zum Teil umgeschrieben werden. Wir bedanken uns schon im vorhinein ganz herzlich für höchst willkommene Kritik, Richtigstellungen, für Ergänzungen und zusätzliche Informationen (hauserhans@gmx.net).

  1. Pfarrchronik Scharnitz []