Die Seefelder Gapp, oder „Die Tschurpen-Saga“

Dies ist die Geschichte der Vorfahren eines alten Seefelder Familienclans, vornehmlich jener Träger des Familiennamens Gapp mit dem Vulgonamen „Tschurp“.1.

Um den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten werden hier keine persönlichen Daten zu den heute lebenden Generationen veröffentlicht.

Es ist natürlich problematisch, die Geschichte der Träger eines bestimmten Familien- oder Vulgonamens als  „Familiensaga“ zu bezeichnen, da eine solche „Saga“ die Geschichte der mütterlichen Vorfahren weitgehend ausblendet, da zumindest ihre ehelich geborenen Kinder ausschließlich den Familiennamen des Vaters erhielten. Bei einer „Familiengeschichte“, die sich an einem bestimmten Familiennamen oder Vulgonamen orientiert, bleiben somit die Familiengeschichten gerade jener ausgespart, die uns auf die Welt brachten und uns den Start ins Leben hinein be“sorgten“.

Die „Tschurpen-Saga“ kann und will somit keine umfassende „Familiengeschichte“ sein, sondern (nur) ein hoffentlich interessanter Einblick in das Leben von Trägern dieses Familien- bzw. Vulgonamens.

Im Jahr 2016 haben 3.312 Personen in Seefeld ihren Hauptwohnsitz, 16 von ihnen führen den Familiennamen Gapp, 4 weitere Personen sind „geborene“ Gapp . 15 von diesen 20 MitbürgerInnen sind „Tschurp“ und führen damit einen der ältesten und traditionsreichsten Vulgonamen unseres Dorfes.

Eine Geschichte zu einem Familiennamen (und dessen Träger), den gerade einmal 0,6% der „einheimischen“ Seefelder führen? Ein Blick zurück in die Geschichte und Entwicklung unseres Dorfes fördert aber Erstaunliches zutage: vor 150 Jahren besitzen die Gapp in Seefeld 13 der damals 95 Häuser, das sind fast 14%!

Seefeld in Tirol um 1900, im Hintergrund die Seefelder- und Reither Spitze, im roten Kreis das um 1800 von Michael Gapp errichtete Bauernhaus, heute „Haus Notburga“ Nr. 66 an der Leutascher Straße. Michael Gapp ist der erste uns bekannte Seefelder mit dem legendären Vulgonamen „Tschurp“. Historische Ansichtskarte, Seefelder Heimatmuseum.

I. „Gapp“ sind wir fast alle

Einen oder eine „Gapp“ wird deshalb mit einiger Sicherheit jede und jeder finden, der sich für seine Seefelder Vorfahren interessiert. Egal zu welchem Familienclan man gehört, der seit mehreren Generationen in Seefeld ansässig ist: je weiter man in den Annalen seiner Familie zurückblättert, umso öfter tauchen Familiennamen auf, die sich auch in den anderen Familientraditionen finden. Z.B. in jenen, die bereits in früheren Jahrbüchern der Gemeinde Seefeld beschriebenen wurden: „Neuner“ (Hausersaga, Jahrbuch 2010), „Zunterer“ (Zunterersaga, Jahrbuch 2011), „Kuen“ (Gschlösslersaga, Jahrbuch 2012), „Rauth“ (Rauthsaga, Jahrbuch 2013),  „Tiefenbrunner“ (Tiefenbrunnersaga, Jahrbuch 2014),  „Haslwanter“ (Gruggersaga, Jahrbuch 2016), oder „Sailer“ (Jagermartlersaga, Jahrbuch 2017). Und so ist es auch bei den „Gapp“.

Im Urbarium 1678 des Seefelder Klosters (eine Art Steuerliste) treffen wir bei den ca. 24 angeführten Hausbesitzern auf mehrere bis heute bei uns vorhandene Familiennamen: Egger, Gruber, Haslwanter, Heigl, Klotz, Neuner, Sailer, Schennach, Suitner2  – und auf vier Gapp-Familien: jene von Hans Gapp, Wolfgang Gapp, Georg Gapp und Martin Gapp

Seefeld war vor 400 Jahren, einer Zeit, aus der uns die ersten (umfassenden) schriftlichen Aufzeichnungen über dessen Einwohner zur Verfügung stehen3, ein kleines Nest mit kaum mehr als 20 Häusern bzw. 30 Familien. Kein Wunder, dass dadurch der „Heiratsmarkt“ sehr überschaubar und durch die damalige Praxis der Eheschließungen („Liebe“ war ja nicht immer das einzige bzw. ausschlaggebende Motiv für eine Verehelichung…) wirklich sehr klein war, auch wenn wir in Seefeld (im Unterschied z.B. von Leutasch) erstaunlicherweise relativ oft Ehepartner finden, die „von auswärts“ stammen. Für die alteingesessenen Seefelder Familien stellt sich heute somit kaum die Frage, „ob“ sie irgendwie miteinander, sondern eher, „wie“ sie miteinander verwandt sind.

Wenn wir also in diesem Beitrag versuchen, die Familientradition der Seefelder „Gapp“ und insbesondere jener Gapp mit dem Vulgonamen „Tschurp“ bis zurück zu den ersten vorhandenen schriftlichen Aufzeichnungen über die Zusammensetzung der Seefelder Bevölkerung darzustellen, kann das Ergebnis nicht nur für die Mitglieder der Gapp-Familien von Interesse sein, sondern jede und jeder kann dabei einige seiner eigenen Vorfahren entdecken. Und wie bei jeder Familiensaga eines Dorfes erfahren wir bisher vielleicht Unbekanntes über unseren Ort aus fernen Zeiten.

Von den 2016 in Seefeld wohnenden 20 Gapp (Hauptwohnsitz) gehören, wie bereits eingangs erwähnt, 15 zum Familienclan der „Tschurp“, 2 zum Clan der „Tumeler“, 1 Mitbürgerin stammt aus der Familie des vor einigen Jahrzehnten berufsbedingt von Vorarlberg nach Seefeld gezogenen Gendarmeriebeamten Ernst Gapp, und 2 zum ehemaligen Clan der „Binder“, die bis zu den Recherchen dieses Artikels gar nicht wussten, dass sie als „Zugereiste“ Seefelder Vorfahren aus dem Gapp-Clan der „Binder“ haben, der seit mehreren Generationen in Seefeld ausgestorben erschien.

Bis auf die Nachkommen von Ernst Gapp (Gendarmeriebeamter) können alle Seefelder Gapp ihre Ahnen mit dem Familiennamen Gapp lückenlos bis zum Beginn der verfügbaren schriftlichen Aufzeichnungen um das Jahr 1600 zurückverfolgen. Wir kennen somit namentlich die letzten 12(!) Seefelder Gapp-Generationen.

Ob die erste namentlich bekannte Gapp-Generation bereits in Seefeld gelebt, oder nur hier getauft wurde bzw. hier geheiratet hat, ist nicht ganz sicher. Dies ist aber auf jeden Fall seit Gapp Wolfgang und seiner Frau Othilia (auch Ottilia o.Ä.) Schönacher (oder Schennach), Eheschließung 1641, belegt.

Ein Familienzweig aus den Nachkommen der ersten Seefelder Gapp sind die „Tschurp“ . Sie bekommen ihren Vulgonamen allerdings erst mit Michael Gapp (1756-1831) einige Generationen später. Von den ersten namentlich bekannten Gapp Familien stammen neben diesen späteren „Tschurp“ auch andere Gapp-Clans ab, die zum Teil über einen langen Zeitraum in Seefeld wohnen. Zu den bekanntesten unter ihnen zählen die „Max“ (nach Maximilian Gapp [1701-1785]), deren letzte Vertreterin Pauline Gapp mit ihrem Ehemann Paul Norz das Landhaus „Max“ in der Haspingerstraße in Unterseefeld errichtet). Andere Gapp-Clans sind z. B. die „Fux“, die „Binder“, die „Kuchenmichl“ und die „Praxer“. Allerdings sind alle diese Linien erloschen – bis auf die „Tschurp“, die „Tumeler“ (die eigentlich in Reith/Mühlberg zu Hause sind) und die beiden „Binder“-Nachkommen, die nach drei Generationen Abwesenheit der „Binder“ in Seefeld wieder hierher zurückgekehrt sind.

Während der letzten vier überschaubaren Jahrhunderte waren zudem immer wieder Gapp-Familien in Seefeld ansässig, die nicht von den uns bekannten ersten Gapp stammen, sondern später von auswärts zugewandert sind, deren Linien inzwischen aber ebenfalls alle erloschen sind.

Der einerseits nicht unbegrenzt zur Verfügung stehende Platz in diesem Artikel und die andererseits im Rahmen der Recherchen erarbeitete Fülle an Datenmaterial zu den Gapp-Familien in Seefeld zwingen zu einer Beschränkung. Unsere Wahl fällt auf die schwerpunktmäßige Darstellung des wichtigsten und von Beginn der schriftlichen Aufzeichnungen bis heute in Seefeld ansässigen Gapp-Clans der „Tschurp“.

Die heute in Seefeld lebenden Personen bzw. Familien mit dem Familiennamen Gapp (Ledigennamen) und deren Ahnen.  Die Ziffern beziehen sich auf die gezählte Generation seit Joannes Gapp, dem ersten namentlich bekannten Gapp als Urahn (fast) aller heute in Seefeld ansässigen Gapp. Korrektur: Alois Gapp heiratet Maria Neuner 1913, nicht 1876.

II. Der Familienname Gapp, der Vulgoname „Tschurp“

1. Die Verbreitung des Familiennamens Gapp

In Seefeld war der Familienname Gapp zeitweise sehr stark verbreitet. Vor 300 Jahren gab es z.B. in Seefeld in einem einzigen Jahr (1717) sogar 8 Geburten von Gapp-Kindern (von 22 Jahresgeburten). D.h., dass mehr als 1/3 aller in diesem Jahr in Seefeld geborenen Kinder aus einer Gapp-Familie stammen.

Der Familienname „Gapp“ kommt seit Jahrhunderten in allen Orten des Seefelder Hochplateaus vor, unter ihnen war Seefeld das zahlenmäßig stärkste Gapp-Dorf. In Leutasch und Scharnitz findet sich der Familienname Gapp vereinzelt, in Reith hat er eine lange Tradition. Die ersten in Seefeld dokumentierten Gapp stammen aus Reith. Dies ist insofern bemerkenswert, als die meisten der alten Seefelder Namen über Leutasch nach Seefeld gekommen sind (z.B. die Witting, Kluckner, Neuner, Rauth, Tiefenbrunner, Wackerle etc.)

Wo die Wiege des Familiennamens Gapp stand, der offensichtlich bereits einige Jahrzehnte nach Aufkommen von Beinamen als Familiennamen entsteht, liegt im Dunkeln. Finsterwalder nennt in seiner „Tiroler Familiennamenkunde“4 die ersten belegten Vorkommen des Familiennamens Gapp neben Seefeld im oberen Inntal, in Mittenwald und in Vorarlberg, vereinzelt auch in Mötz, Pettnau und Polling.

Nicht uninteressant ist die Tatsache, dass in einer der ersten verfügbaren Steuerlisten für das Seefelder Gotteshaus aus dem Jahr 1620 ein Richter Martin Gapp in Axams an das Seefelder Kloster zinst.

Die Entstehung des Namens dürfte laut Finsterwalder auf ein Lallwort für „Gaspar“ zurückgehen.

Der Familienname Gapp ist auch heute noch weitgehend ein lokaler Familienname geblieben, wenngleich sich einzelne Vertreter im ganzen Land und darüber hinaus nachweisen lassen.

Im Jahr 1940/1941 war der Familienname Gapp in Tirol und Vorarlberg in folgenden Gemeinden vertreten: Aldrans, Altach, Berwang, Bludenz, Bregenz, Brixlegg, Bürs, Dornbirn, Ehenbichl, Feldkirch, Frastanz, Fritzens, Götzis, Gschnitz, Hall, Hard, Häselgehr, Hörbranz, Innsbruck, Jenbach, St. Johann, Kematen, Kramsach, Lans, Leutasch, Lustenau, Mieming, Nassereith, Oberhofen, Pettnau, Pettneu, Polling, Rankweil, Rattenberg, Reith, Reutte, Röns, Rinn, Seefeld, Stanzach, Sulzberg, Telfs, Vandans, Vorderhornbach, Wattens, Weer, Weißenbach, Wildermieming, Zirl.5

Für Österreich ergibt sich folgender Befund6:

 

In Deutschland ist der Name Gapp– quasi in „Spurenelementen“ – folgendermaßen vertreten7:

2. Die Gapp in Seefeld

Die Gapp bilden, wie bereits dargestellt, einige Jahre lang die am stärksten vertretenen Familien in Seefeld. Dies zeigt (als Momentaufnahme) eine Aufstellung aus der Zeit um 18508. Von den damals gezählten 95 Häusern wurden 13 (also knapp 14%) von Gapp-Familien bewohnt. Die nächst stärker vertretenen Familien waren die Sailer (11 Häuser) und die Zunterer (7 Häuser).

Die Gapp mit dem Vulgonamen „Tschurp“ haben 1850 ihren Wohnsitz im  Seedörfl (auch: Seehäuser), heute Möserer Straße und Leutascher Straße. Alle anderen Gapp-Familien wohnen hauptsächlich in der Schiffgasse (heute Innsbrucker Straße), einige auch im Moosviertel (heute Kurpark und Anfang Münchner Straße). Eine Familie wohnt in Unterseefeld.

Die um 1850 genannten Standorte von Gapp Wohnstätten in Seefeld 9:

In der „Schiffgasse“:

  • Nikolaus Gapp „Kuchenmichl“, heute Innsbrucker Straße Nr. 3,
  • Nikolaus Gapp „Fuchs“, Doppelhaushälfte Nr. 9 an der Stelle der heutigen Nr. 10 in der Innsbrucker Straße;
  • Witwe Elisabeth Gapp „Weber“, heute Innsbrucker Straße  Nr. 12,
  • Mathias Gapp „Habl“ oder „Max“ Nr. 21, heute integriert im Hotelkomplex Dorfplatz Nr. 28;
  • Michael Gapp „Sattler“, heute Innsbrucker Straße Nr. 22,
  • Bernard Gapp „“Praxer“, Nr. 26, heute integriert im Hotelkomplex Dorfplatz Nr. 25;
  • Michael Gapp „Binder“ Nr. 27 und Nr. 28, heute integriert im Hotelkomplex Dorfplatz Nr. 28.

Im „Moosviertel“:

  • Johann Gapp „Kuchenmichl“ Nr. 36, an der Stelle des heutigen Musikpavillons im Kurpark; 
  • Michael Gapp „Schwab“, heute Andreas Hofer Straße Nr. 39;
  • Katharina Gapp „Passer“, heute Münchner Straße Nr. 42.

Im „Seeviertel“

  • Josef Gapp „Tschurp“, heute Leutascher Straße Nr. 66.

In Unterseefeld:

  • Kaspar Gapp „Max“, heute Münchner Straße  Nr. 72/73/74

 

3. Der Vulgoname „Tschurp“

Im täglichen Umgang miteinander war in unserem Land noch vor einigen Jahrzehnten der „Vulgoname“ oder „Hausname“10  eindeutig wichtiger als der Familienname 11.

Es konnte durchaus vorkommen, dass in Seefeld (wie in den anderen Plateaugemeinden) früherer Generationen auf eine entsprechende Frage der Familienname zum „Gchlössler Seppl“, zum „Mugger Ander“ oder zum „Tschurpenjager“ auch einem Nachbarn auf Anhieb gar nicht einfiel.

Später kam die Verwendung des Hausnamens etwas aus der Mode, laut Informationen älterer Seefelder schämte man sich zeitweise sogar für seinen Vulgonamen und hörte es gar nicht gerne, wenn man mit ihm gerufen oder bezeichnet wurde. Es klang altmodisch, zurückgeblieben, alles andere als heutig. Nun scheint es (wie bei der Tracht und beim echten Brauchtum) wieder eine Renaissance zu geben. Einen traditionellen Hausnamen zu haben, ist kultig und cool. Nicht wenige interessieren sich wieder für ihren Hausnamen, seine Herkunft und Bedeutung.

Was hat es nun mit dem Rufnamen vom „Tschurpen Toni“ (Toni Seelos, nach seiner Mutter Veronika Gapp), vom „Tschurpen Fritz“, vom „Tschurpenjager“ oder vom „Tschurpen Markus“ (um nur einige „historische“ Träger dieses Volgonamens zu nennen) auf sich?

Den bisher ältesten Beleg für seine Verwendung in Seefeld (interessanterweise findet man „Tschurp“ vereinzelt auch außerhalb von Seefeld, z.B. in Zirl oder in Scharnitz, dort sogar bei Trägern eines anderen Familiennamens als Gapp) entdecken wir im „Status Animarum Parochiae Seefeldensis ab Anno 1785“  12. Dort wird ein Haus (bzw. ein Teil eines Doppelhauses) als „Schurpen Haus“ bezeichnet. Der andere Hausteil heißt das „Heigl-Haus“. Heute tragen die Häuser an dieser Stelle die Nr. 51 (Rainer Rauth) bzw. Nr. 50 (Heigl Luise „Poppi“), Kreuzung Leutascher Straße/Klosterstraße/Möserer Straße.

Das „Schurpen-Haus“ auf einer historischen Aufnahme (heute Leutascher Straße 51). Von hier übernimmt Michael Gapp (Eheschließung 1792 mit Eva Nairz) den Hausnahmen und macht ihn zum Vulgonamen seiner Nachkommen. Historische Ansichtskarte, Privatsammlung. 

Im „Schurpen Haus“ wohnt um 1785 einige Jahre lang ein Michael Gapp, es ist nicht eruierbar seit wann und warum. Er ist allerdings nur „Einwohner“ und nicht „Hausbesitzer“, dies ist bis zu ihrem Tod 1790 (Schlaganfall mit 81 Jahren) die Witwe Elisabeth Kircher. Sie ist die Tochter des Seefelders Urban Kircher und der Mittenwalderin Rosina Prantner (Vater Peter Prantner war dort Gerber) und war verheiratet mit Laurentius Sailer (Eheschließung 1751), einem unehelichen Sohn von Joannes Sailer und Apollonia Neureither aus Axams. Laurentius Sailer verstirbt bereits 1768. Er dürfte nie Besitzer des Hauses gewesen sein, da laut Steuerlisten (Urbarien) des Seefelder Klosters als Besitzer nur die Witwe Elisabeth Kircher, vorher ihr Vater Urban Kircher (verehel. 1705 mit Rosina Gapp und in II.Ehe 1709 mit Rosina Prantner) und noch früher dessen Vater Hans Kircher (aus Igls, in Seefeld verehel. mit Maria Heiland 1674) aufscheinen.

Ab 1790 besitzt das Haus Joannes Grueber (Sohn des Lehrers Bartholomäus Grueber und seiner Frau Gertrud Walser), verehelicht mit Maria Zunterer, Tochter des Leopold Zunterer13 und seiner Frau Theresia Kirchner. Sie ist die Schwester der verstorbenen Hausbesitzerin Elisabeth Kircher. Nach dem Tod seiner Schwägerin, die ihm mangels eigener Kinder das Haus vermacht haben dürfte, wohnt Leopold Zunterer selbst im „Schurpen Haus“, allerdings nur sehr kurze Zeit, denn auch er verstirbt nach wenigen Wochen „am Schlag“.

Die Eheleute Grueber leben nicht lang in diesem Haus, als Besitzer scheinen dann Johann Sailer auf (1826), vorübergehend der Nachbar Franz Heigl (1828), schließlich Elisabeth Kreiser und ihr Ehemann Johann Paul Schmid, die Vorfahren der „Tuderer Lisl“ Elisabeth Schmid, und heute Rainer Rauth.

Michael Gapp wohnt nach der Besitzübergabe 1790 nicht mehr im „Schurpen Haus“. In zwei Jahren wird er heiraten (1792 die Nairz Eva aus Reith), es spricht alles dafür, dass er es ist, der das neue Haus Nr. 66 an der Leutascher Straße baut (vor einigen Jahrzehnten abgerissen, heute Haus Notburga), hinter dem „Gruggerhof“ Nr. 64 und gegenüber dem auf der anderen Straßenseite einige Jahre vorher von Simon Tiefenbrunner erbauten Haus Nr. 65. Er nimmt den Vulgonamen „Schurp“ von seiner ehemaligen Unterkunftgeberin Elisabeth Kircher verw. Sailer bzw. von deren Haus mit, man nennt ihn nun den „Schurpen Michl“. Beleg dafür ist die Eintragung der Taufe seines fünften Kindes Genovefa Gapp im Seefelder Taufbuch vom 9.1.1805: dem Namen des Vaters Michael Gapp ist beigefügt „Schurp“.

Taufeintragung von Genofeva Gapp am 9.1.1805. Beim Namen des Vaters Michael Gapp ist in Klammer sein Vulgonamen „Schurp“ angegeben. Bei der Taufpatin Maria Gapp ist ebenfalls deren Vulgonamen vermerkt: „Binder-Tochter“ (siehe Pkt. VII.3.)

Es lässt sich bislang nicht klären, ob der Hausname „Schurp“ ursprünglich tatsächlich ein Hausname war (also auf dem Haus „haftete“), oder ein Vulgoname bestimmter Personen, entweder für die verwitwete Hausbesitzerin Elisabeth Kircher und/oder ihre Vorfahren (väterlicherseits Urban Kircher, mütterlicherseits Prantner Rosina bzw. deren Vater Peter Prantner, ein Gerber in Mittenwald), oder für ihren verstorbenen Mann Laurentius Sailer und dessen Vorfahren. Michael Gapp, der kurzfristig im „Schurpen Haus“ wohnte, könnte mit der ersten Frau des früheren Hausbesitzers Urban Kircher, Rosina Gapp, verwandt gewesen sein.

Die Erklärung und Bedeutung des Vulgonamens „Schurp“ bzw. „Tschurp“, den in Seefeld nur Mitglieder von Gapp-Familien tragen, liegt nach wie vor im Dunkeln. Weder über einen Familiennamen (der so oder so ähnlich vereinzelt in Österreich und Deutschland vorkommt) noch eine (historische) Berufsbezeichnung oder einen geographischen Hintergrund lässt sich sinnvoll auf „Schurp“ schließen. Auch eine Nachschau in einschlägigen Standardwerken14  bringt keine plausible Deutung.

In Scharnitz gibt es unter den dort zahlreichen Trägern des Familiennamens Gaugg einen Familienclan, der den Vulgonamen Tschurp führt. Diesen Hausnamen hat Kresezenz Gapp aus Seefeld (1873-1952) nach Scharnitz gebracht. Als Tochter von Johann Gapp „Tschurp“ und Elisabeth Seyrling (Eheschließung 1868 in Seefeld) heiratet sie am 12.2.1900 in Absam den Scharnitzer Eduard Gaugg und gründet mit ihm in Scharnitz eine Familie.  Ihre Nachkommen tragen seither, heute bereits in der vierten Generation,  den Vulgonamen Tschurp (siehe unten Pkt. VI.3.). 

Somit wissen wir zwar, seit wann sich die Mitglieder eines Gapp Familien-Clans „Tschurp“ nennen (ca. 1800), wann und in welchem Zusammenhang dieser Vulgoname in Seefeld erstmals nachweisbar ist (als Hausname für das Haus der Witwe Kircher 1785), und wie die Hausbezeichnung „Schurp“ zum Vulgonamen für Gapp-Familien wurde (Michael Gapp), wir rätseln aber weiterhin über die Entstehung und die Bedeutung dieses traditionsreichen Namens in Seefeld und Scharnitz..

 

III. Auf Spurensuche – einige historische Gapp-„Fußabdrücke“

Typischer für einen alten Familienclan in Seefeld können die Gapp gar nicht sein:

  • in den Anfangszeiten der schriftlichen Zugänglichkeit eng mit dem fertiggestellten Kloster (oder sogar schon während dessen Errichtung) verbunden,
  • durch die Jahrhunderte in bescheidenen Verhältnissen zuhause ,
  • mit einer kleinen und der Lage Seefelds entsprechend äußerst kargen Landwirtschaft,
  • manchmal in Verbindung mit einem Zuverdienst als „Taglöhner“ oder einem Handwerk,
  • oder mit einer hier typischen Tätigkeit wie dem Bergbau oder der Unterbringung bzw. Verköstigung von Reisenden, Fuhrleuten oder auch Einheimischen,
  • engagiert im Dienst der Gemeinde und von Vereinen,
  • ein Leben in allen erdenklichen Familienkonstellationen (alleinstehend bis ins hohe Alter, Männer mit bis zu drei Eheschließungen auf Grund des frühen Todes ihrer „Ehewirthinnen“, mit gar keinen, wenigen oder vielen Nachkommen, von denen manchmal mehr als die Hälfte das Erwachsenenalter nicht erreichen, Eheschließungen im hohen Alter usw.),
  • mit allen Höhen und Tiefen, die das Leben für einen Menschen oder eine Familie entsprechend der jeweiligen Zeit, den Lebensumständen und des konkreten Ortes bereithält.

Verständlich, dass solche Personen und Familien in den Geschichtsbüchern, Wappenbriefen, Dichtungen etc.  keine großartigen Spuren hinterlassen. Einiges wissen wir aber trotzdem über Familienclans wie den Tschurp aus Erzählungen und mündlichen Überlieferungen, sehr wenig aus schriftlichen Dokumenten, aber genügend um uns mit Respekt, Neugier und Interesse einer Vorstellung vom Leben in alten Zeiten im ehemaligen Bergbauern- und Bergbaudorf Seefeld nähern zu können.

1. Eine kriegerisch bedingte Geburt im Bauernwald

In den Taufmatriken der Pfarre Seefeld lesen wir, dass im Tiroler Schicksalsjahr 1809 am 18.Mai ein Josephus Gapp, Sohn des Taglöhners („operarius“) Caspar Gapp „Praxer“ und Maria Diechtl um 1h nachmittags „auf der Flucht vor den Bayern im Bauernwald“ geboren und um 4h getauft worden ist, als Patin fungiert die Bäuerin Magdalena Kluckner. Die Taufe spendet der H.H. Joh.B.Coop.

Dieser Joh.B.Coop. ist wohl der damalige Seefelder Kooperator und Konventuale des Klosters P. Johann Baptist Pachmann, später Professor im Zisterzienserstift Stams, aus dessen Tagebuchaufzeichnungen (gemeinsam mit jenen seines damaligen Pfarrers und Mitbruders P. Florian Grün) wir über die kriegerischen Ereignisse in Seefeld in den Jahren 1805 bis 1809 Bescheid wissen15.

Eine Nachschau in dieser „Schilderung“ führt uns deutlich vor Augen, warum der 53jährige Caspar Gapp mit seiner zweiten, hochschwangeren 29jährigen Frau Maria Diechtl (in erster Ehe war er mit Sailer Brigitta verheiratet, nicht nur sie sondern auch vier der fünf Kinder aus dieser Ehe sind bereits als Kleinkinder verstorben), der 10jährigen Tochter Rosina Gapp (aus der ersten Ehe) und dem nicht ganz 2jährigen Bernhard Gapp (aus der jetzigen Ehe) vom Dorfzentrum in den umliegenden Wald geflüchtet ist: die Bayern rücken „unter Greuelthaten“ mit 18000 Mann durch das Unterinntal nach Innsbruck vor. „In Seefeld war alles voll Bestürzung und man besorgte, dass mit dem Vorrücken der Baiern durch das Unter-Innthal herauf, gar leicht eine feindliche Truppe durch Scharnitz hereindringen dürfte.“ Und weiter heißt es in der „Schilderung“: „Seefelds Bewohner selbst, …auf den Fall, daß diese [i.e. die Bayern] hier durchziehen und einquartiert werden sollten, flüchteten sich theils in die umliegenden Wälder, der größere Theil aber nach Mösern, wo somit alle Häuser mit Flüchtlingen von Seefeld, auch einige von Scharnitz angefüllt waren….“ 16.

Soweit uns bekannt, überleben alle „Flüchtlinge“ der Familie des Gapp Caspar die Folgen dieser Flucht, die Eltern versterben 1830, der kleine Bernhard Gapp heiratet später 3x, von Josephus Gapp hören wir nichts mehr. Näheres zu dieser Familie siehe weiter unten. Pkt. VII.4.

2. Eine Familientragödie

Franziskus Gapp, 1814-1848, ist ein Sohn von Joseph Gapp („Kuchenmichl“, ein anderer Joseph Gapp als der oben genannte gleichnamige im Bauernwald geborene Josef Gapp ) und Magdalena Neuner, er stammt aus dem Haus mit der damaligen Nr. 27, später wohnen hier Seyrling-Familien („Voltaschneider“ nach Valentin Seyrling), heute steht dort das „Batzenhäusl“ Nr. 44, Kaltschmids erster Betrieb in Seefeld. Näheres zum Familienclan der „Kuchenmichl“ siehe unter Pkt. VII.2.

Den Tod von Franziskus Gapp finden wir nicht in den Seefelder Sterbebuch eingetragen – aus gutem, genauer gesagt aus einem tragischen Grund: er verstirbt laut Eintragung im „Familienbuch“ 17 am 17. Juni 1848 „zu Innsbruck im Strafarbeitshaus“ im Alter von 34 Jahren. Und deshalb wird er nicht in Seefeld, sondern gemäß den Bestimmungen dieser Anstalt im benachbarten Friedhof von St.Nikolaus beerdigt.

Ob er zu Recht oder zu Unrecht in dieser Anstalt büßt, wissen wir nicht. Die Anstalt war in jenem markanten Gebäude untergebracht, das heute in Innsbruck/St.Nikolaus zwischen der Innstraße und dem Inn anschließend an den Waltherpark, bekannt als „Turnusvereinshaus“, steht. Wer dort eingeliefert wurde (2/3 wegen Diebstahl, aber auch wegen Betrug, Totschlag, Mord, Notzucht usw., insgesamt Platz für ca. 300 Sträflinge), wie es dort zuging (Anstaltsordnung nach militärischen Grundsätzen und mit versehrten Militärangehörigen als Personal), welche Arbeiten dort verrichtet wurden (v. a. im Textilbereich) wissen wir aus diversen Beschreibungen 18.

 

Das „Strafarbeitshaus“ in Innsbruck St. Nikolaus auf einer Radierung von Friedrich Rehberg um 1821 (Stadtarchiv Innsbruck), später „Turnusvereinshaus“, heute ein Miethaus, an der Innstraße.

Das Schicksal von Franz Gapp ist irgendwie bezeichnend für dessen tragische Familiengeschichte (Näheres dazu weiter unten): seine Eltern erleben die traurige „Karriere“ ihres Sohnes und dessen Tod 1848 nicht mit, sie sterben bereits früher: die Mutter 1821 mit 34 Jahren auf tragische Art nach einem Unfall mit Verbrennungen beim „Brennholzverräumen im Schlag“, der Vater 1828 mit 38 Jahren „an Faulfieber“ (Blutvergiftung, vielleicht auch Typhus). Beim Tod der Mutter ist Franz erst 7 Jahre, beim Tod des Vaters 20 Jahre alt.

Am Grab des 34jährigen Seefelder Strafgefangenen Franziskus Gapp 1948 steht nur seine Schwester Theres II. Gapp, geb. 1820 („nachgetauft“): nicht nur die Eltern Josef Gapp und Magdalena Neuner, auch die Schwester Theresia I. Gapp, geb. 1816, ist bereits 1817 mit einem Jahr verstorben, der Bruder Michael Gapp, geb. 1819, verstarb 1830 mit 11 Jahren „an der Ruhr“.

Das Haus im damaligen „Seedörfl“ bzw. der heutigen Klosterstraße („Batzenhäusl“) verkauft die Schwester Theres II. Gapp, inzwischen verehelicht mit Veith Neuner auf dem Schalellerhof in Bairbach, 1846 an Johann Seyrling. Dessen Nachkommen sind die Urahnen der beiden großen Seyrling-Familienzweige, die heute in Seefeld anzutreffen sind („Gasthof Lamm“-Nachkommen und „Klosterbräu“-Nachkommen).

3. Im Clinch mit der Justiz

Wie Franz Gapp hat einige Generationen später auch ein Alois Gapp Probleme mit der Justiz. Der 1873 geborene ledige Sohn von Maria Gapp (als Vater wird der Gendarm Jacob Prior angegeben) schaffte es (sogar mehrfach) in das verbreitetste Medium der damaligen Tiroler Medienlandschaft, in die „Innsbrucker Nachrichten“:

In der Ausgabe vom 29.4.1890 lesen wir folgenden Bericht:

„Alois Gapp, vulgo ‚Haberloisl‘, 16 Jahre alt, Knecht aus Seefeld, bisher unbescholten, hat seinem Großvater 6 fl (i.e. Gulden, ca. ein Wochenlohn) und später dem dortigen Krämer Josef Rantner in mehreren Angriffen circa 25 fl gestohlen. Ende Februar wurde er erwischt, als er abermals 5 fl davontragen wollte. Er ist geständig….Unter Anwendung der äußersten Milde wird Gapp zu 2 Monaten schweren Kerkers verurtheilt.“.

Die Recherchen ergeben, dass es sich beim Großvater um den zu diesem Zeitpunkt 70jährigen Mathias Gapp „Maxnhoisl“ oder „Habl“ (beide Vulgonamen sind überliefert) handelt, der in erster Ehe mit Monika Suitner verheiratet war (Eheschließung 1844), aus welcher Ehe die Tochter Maria Gapp (geb. 1849, spätere Mutter des genannten Franz Gapp) stammt. 

Der Krämer Josef Rantner ist der Nachbar der Familie des straffälligen Alois Gapp im Seefelder Dorfzentrum. Die Gapp wohnen auf Nr. 21 (heute hinter dem „Schmuckkastl“ Teil des Hotelkomplexes „Alpenhotel fall in love“), die Rantner auf Nr. 24 (heute die Albrecht Betriebe „Spar“, „Nanni’s Café“ und „albrecht sport&moden“). Josef Rantner hat seines Bruders (Alois Rantner) Tochter Anna Rantner „angenommen“ und ihr seinen Krämerladen übergeben. Durch ihre Eheschließung mit dem Nachbarn Alois Albrecht „Moises“ 1893 wird der Krämerladen auf die Familie Albrecht übergehen, deren Nachkommen bis heute die legendäre Seefelder Kaufhaus-Dynastie Albrecht bilden. Der betagte Kaufmann Josef Rantner verstirbt als Witwer nach Anna Sailer 1891 mit 72 Jahren an „Wassersucht“, ein Jahr nach der Auseinandersetzung mit seinem jungen Nachbarn auf Abwegen.

Das jugendliche „Früchtchen“ Alois Gapp begegnet uns bei der Lektüre der „Innsbrucker Nachrichten“ ein weiteres Mal. In der Beilage zur Ausgabe vom 5.12.1895 scheint er als inzwischen 23jähriger lediger „Bierführer in Wilten“ auf. Er wird beim verbotenen „Hoch und Unter“ sowie „Grad und Ungrad“ Spielen im „Gasthof Flunger“ in Wilten (das spätere „Adambräu“?) erwischt. Seine beiden Spielpartner sind der 31jährige ledige Magazineur bei der Südbahn Josef Unterassinger und der 25jährige beschäftigungslose ledige Chrisant Inwinkl, beide aus dem Bezirk Hermagor in Kärnten. Die beiden Kärntner werden zu 4 Monaten schweren Kerkers und 5 fl Geldstrafe (Unterassinger) bzw. 6 Wochen schweren Kerkers und 5 fl Geldstrafe (Inwinkl) verurteilt. Ob und womit Alois Gapp bestraft wird, verschweigt der Zeitungsbericht.

Laut Eintragungen in den Einwohnerverzeichnissen Innsbrucks verstirbt Alois Gapp 1949 als Rentner nach einem längeren Aufenthalt im Altersheim in der Ing. Etzelstraße und anschließend im Malfattiheim in der Innallee. Näheres zu diesem Zweig der Seefelder Gapp, dem „Max-Clan“, siehe unten unter Pkt. VII.1.e.

4. Der Tschurpenjager und die Wilderer

Ein anderer Alois Gapp (diesmal einer aus dem „Tschurpen-Clan“) liefert uns eine Geschichte, die ein weiteres Bild vom Leben und den Verhältnissen im damaligen Seefeld zeichnet.

Diesen Alois Gapp kennen unsere älteren Seefelder Mitbürger noch als den „Tschurpenjager“, 1868 – 1949, verheiratet mit Maria Wörnle aus Mittenwald (Eheschließung 1896). Näheres zu diesen Stammeltern eines bedeutenden Zweiges des heutigen „Tschurp-Clans“ sie unter Pkt. VI.3.a.

Ein bemerkenswertes Inserat in den „Innsbrucker Nachrichten“ vom 13.9.1906: der „Tschurpenjager“ Alois Gapp bietet einen „jagdlich unbrauchbaren Hund“ an, und Seefeld liegt „bei Zirl“!

1912 waltet der „Tschurpenjager“ Alois Gapp seines Amtes:

„Als vor einigen Tagen der Baron Ringhoffer’sche Jäger Alois Gapp in Seefeld, sich auf einen Dienstgang begab, sah er nächst Seefeld eine in den Fahrweg einmündende Schlittenfährte mit Schweißspuren. Er verfolgte diese Fährte, fand dann auch bald im Walde den Ort, wo vor kurzem ein Hirsch erlegt und mittels Schlittens abtransportiert worden war. Gapp hegte nun auch bald Verdacht auf zwei den Jägern besonders gut bekannte Burschen, und nachdem mit Hilfe der Gendarmerie herausgefunden wurde, dass die Betreffenden zur kritischen Zeit in der Nähe des Tatortes zutun gehabt hatten, wurde zur Hausdurchsuchung geschritten. Bei derselben wurden dann auch tatsächlich einige Kilogramm Hirschfleisch, sonst aber nichts Verdächtiges gefunden. Alle zwei Burschen suchten sich dann zu rechtfertigen, indem sie behaupten, dass sie allerdings einige Tage vorher auf den Tatort hinkamen, aber nur zu dem Zweck, um dort mit Erlaubnis des Waldbesitzers einige kleine, dürre Holzbäume zu fällen und mit Schlitten nach Hause zu bringen; von einem Hirschen aber haben sie keine Spur gesehen. Das Fleisch, welches in ihrer Wohnung gefunden wurde, hätten sie in einer Wildprethandlung in Innsbruck gekauft, wofür sie die saldierte Rechnung vorweisen könnten. Die Sache wurde bei Gericht anhängig gemacht.“19.

 

Kurz vor Weihnachten desselben Jahres 1912 kommt es dann vor dem Landesgericht Innsbruck zum „interessanten Wildererprozeß,20 zu dem nicht weniger als 25 Zeugen geladen und erschienen waren.

Angeklagt waren die beiden Brüder Ludwig Stark, 31 Jahre alt, aus Seefeld gebürtig, verheiratet, Bergmann, zuletzt in Mittenwald wohnhaft, und Alfons Stark, 29 Jahre alt, ebenfalls aus Seefeld gebürtig, ledig, Bergmann.

Bei der Verhandlung wird zuerst noch einmal ausführlich der Vorfall („dringender Verdacht des Wilddiebstahles“) vom 24.Jänner im „Wildmooser Jagdgebiet der Gebr. Ringhoffer“ zwischen dem Jäger Alois Gapp und den beiden Beschuldigten, „welche in der dortigen Gegend als Wilderer gelten“ geschildert (siehe oben, Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 29.2.1912, also einen Monat nach der Tat).

Es folgt die Schilderung der durchgeführten Hausdurchsuchung. Bei dieser „wurden in einem Kübel 7 Stück eingebeiztes Hirschfleisch gefunden, und darüber befragt, sagte er [i.e. Alfons Stark], es sei Rindfleisch aus Innsbruck.“ Nach dem Beweis, dass es sich aber tatsächlich um Hirschfleisch von einem Tier mittlerer Größe handelte, räumten die Angeklagten ein, dass es Hirschfleisch sei, das sie allerdings beim Fürbaß in Innsbruck gekauft hätten. Sie legten eine entsprechende Rechnung vor. „Allerdings war das Datum davon weggerissen. Zu ihren Ungunsten sprach außerdem, dass von der Wildmoosergegend nur eine einzige, nämlich die Wildererspur nach Seefeld führte. Wenn die Wilderer demnach nicht mit den Brüdern identisch wären, müssten wenigstens zwei Spuren vorhanden gewesen sein. Demnach erscheint ihre Schuld in diesem Punkt erwiesen.“

In der Verhandlung wird nun gegen die beiden verdächtigten Wilderer ein weiterer Anklagepunkt vorgebracht (ein Vorfall in Gießenbach, vorgebracht vom Jagdaufseher Heinrich Gaugg in Scharnitz). Trotz mehrerer Entlastungszeugen (von der Ehefrau bis zum Ortspfarrer von Mittenwald) erkennt der Gerichtshof „zur allgemeinen Überraschung… die beiden Brüder im vollen Sinne der Anklage schuldig und verurteilte sie zum schweren Kerker in der Dauer von je drei Monaten, verschärft mit einem Fasttage monatlich….“

Der „Tschurpenjager“ Alois Gapp ist zum Zeitpunkt der geschilderten Vorkommnisse 44 Jahre alt, seit 16 Jahren verheiratet. Er ist von Mittenwald (Heimatort seiner Frau Maria Wörnle), wo er vorübergehend wohnt und die ersten Kinder zur Welt kommen, wieder nach Seefeld gezogen und wohnt jetzt im Haus Nr. 15. Zur Familie zählen bereits alle 6 Kinder (Maria, Fritz, Viktor, Karolina, Karl und Wilhelm). Seinen Beruf als Jäger übt er im Dienst der bereits langjährigen Pächter der Seefelder Gemeindejagd, den Freiherrn Emanuel und Viktor von Ringhoffer aus Prag aus. Auf einem Foto aus dem Jahr 1913 ist er im Kreis seiner Berufsjäger-Kollegen der Ringhoffer’schen Jagd zu sehen21.

Mai 1913: Der „Tschurpenjager“ Alois Gapp im Kreis der Berufsjäger des Jagdpächters Baron Ringhoffer im Gleirschtal (aus: Für Wild, Wald und Land. 50 Jahre Tiroler Jägerverband. Innsbruck 1999).

Die Geschwister Franz III., Emanuel und Viktor, Freiherrn von Ringhoffer, führten seit dem Tod ihres Vaters 1873 eines der größten Unternehmen in Österreich-Ungarn, die „Waggonfabrik F. Ringhoffer Smichow“. Gebaut wurden vor allem Schienenfahrzeuge aller Art, Elektrolokomotiven, Triebwagen, Tender für Dampflokomotiven und Straßenbahnen, sowie Produktionseinrichtungen für Zuckerfabriken, Brennereien, Brauereien und Kühlanlagen für Kühlhäuser22. Zwischen diesen hochbetuchten Jagdherrn und der Gemeinde Seefeld „herrschte stets das beste Einvernehmen“.

 

IV. Die ersten bekannten Gapp in Seefeld

Wir wissen nicht, wann die ersten Siedler mit dem Familiennamen Gapp auf dem heutigen Gemeindegebiet von Seefeld für dauernd sesshaft werden.

Kleinstbauern, einfache Handwerker und Taglöhner, in der Regel des Schreibens unkundig, noch dazu in einer Gegend fernab der sich entwickelnden städtischen Ballungszentren, hinterlassen in den Zeiten nach Beginn der Dauerbesiedlung des „Scharnitzwaldes“ auf dem Seefelder Hochplateau vor ca. 900 Jahren noch keine schriftlichen Dokumente. Geburtsurkunden Staasbürgerschaftsausweise oder behördliche Meldezettel sind Errungenschaften bzw. Notwendigkeiten späterer Zeiten.

Wichtiger als die formelle Zugehörigkeit zu einer „politischen“ Gemeinde (deren exakte Grenzen sich auch erst im Lauf der Jahrhunderte festigten) waren die persönlichen Eigentumsrechte, die Kenntnis und Beachtung der vereinbarten Regeln zur Nutzung von „gemainen“ (der Gemeinschaft zur Nutzung dienenden) Wald- und Weideflächen, die Zugehörigkeit zu einer Pfarre, und die zuständige Grundherrschaft, der man zinspflichtig war. Deshalb beziehen wir die ersten schriftlichen Belege für die Anwesenheit bestimmter Familien in Seefeld auch aus Besitzurkunden (z. B. den Verfachbüchern, den Vorläufern des Grundbuchs), den Aufzeichnungen über Nutzungsrechte (z.B. Zuteilung von Wald- und Weiderechten), aus den kirchlichen Standesbüchern (= Matrikenbüchern, mit den Taufen, Eheschließungen und Sterbefälle) und den Steuerlisten (z.B. Urbarien).

Aussagekräftige Dokumente, die über Belange Einzelner (z.B. Verträge) hinausgehen, stehen uns für Seefeld ab ca. 1600 zur Verfügung. Wenn wir davon ausgehen, dass sich die ersten Dauersiedler in Seefeld ab ca. 1100 n.Ch. niederließen, „fehlen“ uns für die Rekonstruktion unserer Familientraditionen in Seefeld Schriftbelege über ca. 500 Jahre – dies ist der längere Zeitraum, wie jener, für den wir anschließend brauchbare schriftliche Unterlagen zur Verfügung haben.

Außerdem gewinnen die ersten schriftlichen Dokumente aus verschiedenen Gründen erst nach und nach an Genauigkeit und Vollständigkeit, sodass wir uns bei der Erforschung unserer Familiengeschichten in deren rekonstruierbaren Anfängen phasenweise in einem mehr oder weniger dichten Nebel befinden, aus dem sich erste wahrnehmbare Konturen erst allmählich zu einem klaren Bild formen.

Die wichtigste Quelle zur Rekonstruktion der Geschichte eines Familienclans wie z. B. der „Tschurp“ sind die kirchlichen Ehebücher, die in Seefeld ab dem Jahr 1606 vorhanden sind. Aus den Eintragungen in diesen „Matriken“ genannten Büchern entnehmen wir im besten Fall neben dem Tag der Eheschließung die Namen der Brautleute, deren Eltern, die Trauzeugen und den Traupriester. Manchmal auch den ursprünglichen Heimatort, den jetzigen Wohnort, den Beruf und sonstige Anmerkungen. Leider sind diese Aufzeichnunen nicht immer lückenlos bzw. vollständig , in einigen Fällen auch nicht mehr entzifferbar. Dann wird es sehr schwierig bzw. unmöglich, die Ahnenreihe zurückzuverfolgen.

Unabdingbar sind ferner die Eintragungen in den Taufmatriken (ab 1603, mit dem Tauf- bzw. Geburtsdatum, den Namen der Eltern und der Taufpaten, später auch jenen des Taufpriesters und der Hebamme, und fallweise zusätzlicher Angaben) und Sterbematriken (ab 1610, mit dem Sterbedatum, dem Alter, dem Namen der Eltern bzw. Ehepartner, und anderer Anmerkungen). Alle diese Daten sind öffentlich zugänglich und stehen online zur Verfügung23, aus datenschutzrechtlichen Gründen sind die letzten Jahre gesperrt24.

Ergänzende Informationen bieten die Verfachbücher (Vorläufer des Grundbuchs), Steuerlisten („Urbarien“), diverse Kataster (amtliche Grundstücksregister, für Seefeld v.a. der „Kataster von Seefeld“ [Theresianischer Kataster von 1777] im Tiroler Landesarchiv), und fallweise andere Quellen und einschlägige Fachliteratur (im Text angegeben).

In den Seefelder Pfarrmatriken finden wir durch die Jahrhunderte an die 250(!) Eheschließungen von Gapp-Familienmitgliedern (ca. 150 Männer, ca. 100 Frauen) und ca. 500 Taufen von Gapp-Kindern, beginnend auf den ersten Seiten der Matrikenbücher. Sie sind bereits zu Beginn der Aufzeichnungen sehr zahlreich, lassen sich aber im Unterschied zu manch anderen Familienclans nicht immer einem bestimmten „Stammelternpaar“ zuordenbar. Es gibt zum Zeitpunkt der ersten Aufzeichnungen 1603 bereits mehrere gleichzeitig in Seefeld lebende Gapp-Familien.

Diese ersten Gapp-Eheschließungen lassen sich in drei Gruppen einteilen:

  • Eheschließungen, bei denen die Ehemänner oder deren Väter (d.h. Familiennamensgeber) aus Reith stammen, aber in Seefeld getraut werden,
  • Eheschließungen von Seefeldern, und
  • Eheschließungen, wo die Herkunft der Eheleute nicht rekonstruierbar ist.

Die heute in Seefeld lebenden Gapp sind der ersten Gruppe zuzuordnen, d.h. die Vorfahren der „Tschurp“ kommen aus Reith. Von den beiden anderen Gruppen gibt es heute in Seefeld ebenfalls zahlreiche Nachkommen, aber keine von diesen tragen noch den  Familiennamen Gapp.

Die ersten namentlich bekannten Gapp in Seefeld und die durch sie begründeten wichtigsten Seefelder Gapp-Familienclans. Unter ihnen der heute bedeutendste Clan der „Tschurp“.

1. Thomas Gapp und Anna Krueg

Der erste in den Kirchenbüchern überhaupt auffindbare Hinweis zur Anwesenheit von Gapp in Seefeld ist die Taufe eines Martin Gapp am 14. November 1615, Sohn von Thomas Gapp und Anna Krueg, Pate ist ein Thomas Taxer.

Die erste Gapp-Eintragung in den Seefelder Kirchenbüchern: 14.11.1615, Taufe von Martin Gapp.

Beim Abgleich mit anderen Quellen sehen wir, dass es sich dabei um jenen Martin Gapp handelt, der 1634 mit erst 19 Jahren den Hausteil des „Mühlperghofes“ (heute „Gapphof“, Erbhof seit 1989) am Reither Mühlberg kauft (die andere Hälfte des Hofes, der 1588 geteilt wurde, besitzen zu dieser Zeit die Nairz). 1639 heiratet er die Leutascherin Agathe Albrecht  und gründet mit ihr eine Familie, deren Nachkommen bis heute auf diesem Hof leben. Nach deren Sohn Thomas Gapp (geb. 1653), der den Hof vom Vater Martin Gapp übernimmt, heißen diese seither die „Tumeler“.

Diese Taufe eines Reither Kindes scheint wohl deshalb in den Seefelder Kirchen-Matriken auf, weil der Hof am Mühlberg25 seit je her der Kirche von Seefeld zinspflichtig und hierher pfarrlich zuzuordnen ist26

Nach der Übernahme des Hofes auf dem Mühlberg entrichtet auch Martin Gapp seinen jährlichen Zins an das Kloster Seefeld (gemeinsam mit Andreas Nairz, dem Besitzer der anderen Hofhälfte 27. Von diesem Martin Gapp bzw. dessen Nachkommen lassen sich keine direkte Verbindung zu den späteren „Tschurp“ herstellen, wohl aber von dessen Vorfahren (siehe weiter unten).

Der uralte Erbhof der „Tumeler“ am Reither Mühlberg. Er ist seit 1634 (Übernahme durch einen Martin Gapp) im Besitz von Gapp-Familien (Foto: Neuner; Aufnahme 2016).

2. Jacobus Gapp und Catharina Englsperger

Eineinhalb Jahre nach der Eintragung der Taufe von Martin Gapp finden wir am 28.Mai 1617 in den Seefelder Ehematriken die erste eingetragene Gapp-Eheschließung: Jacobus Gapp, legitimer Sohn von Joannes Gapp aus Reith, heiratet die Catharina Englspergerin, legitime Tochter von Joannes Englsperger, Seefelder Kirchpropst (praepositus). Trauungspriester ist der Augustinermönch P. Paulus Höfler von Rattenberg.

Auch diese erste eingetragene Gapp-Eheschließung bezieht sich auf Reith, von wo der Bräutigam und dessen Eltern stammen. Aber durch die Angabe des Wohnortes Unterseefeld bei den späteren Tauf-Eintragung ihrer Kinder (siehe unten) wissen wir, dass dies die erste bekannte Eheschließung einer Gapp-Familie in Seefeld ist (der Ehemann ist also von Reith nach Seefeld gezogen).

Diese Familie Gapp  siedelt sich in Unterseefeld an. Der Vater Jakob Gapp ist also nicht mehr Reither wie sein Vater Joannes Gapp, sondern wohnt nun offenbar in Unterseefeld bei der Familie seiner Frau (er selbst scheint in keiner Steuerliste als Besitzer eines eigenen Hauses auf). Die ist offensichtlich in einem Haus des Klosters, vielleicht dem Zollhaus, untergebracht. Der Kirchpropst Hans Englsperger bezahlt jedenfalls einen beträchtlichen Bestandzins (keinen Grundzins!) an das Kloster der Augustiner für eine Unterkunft und die „Schlossberggüter“28.

Unterseefeld gehört damals zwar zur (politischen) Gemeinde Seefeld, pfarrlich aber (wie Unterleutasch) bis 1814 (1818) zu Scharnitz, das als Lokalkaplanei zur Pfarre Mittenwald und damit zur Diözese Freising gehört. Mitten durch die Gemeinde Seefeld verläuft zwischen (Ober-)Seefeld und Unterseefeld bis zu Beginn des 19. Jhd. also nicht nur eine Pfarrgrenze, sondern sogar die Diözesangrenze zwischen den Diözesen Brixen und Freising. Es herrscht aber Einigkeit darüber, dass auf Grund der geographischen Verhältnisse die Handvoll Unterseefelder Häuser bzw. deren Bewohner von Seefeld aus mitbetreut werden. Deshalb die Eintragung in den Matriken der „betreuenden“ Pfarre Seefeld. Zur dem Bischof vorbehaltene Firmung müssen die Unterseefelder aber noch bis zur Neuregelung der Diözesan- und Pfarrgrenzen am Plateau nach Mittenwald gehen.

Da Reith zu jener Zeit (wie Seefeld) ein kleines Nest ist, können wir mit gutem Grund davon ausgehen, dass der Vater von Jakobus Gapp und der Großvater des oben genannten Täuflings Martin Gapp, aus demselben Reither Familienclan stammen, theoretisch sogar Brüder sein könnten.

Der Brautvater Joannes Englsperger ist Kirchpropst in Seefeld, also Verwalter der pfarrlichen Wirtschaftsgüter. Seine Frau heißt Agnes, die Eheleute haben außer der Tochter Catharina weitere uns bekannte Kinder: Anna Engslperger (vereh. mit Caspar Schennacher), Sebastian Englsperger (vereh. mit einer Anna), und Joannes Englsperger (vereh. mit Agnes Pircher). Durch ihre Familiengründungen sind die Englsperger über mehrere Generationen in Seefeld präsent. Eine Tochter Othilia von Anna Englsperger und ihrem Mann Caspar Schennacher begegnet uns später in einer für die Tschurpen Saga bedeutenden Eheschließung: Othilia Schennacher (geb. 1612) wird 1641 den Wolfgang Gapp heiraten, alle Tschurp auch unserer Tage können sich auf sie als ihre Stammeltern in Seefeld bezeichnen (siehe weiter unten)!

Auf Grund seiner Funktion für Kirche und Kloster (und der damit zusammenhängenden fachlichen Voraussetzungen) sowie des bisher gänzlichen Fehlens des Familiennamens Englsperger in Seefeld und Umgebung (er findet sich aber heute noch konzentriert im Raum Altötting in Bayern; dort gibt es auch einen Ort namens Englsperg und einen bereits 1576 bezeugten Englsperger-Hof29 können wir annehmen, dass Joannes Englsperger mit den ersten Augustinermönchen nach Seefeld gekommen ist, um die anspruchsvolle Vertrauensstelle für den Konvent zu übernehmen. Immerhin ist es die Zeit nach der Übertragung der Schlossberg-Güter durch Erzherzog Ferdinand II. an die Pfarre Seefeld (1586), und der Fertigstellung des Klosters und der damit verbundenen Übertragung der Pfarre und Seelsorge an den Konvent der Augustinermönche30. Der Trauungspriester P. Paulus Höfler gehört dem Augustiner-Eremitenkloster von Rattenberg an, dem gleichen Orden wie die Seefelder Mönche. 

Vier Kinder der Familie des Jacob Gapp und der Catharina Englsperger sind uns bekannt:

  • Joannes Gapp: Gut neun Monate nach der Eheschließung kommt am 12. März 1618 ihr erstes Kind, Joannes Gapp, auf die Welt und wird vom Seefelder Taufpaten Walthasar (=Balthasar) Schermair aus der Taufe gehoben. Joannes Gapp könnte bzw. sollte auf Grund verschiedener Indizien identisch mit jener Person sein, die später durch die Eheschließung 1662 mit Ruetz Maria eine eigene Familie gründet, dessen Linien aber bald erlischt
  • Christoph Gapp: Und wieder ein Jahr später, am Ostersonntag dem 31. März 1619, folgt Sohn Christoph Gapp. Diese Eintragung bringt uns einige weiter interessante Informationen zu dieser ersten dokumentierten Gapp-Familie in Seefeld:

Von Christoph Gapp jun. (geb. 1619) können wir annehmen, dass er 1651 die Ehe mit Ursula Schönacher schließt, die allerdings nur sehr kurz dauert. Trotzdem entspringen der Ehe vier Kinder, ehe er 1657 nach 6 Ehejahren mit 38 Jahren verstirbt. Von keinem der zwei Söhne ist eine Eheschließung dokumentiert, so dass auch diese Linie erloschen sein dürfte. Eine Tochter Anna Gapp heiratet allerdings 1694 den Witwer Thomas Schwenninger. Seine nach Christoph Gapp zurückgelassene Witwe Ursula Schönacher heiratet in II.Ehe 1661 den Wilhelm Suitner, Sohn von Steinmetz Christoph Suitner (dessen Beruf wiederum eine Beziehung zum Klosterbau vermuten lässt).

  • Michael Gapp (geb. 1620) und Othilia Gapp (geb. 1621): Von Beiden hören wir allerdings nichts mehr.

3. Bartholomäus Gapp und Agnes Wanner

Eine weitere Gapp-Familie in den ersten schriftlicher Aufzeichnungen ist jene von Bartholomäus Gapp. Er hat mit großer Wahrscheinlichkeit die gleichen Vorfahren in Reith wie die oben genannten Thomas Gapp und Jakob Gapp, sowie der nachfolgend angeführte Wolfgang Gapp, auf den die späteren „Tschurp“ zurückgehen.

Die Eheschließung von Bartholomäus Gapp mit Agnes Wanner ist zwar nicht in den Kirchenbüchern von Seefeld zu finden, aber durch die Eintragung der Taufe von Tochter Anna Gapp am 10. Dezember 1637 wissen wir um dieses Ehepaar. Sie Eheschließung dürfte um 1635 erfolgt sein. Nicht nur die Eheleute, auch die Taufpatin bei der eingetragenen Kindstaufe stammt aus Reith: Sophia Sailer. Diese ist seit 1634 mit dem Seefelder Andreas Seelos verheiratet. Beide scheinen bei allen weiteren Kindern als Taufpaten auf.

Ihre Kinder:

  • Von Anna Gapp (geb. 1637) und einem ihrer Brüder Urban Gapp (geb. 1648) erfahren wir später nichts mehr.
  • Maria Gapp heiratet den „Knechtler“ Michael Rauth. Diese Eheleute sind die Stammeltern aller heute in Seefeld lebenden Rauth vom „Hartler-Clan“ und „Mugger-Clan“ 31
  • Barbara Gapp heiratet den Sebastian Nebl (= Nöbl) aus dem damals in Seefeld durch mehrere Generationen hindurch bedeutenden Rädermacher-Clan mit der Werkstatt auf der heutigen Liegenschaft der „Stern Residenz“ in der Leutascher Straße. Zwischen den Nebl- und Gapp-Familien gibt es mehrere Eheschließungen.
  • Andreas Gapp heiratet die Walburga Harrer. Deren Tochter Ursula Gapp heiratet ihren Cousin Mathias Nebl (Sohn von Tante Barbara Gapp und Sebastian Nebl, s. o.). Die Schwester von Walburga Harrer, Ursula Harrer, heiratet 1678 den Simon Gapp aus dem später „Tumeler“ genannten Reither Familienclan. Man heiratet eben familienfreundlich…
  • Georg Gapp heiratet einige Monate nach der Trippelhochzeit seiner Geschwister ebenfalls 1670 die Christina Khain (=Kuen), Tochter des „famulus conventus“ (Knecht des Klosters) Joannes Kuen. Diese Gapp-Linie erlöscht bald. Der Bruder von Christina Kuen, Oswald Kuen, wird der vom Kloster eingesetzte Pächter und Verwalter der Schlossberg-Güter und begründet den durch diese Tätigkeit später so genannten „Gschlössler-Clan“ ((Siehe die „Gschlössler-Saga“ im Jahrbuch 2012 bzw. hier)).
  • Rosina Gapp heiratet bereits 1665 den Georg Krueg, von ihnen sind keine Nachkommen in Seefeld bekannt.
  • Gertrud Gapp (geb. 1639) heiratet ebenfalls 1665 den Caspar Zunterer (vermutlich Witwer), ihre zwei Kinder sterben bereits als Kleinkinder.

Die Geburtsdaten einiger Kinder sind uns nicht bekannt, vielleicht wurden sie in Reith getauft (die Kirchenbücher jener Zeit von Reith und Zirl  sind leider nicht mehr vorhanden).

Der Familienvater Bartholomäus Gapp heiratet nach dem Tod seiner ersten Frau Agnes Wanner in II.Ehe 1668 die Witwe Ursula Walser, Sägewerksbesitzerin in Unterseefeld (der späteren „Hauser-Säge“). Dieser Ehe dürften keine Kinder mehr entsprungen sein. Die nach dem Tod von Bartholomäus Gapp zum zweiten Mal verwitwete Ursula Walser verkauft (vermutlich mangels eigener Kinder) das Sägewerk an ihren Bruder Georg Walser. Ein paar Generationen später wird ein Georg Gapp 1793 aus Reith Besitzer des Sägewerkes, ehe es nach dessen Tod von der Witwe Magdalena Rödlach durch deren II.Ehe mit Erasmus Neiner an die Familie Neuner „Hauser“ übergeht, in deren Besitz das Sägewerk bis 2019 ist32. Ob und welche Beziehung zwischen dem Inhaber des Sägewerkes Georg Gapp und einer der Seefelder Gapp-Familien besteht, kann bisher nicht nachgewiesen werden, eine solche ist aber anzunehmen.

4.  Wolfgang Gapp und Othilia Schönacher

Die vierte Gapp-Familie, die zu Beginn der Aufzeichnungen in den Seefelder Matrikenbüchern aufscheint und ihre Wurzeln in Reith hat, ist jene von Wolfgang Gapp (geb. 1618) und Schönacher Othilia (Ottilia), die am 5. Februar 1641 in Seefeld heiraten.

Wir kennen von Wolfgang Gapps Eltern nur den Namen seines Vaters, Joannes Gapp. So heißt auch der Vater von Jacobus Gapp, der 1617 die Catharina Englsperger geheiratet hat (siehe oben). Auf Grund der vorhandenen Daten ist es fraglich, ob diese beiden Johannes Gapp identisch sind. Möglich wäre dies wenn z.B.  Wolfgang Gapp ein „Nachzügler“ des genannten Vaters Joannes Gapp wäre, u.U. aus einer zweiten Ehe. Sicher ist allerdings, dass alle vier hier angeführten Gapp Familien in Reith ihre gemeinsame Wurzeln haben (siehe nächstes Kapitel).

Diese Familie von Wolfgang Gapp und Othilia Schönacher spielt für die späteren Seefelder Gapp-Clans, somit auch den „Tschurpen-Clan“, die entscheidende Rolle.

5. Weitere Gapp-Familien der ersten Zeit

Neben diesen vier Eheschließungen von Männern mit dem Familiennamen Gapp heiraten in Seefeld vor 1640 mehrere Frauen aus Reith mit dem Familiennamen Gapp. Bei einer von ihnen (Anna Gapp, Eheschließung 1609) heißt der Vater ebenfalls Joannes Gapp. Da 11 Jahre später eine weitere „Anna Gapp“ mit der Zusatzbezeichnung „virgo“ (= Jungfrau, kinderlos, unverheiratet…) aufscheint, müssen sie zwei verschiedenen Reither Ehepaaren zugeordnet werden. Bekannt sind folgende Eheschließungen:

  • Gapp Sabina heiratet um 1604 den Unterseefelder Christoph Seelos (vgl. oben die Taufpaten Andreas Seelos und seine Frau Sophia geb. Sailer bei den Kindern der Familie von Balthasar Gapp).
  • Gapp Gertrud 1618 den Christoph Hedl, einen Müller in Zirl (später „Hendl“).
  • Gapp Anna („virgo“) 1620 den Witwer Joannes Wanner.

Da es in dieser Tschurpen Saga primär um die Geschichte(n) jener Familien geht, die den Familiennamen Gapp bis heute tradierenden, wird auf diese Eheschließungen bzw. deren Nachkommen nicht näher eingegangen.

 

V. Die Tschurp, bevor sie sich Tschurp nannten

 1. Der erste namentlich bekannte Tschurp-Ahne: Joannes Gapp (geb. um 1585)

Außer seinem Namen und seinem Wohnort Reith bei Seefeld kennen wir Joannes Gapp (geb. um cà 1585) nur in seine Rolle als Vater von Wolfgang Gapp.

Joannes Gapp ist demnach der erste namentlich bekannte Ahne der heute in Seefeld lebenden „Tschurp“.

Reith bei Seefeld auf historischen Aufnahmen. Von hier stammen die Vorfahren der Seefelder Gapp-Familien. Historische Ansichtskarten, Privatsammlung.

2. Die Seefelder Tschurp-Stammeltern Wolfgang Gapp (geb. 1618) und Othilia Schönacher

a) Die Familie

Ein Sohn des oben genannten Reithers Joann Gapp  ist Wolfgang Gapp. Durch seine ehebedingte Übersiedlung nach Seefeld ist er der erste Seefelder „Tschurp“.  Allerdings erhalten diesen Vulgonamen erst seine Nachfahren in gut 200 Jahren (siehe oben Pkt. II.3. und unten Pkt. VI.1. diesen Vulgonamen). Bei seiner Ankunft in Seefeld leben hier bereits andere Träger des Familiennamens Gapp (deren Vorfahren vermutlich ebenfalls aus Reith stammen). Von diesen gibt es aber heute keine Nachkommen mehr in Seefeld, die den Familiennamen Gapp führen. (Siehe dazu unten Pkt. VII.)

Wolfgang Gapp kommt in Reith am 18.10.1618 auf die Welt, von seinen Eltern kennen wir namentlich nur den Vater Joannes Gapp (siehe oben), den Namen seiner Mutter kennen wir (noch) nicht.

Wolfgang Gapp heiratet 1641 in Seefeld die  Othilia Schönacher, geb. am 11.12.161233. Sie ist älter als ihr Mann, verstirbt 1681 und lässt ihren Mann als Witwer zurück. Dessen Sterbedatum kennen wir nicht.

Diese Eheleute begründen die erste in Seefeld ansässige Gapp-Familie in der Ahnenreihe der heute in Seefeld lebenden Tschurp

Die Dreifachhochzeit am 5.2.1641: Neben Wolfgang Gapp und Ottilia (andernorts auch „Othilia“) Schönacher heiraten Wolfgang Gapps Schwester Maria Gapp und Joannes Simon aus Partenkirchen sowie Michael Löderer aus Reith und eine Maria. Trauzeugen sind Joannes Pitl (auch „Pittl“), Balthasar Gap (In der Regel „Gapp“), Elias Seelos und Jacob Gap („Gapp“).

Die Ehe von Wolfgang Gapp und Othilia Schönacher wird am 5. Februar 1641 geschlossen, es ist eine Dreifachhochzeit (eine weitere Gapp-Dreifach-Hochzeit wird es 1670 geben, siehe unten)! Außer dem genannten Ehepaar heiratet Maria Gapp, die Schwester von Wolfgang Gapp, den Joannes Simon aus Partenkirchen, und der Witwer Michael Löderer aus Reith eine Maria aus Telfs. Ein Valerius Löderer wird später der Taufpate fast aller Kinder von Wolfgang Gapp und Othilia Schönacher sein. Trauzeugen für alle drei Brautpaare sind Pittl Joannes (später bezeugter gemeinsamer Hausbesitzer mit Sohn Martin Gapp), Balthasar Gapp aus Reith, Elias Seelos und Jakob Gapp, vermutlich der Onkel des Bräutigams Wolfgang Gapp.

b) Othilia Schönachers Vorfahren und Geschwister

Die Eltern von Wolfgang Gapps Frau  Othilia Schönacher sind Caspar Schönacher aus Leutasch und Anna Englsperger (Eheschließung 1607), eine Tochter des bereits genannten Kirchpropstes Joann Englsperger. Eine Cousine von ihr, Catharina Englsperger, heiratet 1617 den Bruder (oder Neffen?) des Ehemannes Wolfgang Gapp, Jakobus Gapp. Man kennt sich also.

Caspar Schönacher ist zwar in Leutasch geboren, er scheint aber in der Liste der steuerpflichtigen Haushalte von 1620 bereits als Seefelder auf, ist also zu seiner Frau nach Seefeld gezogen34. Die Tochter  Othilia Schönacher ist bereits in Seefeld geboren. Beim Haus handelt es sich um das spätere „Bachschusterhaus“ (nach dem dort tätigen Mitbesitzer und Schuster Georg Tiefenbrunner 1731-1786). Othilia Schönacher hat mehrere Geschwister, die ebenfalls Familien in Seefeld gründen:

  • Michael Schönacher heiratet 1644 Anna Reinisch. Deren Tochter Anna Schönacher  heiratet 1678 den Bartholomäus Gressl, den Pächter der klostereigenen Schlossberg-Güter (Urbarium 1678). Einige Jahre später heißt der Nachfolger dieses Pächters Georg Kuen, dessen Schwester Christina Kuen 1670 den Georg Gapp heiratet (siehe oben Pkt Iunter der Familie Bartholomäus Gapp und Agnes Wanner). Das berufliche und familiäre Lieben spielt sich also in einem sehr überschaubaren Rahmen ab…
  • Georg Schönacher heiratet 1654 Gertrud Gschwandtner aus Axams.
  • Elias Schönacher heiratet 1650 Anna Markt aus Flaurling. In seiner Erbfolge übergibt er das Haus an Sohn Mathias Schönacher (heiratet 1682 Maria Viller), der wiederum übergibt an Mathias Schönacher (heiratet 1715 Rosina Sailer), der weitere Nachfolger als Hausbesitzer ist wieder ein Mathias Schönacher (heiratet 1753 Maria Sailer) und schließlich Georg Schennacher (heiratet 1797 Maria Nairz). Bis dahin bleibt so das Haus über viele Generationen im Familienbesitz, ehe es dann über die Familie Nöbl zur Familie Sailer gelangt, nun „Hubertushaus“ genannt, abgerissen, im großen Stil neu erbaut und durch die Malerfamilie Sailer mit prächtigen Wandmalereien versehen wird. Heute steht an dessen Stelle das Olympia Sport- und Kongresszentrum.
  • Ursula Schönacher heiratet 1651 den Christophorus Gapp, Sohn von Jakob Gapp und Catharina Englsperger. Nach dessen frühen Tod 1657 heiratet die Witwe Ursula Schönacher den Wilhelm Suitner (Details siehe oben bei der Familie von Jakob Gapp).

 

Vom ersten namentlich bekannten Gapp-Ahn der Seefelder Gapp (der Reither Joannes Gapp) bis zu den ersten Trägern des Vulgonamens „Tschurp“.
c) Der Nachwuchs

Acht Kinder der Stammeltern der Seefelder Tschurp, Wolfgang Gapp und Othilia Schönacher, sind uns bekannt, fünf von ihnen schließen insgesamt acht (!) Ehen:

  • Martin Gapp, 1641, heiratet in I.Ehe 1667 die Maria Khnilling aus einer bekannten Garmischer bzw. Mittenwalder Familie (u.a. Geigenbauer, Nachkommen bis heute). Ein Fuhrmann Thomas Khnilling aus Garmisch verstirbt in Seefeld 1652, ein Joannes Khnilling, ebenfalls Fuhrmann, aus Partenkirchen verstirbt hier 1663. Es könne sich um Vater bzw. Bruder von Maria Khnilling handeln. 

Martin Gapp wird Wegmacher, er und seine Nachkommen (vielleicht schon der Vater Wolfgang Gapp?) besitzen Jahrzehnte lang einen Hausanteil (gemeinsam mit Familie Pittl) im Moosviertel mit den späteren Nr. 35 und 36 an der Stelle des heutigen Seefelder Musikpavillons. Aus dieser Familie stammen zumindest zehn Kinder, von der Hälfte sind Eheschließungen bekannt. Aus diesen stammen die späteren Clans mit den Vulgonamen „Kuchnmichl“ (nach dem Bäcker Joh. Michael Gapp, geb. 1749), die „Praxer“(auch „Kaspars“, nach Kaspar Gapp geb. 1756) und die „Fux“. Von all diesen für das Seefelder Dorfgeschehen einstmals bedeutenden Clans gibt es heute in Seefeld keine Nachkommen mehr mit dem Familiennamen „Gapp“. Auch die „Binder“ (nach dem Fassbinder und Bierwirt Johann Michael Gapp) stammen von Martin Gapp und Maria Khnilling. Zur „Wiederansiedlung“ von Nachkommen dieser Linie, die vor vier Generationen in Seefeld „erloschen“ ist, siehe unten Pkt. 7.3. über die „Binder“.

In 2. Ehe heiratet der Witwer Martin Gapp am 4.2.1690 die ebenfalls verwitwete Judith N., deren Familienname im Ehebuch nicht genannt wird.

 

  • Elisabeth Gapp, geb. 1643, heiratet 1664 den Sebastian Schrott aus Unterseefeld.
  • Adam Gapp, geb. 1644, verstirbt 1679 ohne Nachkommen.
  • Gertrud Gapp, geb. 1647, wird nur sechs Jahre alt.
  • Leopold Gapp, geb. 1649, heiratet 1676 die Witting Magdalena; von einem Enkel dieser Familie stammt der Gapp-Clan der „Max“ ab (nach Maximilian Gapp, geb. 1701, verehelicht mit Maria Sailer 1741, wohnhaft in einer „Viertelbehausung“ im „Melaunerhof“ in Unterseefeld, spätere Nr. 73).
  • BARTHOLOMÄUS GAPP, geb. 1651, repräsentiert die nächste Ebene des späteren „Tschurpen-Clans“ (siehe nächstes Kapitel).
  • Anna Gapp, geb. 1652, verstirbt offensichtlich ledig.
  • Simon Gapp, geb. 1656, heiratet 1683 die Rosina Spiegl aus Mösern, Tochter von Joannes Spiegl und Maria Kranewitter. Simon Gapp stirbt bereits drei Jahre nach der Eheschließung. Von den beiden Kindern Gertrud Gapp (geb. 1684) und Ingenuin Gapp (geb. 1686) hören wir nichts mehr.

 

3. Bartholomäus Gapp (1651 – 1724) und seine Familie

Bartholomäus Gapp kommt im Oktober 1651 als Sohn von Wolfgang Gapp und Othilia Schönacher in Seefeld auf die Welt (s. o.). Er verdingt sich später den Lebensunterhalt als „Zimmermann“ und heiratet insgesamt dreimal (!).

a) I.Ehe: 1681 ehelicht Bartholomäus Gapp die Maria Post aus Leutasch. Deren Eltern sind Martin Post und Elisabeth Tiefenbrunner. Trauzeugen sind Jakob Gapp aus Reith und Joannes Zunterer aus Seefeld, sowie Joannes Krueg und Michael Kluckner aus Leutasch.

  • Über Sohn BENEDIKT GAPP (geb. 1686) wird die spätere Tschurpen-Linie weitergegeben (siehe nächstes Kapitel).
  • Tochter Magdalena Gapp heiratet nach St. Lorenzen im Pustertal.
  • Sohn Josephus Gapp (geb. 1683) heiratet in I.Ehe 1718 die Maria Nagl und als Witwer 1733 die Brigitta Schärmer (Doppelhochzeit mit Stiefbruder Wolfgang Gapp, s.u.).
  • Sohn Blasius Gapp (geb. 1688) heiratet 1716 die Katharina Kluckner. Ihr Sohn Cassian Gapp heiratet 1753 in Zirl die die Maria Reinhardt.
  • Von den Kindern Anna Gapp (geb. 1681), Helena Gapp (geb. 1684), Joannes Gapp (geb. 1690) und Monica Gapp (geb. 1693) kennen wir (vorläufig) nur das Datum ihrer Geburt.

Die Ehefrau Maria Post verstirbt als Mutter von acht Kindern bereits mit 37 Jahren, vier(!) davon hat sie selber begraben.

b) II.Ehe: 1694, ein halbes Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau, heiratet der Witwer Bartholomäus Gapp die Anna Schöpf aus Umhausen. Wieder trifft ihn ein harter Schicksalsschlag: ein Jahr nach der Eheschließung bei der Geburt von

  • Sohn Joannes Gapp (1695) verstirbt sowohl das Baby als auch eine Woche später die Mutter und Ehefrau Anna Schöpf.

c) III.Ehe: Wieder ein halbes Jahr nach dem Tod der zweiten Ehefrau Anna Schöpf heiratet der Witwer 1696 in III.Ehe die Margaretha Grießer aus Sölden.

  • Tochter Maria Gapp (geb. 1697) bleibt ledig, hat aber eine Tochter Franziska Gapp.
  • Sohn Wolfgang Gapp (geb. 1698) heiratet 1723 die Elisabeth Beyer, drei der fünf Kinder sterben wenige Monate nach der Geburt, Sohn Joseph Gapp mit 56 Jahren, Tochter Elisabeth Gapp heiratet nach Bad Tölz.

In II.Ehe heiratet der Witwer Wolfgang Gapp 1733 die Maria Haslberger aus Inzing (damals Pfarre Flaurling) in einer Doppelhochzeit mit dem ebenfalls verwitweten Bruder Joseph Gapp (aus der ersten Ehe des Vaters), der die Brigitta Schärmer aus Leutasch ehelicht (siehe oben). Von den Kindern Joann Gapp (geb. 1734) und Ignatius Gapp (geb. 1736) hören wir nichts mehr.

Wolfgang Gapp verstirbt 1736 als wiederverheirateter Witwer mit 38 Jahren(!). Seine 26jährige Witwe Maria Haslberger (die Ehe dauerte nur 2 Jahre) heiratet in II.Ehe 1738 den 31jährigen Leutascher Laurentius Kluckner, der 1763 verstirbt. Maria Haslberger verstirbt 1768. Von den sechs Kindern schließen zwei eine Ehe: Maria Salome Gapp (geb. 1752) heiratet 1793 den Vitus Plattner und Franziskus Kluckner (geb.1756) heiratet 1787 die Magdalena Traxl vom „Dräxl-Haus“ in der heutigen Leutascher Straße. Ihre Erbtochter Maria Kluckner holt sich 1827 den Sigismund Haslwanter als Ehemann ins Haus – aus dem „Dräxl-Haus“ wird damit der „Gruggerhof“ Nr. 64 der Familie Haselwanter.

Die Seine dritte Ehefrau Margaretha Grießer überlebt ihren Mann Bartholomäus Gapp um einige Jahre ehe sie 1730 verstirbt. Ihr Mann Bartholomäus Gapp verstirbt bereits 1724 mit 73 Jahren. Er musste  während seinen Lebzeiten zwei Ehefrauen und 5 seiner insgesamt 11 (bekannten) Kinder zu Grabe tragen.

4. Benedikt Gapp (1686 – 1749) und Maria Neiner

Benedikt Gapp, geb. 1686, Sohn des Zimmermanns Bartholomäus Gapp und seiner ersten Frau Maria Post (siehe oben), heiratet 1717 die Maria Neiner aus „Payrbach“. Deren Eltern sind Joannes Neiner und Magdalena Rappold. Trauzeugen von Seiten des Bräutigams sind der Vater Bartholomäus Gapp, der Seefelder Wirt Martin Schandl und der Weber Martin Arnold. Zeugen von Seiten der Braut sind deren Vater Joannes Neiner, Martin Nagele (Bauer in Payrbach) und der Telfer Gastwirt Georg Klotz.

Bei der Taufe der jüngsten Tochter Anna Gapp (1739) ist als deren Geburtsort „Unterseefeld“ angegeben. Ob die Familie immer dort wohnt, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, da Benedikt Gapp in keiner Steuerliste des Klosters aufscheint. Er wird deshalb wohl entweder bei einem Verwandten oder in einem der wenigen nicht dem Kloster abgabenpflichtigen Haus wohnen.

Von den acht bekannten Kindern dieser Familie ist für die „Tschurpen Saga“ der Sohn Joseph Gapp, geb.1.12.1726, von entscheidender Bedeutung, da durch ihn die Ahnenreihe bis zu den späteren „Tschurp“ fortgesetzt wird (siehe nächstes Kapitel).

Die Liste der Kinder aus dieser Ehe:

  • Catharina Gapp, geb. 1717, verstirbt ledig mit 48 Jahren.
  • Gertrud Gapp, geb. 1720, heiratet 1751 den Witwer Georg Klotz.
  • Joann Gapp, geb. 1723.
  • JOSEPH GAPP, geb. 1726, 1752 Anna Roseneck, siehe nächstes Kapitel.
  • Elisabeth Gapp, geb. 1730, heiratet den Paul Neureiter aus Meran.
  • Valentin Gapp, geb. 1733, verstirbt 1734.
  • Maria Magdalena Gapp, geb. 1736, heiratet 1766 den Johann Sailer und in II.Ehe 1787 den Nikolaus Gapp, Sohn von Joseph Gapp und Rosina Schneider.
  • Anna Gapp, geb. 1739 in Unterseefeld.

Benedikt Gapp verstirbt mit 63 Jahren 1749, seine Frau Maria Neiner lebt anschließend 22 Jahre als Witwe, ehe sie 1771 mit 75 Jahren verstirbt.

5. Joseph Gapp (geb. 1726) und Anna Maria Roseneck

Die Rekonstruktion der Geschichte dieser Familie in der Ahnenreihe der späteren „Tschurp“ ist nicht ganz einfach. Die Daten und Lebensumstände sind sie sehr lückenhaft und manchmal auch widersprüchlich.

Gesichert ist, dass Josephus Gapp der Sohn von Benedikt Gapp und Neiner Maria ist, der in Seefeld am 1.12.1726 auf die Welt kommt. Weiters steht fest, dass er am 6.11.1752 die Anna Maria Roseneck aus Riedlingen in Schwaben heiratet. Deren Eltern heißen Johann Roseneck und Maria Catharina Stocker.

Aber weder sein Sterbedatum noch das seiner Frau ist in den Seefelder Matriken zu finden35. Problematisch sind die Angaben bei den beiden in Frage kommenden Kindern dieser Eheleute:

  • MICHAEL GAPP, geb. cà 1756. Die Taufe ist in Seefeld nicht verzeichnet, aber die Angabe des Alters im Sterbebuch bei seinem Tod am 8.8. 1831 mit 75 Jahren lässt auf dieses Geburtsjahr schließen. Wo Michael Gapp getauft wird, wissen wir nicht, vielleicht leben die Eltern des Täuflings (Joseph Gapp und Anna Maria Roseneck) die erste Zeit bei den Eltern der Braut (Johann Roseneck und Maria Catharina Stocker) in Riedlingen.

Bei seiner Eheschließung ist Michael Gapp lt. Eintragung im Ehebuch „aus Seefeld“.  Er heiratet am 27.11.1792 in Seefeld die Eva Nairz, ihm wird bei der Taufe eines Kindes erstmals der Vulgoname „Schurp“ beigefügt (siehe oben und das nächste Kapitel). Bei der Eheschließung 1792 wird seine Mutter mit Anna Maria „Poschunggin“ angegeben. Allerdings erscheinen die Matriken an dieser Stelle erst nach einigen Jahren „nachgeschrieben“ worden zu sein (wie das einheitliche Schriftbild über mehrere Jahre vermuten lässt), weshalb eine Ungenauigkeit erklärbar erscheint (Hörfehler, Abschreibfehler…).

  • Maria Anna Gapp, geb. 1759. Hier heißt die Mutter in den Matriken Anna Maria „Poschenöggin“, was dem Wortlaut bei der Eintragung der Eheschließung der Eltern im Ehebuch sehr nahe kommt. Von dieser Tochter wissen wir nichts Näheres, bei der Eintragung der Taufe ist allerdings ein „+“ (e. verstorben) beigefügt.

 

Seefeld vor mehr als 100 Jahren. Zu dieser Zeit sind 7 Häuser im Besitz von Gapp-Familien. Historische Ansichtskarte, Seefelder Heimatmuseum.

VI. Aus Gapp werden „Tschurp“

In der 6. uns namentlich bekannten Gapp-Generation in Seefeld erhält ein Zweig der Familien mit dem Namen Gapp den Vulgonamen Tschurp, den deren Nachkommen auch heute noch, in der 12. bekannten Gapp-Tradition, tragen. Zur (unbekannten) Bedeutung  und Herkunft dieses Namens siehe oben Pkt. II.3.

1. Michael „Tschurp“ Gapp (1756 – 1831) und Eva Nairz

Michael Gapp und seine Frau Eva Nairz (Eheschließung 27.11.1792) sind in der 6. uns namentlich bekannten Gapp-Generation die Stammeltern aller heute in Seefeld lebenden „Tschurp“.

Michael Gapp verdanken sie neben ihrem Vulgonamen aber auch das Haus Nr. 66 in der heutigen Leutascher Straße, das durch mehrere Generationen hindurch bis vor einigen Jahrzehnten als „das“ Tschurpen-Haus in Seefeld galt. Dieses Haus wurde vor einigen Jahrzehnten abgerissen, heute steht dort das „Haus Notburga“.

Michael Gapp baut dieses Haus vor ca. 200 Jahren im „Seedörfl“36 am damaligen Ortsende von Seefeld. Es ist zu dieser Zeit gemeinsam mit dem auf der anderen Straßenseite eine Generation vorher von Simon Tiefenbrunner erbauten Haus (heute Nr. 65) das Letzte an der heutigen Leutascher Straße. Das Haus vor dem „Tschurpen-Haus“, der heutige „Gruggerhof“ Nr. 64, wird etwa zur gleichen Zeit, um 1770, wie das „Tiefenbrunner Haus“ gebaut. Bis dahin reichte das Seefelder Siedlungsgebiet „nur“ bis zum uralten Haus vom Zunterer Josef (später Doppelhaus Zunterer/Nöbl), heute „Stern Residenz“ Nr. 61 (rechts von der Einmündung der heutigen Olympiastraße in die Leutascher Straße).

Die Frau von Michael Gapp, Eva Nairz, stammt aus Reith Nr. 34 (damalige Nummerierung), ihre Eltern sind Gregor Nairz und Maria Rödlach. Dem Reither Dorfbuch entnehmen wir, dass die Nairz (später Norz) in Reith bereits 1573 anzutreffen sind und ein Gregor Nairz 1775 den Vulgonamen „Gehreler“ trägt37. Der Name dieser Familie mutiert später zu Norz, aus diesem Clan stammen u.a. die heute in Seefeld lebenden Norz, die auf den „Schneider Hans“ Hans Norz und seinen Bruder Paul Norz zurückgehen.

Die ersten „Tschurp“ genannten Gapp haben acht Kinder. Fünf Kinder sterben sehr jung oder ledig, über eine Tochter (Maria) haben wir außer ihrem Geburtsdatum keine weiteren Informationen. Nur ein Sohn und eine Tochter schließen eine Ehe in Seefeld, die Nachkommen des Sohnes führen die „Tschurp-Linie“ weiter, aus den Nachkommen der Tochter stammt der Seefelder Rofner-Clan:

  • Nicolaus Gapp, geb. 1793, verstirbt ledig mit 37 Jahren.
  • Anna M. Gapp, geb. 1795, verstirbt ledig mit 81 Jahren.
  • Maria Gapp, 1797.
  • Catharina Gapp, geb. 1800, verstirbt mit 6 Jahren.
  • Genovefa Gapp, geb. 1805, verstirbt bereits nach einer Woche.
  • JOSEPH GAPP, geb. 1807, heiratet 1835 die Gaugg Maria, sie führen die Tschurpen-Tradition weiter (siehe nächstes Kapitel).
  • Andreas Gapp, geboren und verstorben im Tiroler und Seefelder Schicksalsjahr 1809.
  • Magdalena Gapp, geb. 1814, heiratet 1846 zum Seyrling Johann ins Nachbarhaus (ehemaliges „Tiefenbrunner-Haus“, die Tochter Seyrling Maria übernimmt das Haus, heiratet 1876 den Josef Rofner vom Lehenwald [die später nach Unterseefeld ziehen], heute „Haus David“ der Familie Seelos Nr. 65).

Michael Gapp stirbt 1831 mit 75 Jahren an der „Brustwassersucht“, seine Frau Eva Nairz 10 Jahre später 1841 mit 71 Jahren an „Entkräftung“.

      

Die Familien mit dem Vulgonamen „Tschurp“ bis zur 10. bekannten Generation der Gapp in Seefeld. Inzwischen gibt es bereits zwei weitere Generationen, die hier aus Platz- und Datenschutzgründen nicht dargestellt werden können. (Korrektur: Maria Gapp [verehel. mit Adolf Seyrling] ist 1908 geboren, nicht wie in der Grafik falsch mit 1918 angegeben!)

 2. Joseph Gapp (1807-1886) und Maria Gaugg

Joseph Gapp kommt als sechstes von acht Kindern am 2.2.1807 im vom Vater erbauten Elternhaus (spätere Nr. 66) auf die Welt, zwei seiner Geschwister sind bei seiner Geburt bereits verstorben.

Mit 28 Jahren heiratet Josef Gapp die Maria Gaugg aus Scharnitz. Sie stammt aus einer kinderreichen Familie, 12(!) Geschwister von ihr sind uns namentlich bekannt, viele sind allerdings schon sehr früh verstorben. Die Eltern heißen Franz Gaugg (Eltern: Franz Gaugg und Brigitte Neiner) und Maria Heis (Eltern: Andreas Heis und Anna Wackerle), sie haben 1801 geheiratet. Tochter Maria Gaugg (die spätere Ehefrau von Joseph Gapp) erblickt „bei einer leichten Geburt ohne Hebamme“ im damaligen Haus Nr. 50 in Scharnitz (später wohnt die Familie im Haus Nr. 54) das Licht der Welt.

Joseph Gapp ist neben seiner Tätigkeit als (kleiner) Bauer auch Jäger, ein Beruf, der in der Familie immer wieder ausgeübt wird (siehe „Tschurpenjager“).

Bei der Eheschließung von Joseph Gapp und Maria Gaugg am 9.2.1835 leben im Haus, das er nun übernimmt (oder von seinem Vaters bereits früher übernommen hat) noch seine 65jährige Mutter Eva Nairz und seine  Schwestern Anna Gapp und Magdalena Gapp, von Schwester Maria Gapp wissen wir nichts Näheres. Der Vater und die anderen Geschwister sind alle bereits verstorben.

 

In den nächsten Jahren kommen im Haus neun Kinder auf die Welt, allerdings ist in dieser Zeit nicht nur Kinderlachen zu hören, sondern es ist auch – wie in den meisten Häusern damals – viel Kummer präsent, vier (!) Kinder werden nicht älter als ein Jahr. Dreimal wird ein Kind „nachgetauft“ (eines davon sogar zweimal), d.h. ein nachkommendes Kind wird auf denselben Namen wie ein vorher verstorbenes Kind der Familie getauft. Aber durch die Eheschließung von zwei Söhnen (Johann und Michael Gapp) werden die „Tschurp“ in Seefeld trotzdem sehr zahlreich. Ein dritter Bruder (Alois Gapp) heiratet nach Telfs, seine 12(!) Kinder tragen zu dieser „Vermehrung“ in Seefeld allerdings nicht bei. Ebenso nicht jene von Tochter Philomena Gapp, die nach Scharnitz heiratet.

Die Kinder von Joseph Gapp und Maria Gaugg:

  • Philomena Gapp, geb. und verstorben 1831.
  • JOHANN GAPP, 1835, heiratet 1868 die Seyrling Elisabeth. Sie nächstes Kapitel.
  • Kreszenz Gapp, 1837, verstirbt mit acht Monaten.
  • Philomena Gapp („nachgetauft“), geb. 1839, heiratet 1870 in Scharnitz den dortigen Kleinbauern Franz Kluckner, Sohn von Jakob Kluckner und Agathe Neuner.
  • MICHAEL GAPP, geb. 1840, heiratet 1876 die Anna Porta und übernimmt das Elternhaus. Siehe übernächstes Kapitel.
  • Alois Gapp, 1843, verstirbt mit einem Monat.
  • Kreszenz Gapp („nachgetauft“), geb. 1844, wird nur drei Monate alt.
  • Alois Gapp, geb. 1846, heiratet 1875 die Maria Porta, eine Schwester der Frau seines jüngeren Bruders Michael Gapp, Anna Porta. Ihre 12 Kinder kommen zwar in Seefeld auf die Welt, die Familie zieht aber später nach Telfs. 4 oder 5 der 12 Kinder werden nicht älter als ein Jahr, die anderen 7 schließen eine Ehe (zwei Söhne, fünf Töchter):
    • Anna Gapp, geb. 1877, heiratet nach Landeck und verstirbt dort als Witwe Pircher
    • Michael Gapp, geb. 1877, neun Monate nach der Schwester, verstirbt am Tag nach der Geburt (offensichtlich als „Frühchen“).
    • Michael Gapp, „nachgetauft“, geb. 1878.
    • Filomena Gapp, geb. 1880, heiratet 1911 in Telfs den Fabrikarbeiter Alfons Wackerle und verstirbt 1967 im Krankenhaus in Hall.
    • Johann Gapp, geb. 1881, verstirbt ein Jahr später.
    • Johann Gapp, „nachgetauft“, geb. 1882, wird in Telfs Fabrikarbeiter und heiratet 1907 eine Carolina.
    • Victoria Gapp, geb. 1884, heiratet 1909 in Telfs den Fabrikarbeiter Josef Mair.
    • Maria Gapp, geb. 1885, heiratet in Telfs 1911 den 29jährigen kroatischen Fabrikarbeiter Vincenz Kraly und verstirbt 1968.
    • Anton Gapp, geb. 1886, wird Fabrikarbeiter wie viele in dieser Familie und heiratet 1914 die ebenfalls in der Fabrik arbeitende Anna Degenhart.
    • Katharina Gapp, geb. und verst. im Februar 1888.
    • Katharina Gapp, „nachgetauft“, geb. 1889, verehelicht sich 1823 in Telfs mit Kobler Oskar und verstirbt 1967.
    • Sigismund Gapp, geb. 1892, verstirbt mit einem Jahr.

Als Geburtshaus der Kinder ist das Haus Nr. 9 bzw. 10 (alte Nummerierung) angegeben. Alois Gapp ist also vom „Seeviertel“ vorerst in die „Schiffgasse gezogen, bevor er und seine Familie nach Telfs übersiedelt.

 

  • Kreszenz Gapp (zum zweiten Mal „nachgetauft“), geb. 1851, heiratet 1881 den um einige Jahre jüngeren Rädermacher Isidor Scharmer aus Inzing38. Sie wohnen zuerst im Haus Nr. 9/10 (Doppelhaus an der Stelle des heutigen „Landhaus Antonia“). Später errichtet die Familie nebenan das heutige „Landhaus Schärmer“ an der Stelle des ehemaligen Doppelhauses Nr. 6/7 (zum Schluss Suitner/Zunterer). Die vier Kinder von Kreszenz Gapp und Isidor Scharmer kommen aber noch im Haus Nr. 9/10 auf die Welt:
    • Josef Scharmer, geb. 1882, Briefträger, heiratet in 1.Ehe 1921 die Kreszenz Draxl und nach ihrem frühen Tod 1923 in II.Ehe 1924 die Aloisia Neuner. Aus dieser Ehe stammt u.a. der langjährige Seefelder Feuerwehrkommandant Karl Schärmer  39. (1927-2001). 
    • Isidor Scharmer, geb. und verst. 1885.
    • Isabella Scharmer, geb. 1888, heiratet 1921 den Seefelder Bierbrauer Karl Seyrling, einen Sohn vom „Klosterbräuer“ Alois Seyrling.
    • Ida Scharmer, geb. 1892.

Kreszenz Gapp verstirbt 1937 mit 86 Jahren, ein Jahr nach ihrem Mann Isidor Scharmer, der 78 Jahre alt wird.

Nach der Familie von Josef Gapp und Maria Gaugg trennen sich die heute in Seefeld lebenden „Tschurp“ in zwei Clans: jene, die sich auf den älteren Sohn Johann Gapp und seine Frau Elisabeth Seyrling (unten Pkt. VI.3.), und jene, die sich auf den jüngeren Sohn Michael Gapp und seine Frau Anna Porta (unten Pkt. VI.4.) zurückführen lassen (siehe nächstes Kapitel).

 

3. Johann Gapp (1835-1891) und Elisabeth Seyrling

Johann Gapp kommt am 13.12.1835 im Elternhaus Nr. 66 (damals Nr. 42) auf die Welt. Er wird zuerst Gendarm und ist deshalb jahrelang nicht in Seefeld. 1868 heiratet er als „ausgedienter Gendarm“ die Elisabeth Seyrling, Trauzeugen sind der Bruder Michael Gapp (heiratet 1876, s.u.) und der inzwischen verwitwete Vater der Braut, Gabriel Seyrling. Die Eheleute ziehen in das Elternhaus der Frau Nr. 55 (Doppelhaus mit Nr. 54). Sie übernehmen auch die zweite Haushälfte Nr. 54, zuletzt im Besitz von Oswald Klotz (verh. mit Maria Anna Zunterer). Das „Proschen-Haus“ genannte Anwesen oberhalb des heutigen „Hotel Wetterstein“  brennt eine Generation später ab.

Die Eltern von Elisabeth Seyrling sind der „Gaber“ Gabriel Seyrling, Kleinhäusler bzw. Bauer (geb. 1797, Eltern: Franz Seyrling und Elisabeth Beer), und Nothburg Norz (geb. 1802 in Reith, Eltern: Alois Norz und Maria Wegscheider). Sie haben 1840 geheiratet, es ist die II.Ehe des Vaters, in 1.Ehe war er mit Theresia Brenner, ebenfalls von Reith, verheiratet, die 1838 verstorben ist. Die Haushälfte Nr. 55 (damals Nr. 33b) hat schon Gabriel Seyrlings Großvater Simon Seyrling besessen, laut Kataster 177740 gemeinsam mit Franziska Nairz, verehelichte Kluckner, der Besitzerin der anderen Haushälfte Nr. 54 (damals Nr. 33a).

Aus der Familie von Johann Gapp und Elisabeth Seyrling stammen sechs Kinder, drei Mädchen (von denen zwei innerhalb von drei Tagen[!] an Scharlach versterben, sowie drei Buben. Dies ist jene Generation, die unsere älteren Seefelder(innen) noch kennen:

a) ALOIS GAPP, geb.1868, der spätere Tschurpenjager“, heiratet 1896 die Maria Wörnle (siehe unten).

b) Philomena Gapp, geb. 1870, mit 5 Jahren 1875 an Scharlach verstorben.

c) Maria Gapp, geb. 1871, verstirbt 2 Tage nach ihrer Schwester Philomena mit 4 Jahren. In diesem Jahr sterben in Seefeld 12(!) Kinder (von 25 Todesfällen in Seefeld, davon 15 Kinder) an Scharlach.

d) Kreszenz Gapp, geb. 1873, heiratet 1900 den Eduard Gaugg in Scharnitz (siehe unten).

e) FRANZ GAPP, geb. 1876, heiratet 1905 die Maria Thaler und in II.Ehe 1921 die Anna Rofner (siehe unten).

f) JOHANN GAPP, geb. 1878, heiratet 1911 die Brigitte Neurauter (siehe unten).

 Johann Gapp verstirbt 1891 bereits mit 56 Jahren als Bauer und Jäger an einem „Herzfehler“, seine hinterlassene Witwe Elisabeth Seyrling mehr als 26 Jahre später 1919 mit 78 Jahren.

Die vier Familien nach Johann Gapp und Elisabeth Seyrling:

ad a) Alois Gapp (1868-1949) und Maria Wörnle (9.Generation)

Der „Tschurpenjäger“ Alois Gapp kommt am 23.3.1868 in Seefeld im Elternhaus Nr. 55 an der heutigen Möserer Straße auf die Welt. Er wird Berufsjäger in der von Baron Ringhoffer gepachteten Jagd der Gemeinde Seefeld (siehe oben im Kapitel „Spurensuche“ Pkt. III.4.).

1896 heiratet er in Mittenwald Maria Wörnle (1871-1947), Tochter der Fuhrleute Andreas Wörnle und Gertraud Zwerger. Trauzeugen sind der ebenfalls in der Ringhoffer’schen Jagd beschäftigte Scharnitzer Jäger Alois Kapferer und Josef Wörnle, Bauer in Mittenwald. Das Elternhaus von Maria Wörnle trug die Nr. 217, später 323, heute Gröblweg 37, der Hausname war „Schlipfer“ oder „Ott“41.

Alois Heis mit seiner Frau Maria geb. Wörnle und ihren sechs Kindern: (von li) Maria, Fritz, die beiden Eltern, Willi, Karolina, Karl, Viktor. (Aufnahme cà 1920, Foto: Familienarchiv Heis).

Zum Zeitpunkt der Eheschließung ist der Vater von Alois Gapp bereits verstorben, das Elternhaus und die kleine Bauerschaft dürfte bereits der Bruder Johann Gapp übernommen haben. Alois Gapp wohnt bei seiner Eheschließung wohl deshalb nicht mehr zu Hause, sondern vorübergehend im Haus des Seefelder Schmieds Anton Hiltpolt (Nr. 18). Nach der Eheschließung zieht er für einige Jahre zu seiner Frau nach Mittenwald, wo auch die ersten Kinder zur Welt kommen. Um 1901 zieht die Familie zurück nach Seefeld. Sie beziehen das Haus Nr. 15 in der heutigen Reitherspitzstraße (heute „Lukas“). Dieses kleine Haus wurde um 1828 auf einem Grund von Joseph Gapp vermutlich von Johann Heigl42 erbaut, zwischenzeitlich wohnt auch der „Chyrurg“ Jakob Lanpacher dort, der 1844 das Haus Nr.13 kaufen wird.

Aus der Ehe von Alois Gapp und Maria Wörnle entstammen sieben Kinder. Bis auf die erste Tochter, die im Taufbuch als „Anonyma“ bezeichnet wird, können alle weiteren Kinder gesund heranwachsen und eine Familie gründen. Hier wird deutlich, welchen Fortschritt die Medizin inzwischen gemacht hat.

  • Maria „Mare“ Gapp, 1900-1968, heiratet 1927 den Bergarbeiter Heis Alfons, 1894-1973, der von Leutasch nach Seefeld kommt (Eltern: Alois Heis und Kreszenz Schöpf) und sich in der Reitherspitzstraße das Haus Nr. 153 baut.

Ihre beiden Söhne sind:

→ Gottfried „Oggi“ Heis (1930-2012), heiratet 1953 die Notburga „Burgi“ Steinbacher, 1931, Schneiderin in Schwoich, (Eltern: Schuhmacher Ägidius Steinbacher und Notburga Tischler). Gottfried Heis arbeitet bei der Post, er baut das „Haus Marina“ am Kreuzweg Nr. K7. Der Ehe entstammen die Kinder Sylvia Heis und Reinhold Heis.

→ Otto „Oggi“ Heis (1937-1998), wird Elektriker und heiratet in I. Ehe 1961 Mathilde „Hilde“ Komar, nach deren frühen Tod mit 40 Jahren in II.Ehe 1997 Inge Rinner geb. Felder. Ihre beiden Kinder sind Peter Heis  und Dagmar Heis. 

Maria „Mare“ Gapp verehel. Heis, geb. 1900, mit ihrem Mann Alfons Heis und ihrem Sohn Gottfried „Oggi“ Heis in der Tracht der Seefelder Schuhplattlergruppe (Foto: Familienarchiv Heis).

  • Fritz (Friedrich) Gapp, geb. 1902, Taufpate ist der Dienstgeber des Vaters als Jagdherr, Baron Victor Ringhoffer (siehe oben), der sich allerdings durch Johann Gapp, den Bruder des Vaters vertreten lässt. 

Fritz Gapp wird Bergarbeiter und Kraftfahrer, er heiratet 1942 die Hedwig Schrentewein aus Flaurling, Tochter der Köchin Aloisia Schrentewein, deren Mutter aus Schreckbichl (Girlan) stammt. Das Ehepaar hat keine eigenen Kinder, aber den Ziehsohn Hermann Muigg (später: Tischlerei Muigg, Auland/Reith).

Fritz Gapp verstirbt 1967 in dem von ihm errichteten Haus „Alpenglöckchen“ in der Milser Straße 298, seine Frau Hedwig geb. Schrentewein 1971. 

  • Victor Gapp, 1903, baut um 1929 neben dem Elternhaus gemeinsam mit seinem Bruder Karl Gapp das „Haus Viktoria“ am Kalkkögelweg 186. Der Name „Viktoria“ wir um 1980 von Anna Gapp, der Ehefrau von Karl Gapp, an die Familie Kirchmair weitergegeben die damit ihr neues Hotel benennt. Dieses Haus in der Hohe Munde Straße heißt heute „Aparthotel Viktoria“. Das ehemalige „Haus Viktoria“ am Kalkkögelweg 186 heißt heute „Haus Gapp“.

 Victor Gapp heiratet 1955 die Rosa Egger aus Zirl. Er ist Landwirt und Fiaker. Im Krinz wird mit dem Erlös aus dem Verkauf des Hausanteils „Viktoria“ das „Haus Leo“ Nr. K 19 errichtet.

Kinder aus dieser Familie sind 

→ Annemarie Gapp, geb. 1937;

→ Hilde Gapp, geb. 1938, heiratet 1963 den Bundesbahnbeamten Helmut Suitner, „Pfunser“ (1933-2010, Mutter Irma Suitner). Ihre Kinder sind Christian Suitnerund Thomas Suitner.

Leopold „Leo“ Gapp, 1942-2020, heiratet 1942 die Maria Druck. Nach ihm ist das neue Haus im Krinz benannt. 

Viktor Gapp verstirbt mit 70 Jahren 1973 im „Haus Leo“, seine Witwe Rosa geb. Egger nach 34 Witwen-Jahren mit 95 Jahren 2007 im Wohnheim Schlichtling in Telfs.

  • Karolina „Lina“ Gapp, 1905-1985, heiratet 1928 den bereits 41jährigen Ludwig Sailer, Werkstischler in der Maxhütte, geb. 1887 als Sohn von Oswald Sailer („Lippl“, Seefeld) und seiner Frau  Anna Schatz (vom „Sageler“ in Inzing). Trauzeugen sind der Tischlermeister Heinrich Sailer und der Fiaker Fritz Gapp. Die Familie Sailer besitzt und betreibt ihre Tischler-Werkstatt beim „Lippl“ in Unterseefeld an der Stelle des späteren „Hotel Philipp“ (benannt nach dem Vater von Oswald Sailer, Philipp Sailer), Münchner Straße 68.

Aus dieser Ehe von Karolina Gapp und Ludwig Sailer stammen die Kinder: 

Resi Sailer verehel. Biber, 1930-2016. Sterbebild.

→Theresia „Resi“ Sailer, 1930-2016, heiratet den Robert Biber in Vils. Ihre zahlreichen Kinder sind: Helmut Biber (1955-13.5.2020), Erika Biber, Hubert Biber, Oswald Biber, Florian Biber, die Zwillinge Christoph und Johannes Biber, Peter Biber, und Michael Biber. Eine Tochter von Johannes Biber, Larissa Biber, wird im September 2013 im blühenden Alter von 21 Jahren ermordet. Dieses tragische Ereignis bewegt auf Grund der Berichterstattung in allen Medien das ganze Land.

→Gertraud „Traudl“ Sailer, geb. 1942, heiratet in Kanada den schottischen Auswanderer Jim Love, den sie als Haushaltshilfe bei Angehörigen der Familie von Lyn Albrecht in Kanada kennenlernt. Ihre Kinder sind die Söhne Jim Love und Mark Love .  Sowohl Jim Love sen. als auch Jim Love jun. sind bereits verstorben.

Eine Tochter der Schwiegermutter von Karolina Gapp (Anna Schatz) ist Bertha Schatz, die sie in die Ehe mitbringt, und die 1898 den verwitweten Frächter und Steinölbrenner Josef Sailer „Jagermartl“ auf der anderen Straßenseite (Nr. 69) heiratet . Sie übernimmt damit die neun(!) Kinder (zwei weitere sind bereits verstorben) aus der I. Ehe des Ehemanns mit Magdalena Hiltpolt, sechs weitere Kinder kommen durch sie zur Großfamilie dazu. Durch die Eheschließungen und Familiengründungen von 12 dieser Kinder in Seefeld ist „halb Seefeld miteinander verwandt“ (siehe die Jagermartlersaga, Jahrbuch 2017).

Karolina Gapp vereh. Sailer verstirbt 1985 als Witwe mit 80 Jahren im Haus Nr. 186, wo sie ein Wohnrecht hatte, ihr Ehemann Ludwig Sailer verstirbt dort bereits 1965 mit 77 Jahren.

Lina Gapp und ihr Mann Ludwig Sailer „Lippl“ (Foto: Familienarchiv Gapp).
  • Karl Gapp, 1907, heiratet 1939 die Innsbruckerin Elisabeth Stigger, Tochter von Josef Stigger und Amalie Rimml. Die Ehe wird nach einigen Jahren geschieden, beide Partner heiraten ein zweites Mal:

Elisabeth Stigger heiratet in II.Ehe den KFZ-Mechaniker und späteren ev. Pastor Hans Hirscher (geb. 1905 in Pola, Sohn von Franz Hirscher und Johanna Krivicich), Witwer nach Martha (Maria) geb. Hofer, zuerst 1954 standesamtlich und nach dem Tod ihres ersten Mannes Karl Gapp 1986 auch kirchlich. Die Familie Hirscher wohnt im Gschwandt Nr. 14. Elisabeth Stigger vereh. Hirscher verstirbt mit 88 Jahren 1999 im Krankenhaus Hall, ihr Mann Hans Hirscher mit 101 Jahren 2007 im Altenwohnheim Telfs.

Karl Gapp wiederum heiratet in II.Ehe 1957 das Stubenmädchen Anna Wieser aus Kitzbühel, geb. 1923 als Tochter des Zimmermannsgesellen Johann Wieser (Eltern: Peter Wieser, Zimmermann, und Maria Berger) und der Taglöhnerin Anna Foidl (Eltern: Alexander und Katharina Foidl, Stadtarbeiter). Aus dieser Ehe stammen die Kinder:

→ Eva Gapp,  verstirbt tragischerweise ein Jahr später an Gehirnhautentzündung nach einer Pockenimpfung.

→ Erna Gapp,  u.a. Seefelder Kultur-Gemeinderätin und bis 2019 Chefredakteurin des Seefelder Jahrbuchs der Ortschronistinnen, heiratet 1996 den Innsbrucker Ernst Andergassen. Sohn Tim Andergassen. 

→ Veronika Gapp, heiratet den Walter Weiss und zieht nach Vöcklabruck, OÖ. Ihre Kinder sind Natalia Weiss (verehel. mit Florian Schwarzmüller, Kinder:  Christoph Weiss, Gabriel Weiss und Paulina Weiss) und Melanie Weiss (verehel. mit Bernhard Stübler, Kinder: Jakob Stübler und Samuel Stübler).

Die Familie Karl Gapp und Anna geb. Wieser wohnen im „Haus Viktoria“ (später „Landhaus Gapp“) Nr. 186. Karl Gapp ist zuerst bei der Firma Glas beschäftigt, dann ist er fast ein Jahrzehnt Hausdiener in div. Seefelder Hotels (u.a. Tyrol, Eden, Kurhotel), anschließend macht er sich als Taxiunternehmer (mit 1 Auto!) selbständig. Er verstirbt mit 78 Jahren 1985 in Hall und vererbt den Hausanteil an seine Tochter Erna Gapp, seine Witwe Anna Wieser lebt weiterhin im Haus (Fruchtgenussrecht), 2013 verstirbt sie mit 90 Jahren in der Seefelder Seniorenresidenz. Der andere Hausteil wurde von Victor Gapp bereits früher an den Nachbarn Erwin Schwenninger verkauft, der ihn abreißt und neu errichtet.

Karl Gapp, 1907-1985 (Foto: Familienarchiv Gapp).
Anna Gapp geb. Wieser, 1923-2013 (Foto: Familienarchiv Gapp).
  • Wilhelm Gapp, 1910, heiratet 1948 die Paulina Gaugg, Stubenmädchen in Seefeld. Sie stammt aus Oberleutasch, Waidach 92, geb. 1923 als Tochter von Anton Gaugg „Schiestl“ (Eltern: Alois Gaugg, Jäger in Scharnitz, und Ursula Heis) und Franziska Ginther.

Die Eheleute ziehen nach Innsbruck und wohnen dort in der Gabelsbergerstraße in Pradl. Gapp Wilhelm wird Maschinenschlosser, und stirbt dort bereits mit 51 Jahren 1962. Seine Frau Paula verstirbt 1980, beide sind Pradler Friedhof  („Ostfriedhof“) in Innsbruck begraben.

ad d) Kreszenz Gapp (1873-1952) und Eduard Gaugg (1865-1940)

Kreszenz Gapp kommt in Seefeld am 20.9.1873 auf die Welt und nimmt durch ihre Eheschließung mit dem Scharnitzer Kleinbauer und Förster Eduard Gaugg (Hochzeit am 12.2.1900 in Absam) den Vulgonamen „Tschurp“ mit nach Scharnitz. Deren Nachkommen tragen bis heute diesen Vulgonamen.

Kreszenz Gaugg geb. Gapp, 1873-1952 (Foto: Familienarchiv Gaugg).
Eduard Gaugg, 1865-1940 (Foto: Familienarchiv Gaugg).

Eduard Gaugg, geb. am 13.10.1865, ist ein Enkel vom Förster „Raggn Franzl“ Franz Gaugg (1778-1851) und dessen Frau Anna Scharmer (1797-1879) bzw. Sohn von Josef Gaugg (1831-1910) und Theresia Klotz (1843-1886). Von seinen sechs Geschwistern sind drei früh verstorben, drei Schwestern heiraten und gründen Familien: Antonia Gaugg, geb. 1874, heiratet den Albert Praxmarer; Amalia Gaugg, geb. 1877, heiratet den Josef Rabl und in 2. Ehe den Rupert Mimm; Adelheid Gaugg, geb. 1877, heiratet Johann Rumer.

Eduard Gaugg und Kreszenz Gapp haben 4 Kinder:

  • Aloisia Gaugg, geb. 1900, ist liiert mit Johann Stöpp und verstirbt 1957 in Mittenwald. Deren Sohn Erich Gaugg heiratet Brigitte Smirsch, sie sind bereits Großeltern.
  • Maria Gaugg, geb. 1903, heiratet 1926 den Franz Gapp in Zirl und verstirbt bereits mit 34 Jahren als Witwe(!)1937 in Hall.
  • Franz Gaugg, 1905-1977, Friseur und Bauer, heiratet die Kreszenz Wille aus Pfunds. Ihr Sohn Franz Gaugg heiratet  die Gabriele Greier, deren Kinder sind der Zugbegleiter Markus Gaugg und die Grafikdesignerin Viktoria Gaugg.
  • Isabella Gaugg, 1907-1969, heiratet Rupert Schorn, geb. 1901, verst. 1979 in Altheim, OÖ.
Eine Scharnitzer Institution, der Friseur Franz Gaugg, 1905-1977 (Foto: Familienarchiv Gaugg).
ad e) Franz Gapp (1876-1940) und Thaler Maria bzw. Anna Rofner

Franz Gapp kommt 1876 auf die Welt, Taufpatin ist Anna Gaugg aus Scharnitz. Es wird ein recht bewegtes Leben.

1905 heiratet er als „Jäger in Hötting“ die Maria Thaler, eine 1868 geborene Tochter der Krämerfamilie Ferdinand Thaler und Helene Prantl in Zirl, Mühlgasse. Trauzeuge ist Josef Zach, Gastgeber zu Innsbruck. Er hat 1901 den „Gasthof zum Goldenen Hirsch“ in der Ecke Sailergasse/Kiebachgasse von der Familie Unterberger gekauft und im Erdgeschoss eine zusätzliche Bäckerei eingerichtet, Nach dem 1. Weltkrieg geht dieses Traditionsgasthaus an die Familie Aichinger.

  • Tochter Maria Franziska Gapp, geb. 1908 in Schwaz(!), heiratet mit 18 Jahren 1926 den Seefelder Friseur Adolf Seyrling, verstirbt aber schon mit 26 Jahren. Ihre Tochter Antonia Seyrling, 1926, heiratet 1953 den Alois Fuchsberger und verstirbt 2010 in Vöcklamarkt OÖ. Der Witwer Adolf Seyrling heiratet in II.Ehe 1948 die Kinderbetreuerin Agnes Blachowitz aus Lankau/Namslau (Schlesien/Polen).

Franz Gapp kommt wieder nach Seefeld, er betreibt in einem neu erbauten Haus in der Klosterstraße 121 (heute „Hotel Hocheder“), einen Krämerladen. Maria Thaler verstirbt 1915, ihr Mann Franz Thaler ist zu dieser Zeit in russischer Kriegsgefangenschaft. Die Verstorbene erhält eine für damalige Zeiten stattliche Todesanzeige in den Innsbrucker Nachrichten:

Franz Gapp heiratet mit 45 Jahren in II. Ehe 1921 die 43jährige „Zimmerin“ Anna Rofner, Tochter von Josef Rofner und Maria Seyrling. Die Urgroßeltern von Anna Rofner mütterlicherseits sind Michael Gapp und Eva Nairz, die ersten „Tschurp“ (s.o.).

Trauzeugen bei dieser Eheschließung sind Alois Gapp und Martin Rofner, Bruder der Braut, der ein paar Wochen später Maria Rantner heiraten wird. Zu dieser Zeit ist Franz Gapp noch Hausbesitzer und Krämer. Später geht das Haus und das Geschäft in der Klosterstraße an Gottfried Kremser, Franz Gapp arbeitet als Kutscher bzw. Fiaker. Er verstirbt mit 64 Jahren 1940 im Haus des Urmachers Richard Rantner Nr. 33, seine Frau Anna Rofner bereits 1934 im Haus Nr. 145 von Adolf Seyrling mit 56 Jahren. Aus dieser II. Ehe von Franz Gapp sind keine Nachkommen bekannt.

 
ad f) Johann Gapp (geb. 1878) und Neurauter Brigitta

Johann Gapp, das jüngste Kind der Familie von Johann Gapp und Seyrling Elisabeth, kommt 1878 im Elternhaus an der Möserer Straße Nr. 55 auf die Welt. Er heiratet 1911 als Bauer die 1884 in Sautens geborene Brigitta Neurauter (Eltern: Tischlermeister Alois Neurauter und Theresia Pohl).

Dieser Ehe entstammen neun Kinder, die ganze Familie wird sich in alle Windrichtungen zerstreuen. Die Kinder kommen alle im Elternhaus in Seefeld auf die Welt, kurz nach der Geburt des jüngsten Kindes brennt das Haus ab, die Brandstätte kauft Josef Wanner (Wetterstein), heute steht dort das Haus Am Kirchwald Nr. 544. Die „Abbrändler“ ziehen nach Mieming.

Historische Aufnahme vom Seefelder „Seeviertel“, links das „Seekirchl“ (auch: „Hl. Kreutz-Kirche“). Im rechten Kreis das „Schurpen-Haus“ (heute Leutascherstraße 51), angebaut an das „Heigl-Haus“ (Nr. 50). Im linken Kreis das vor cà 100 Jahren abgebrannte Doppelhaus Nr. 54/55. Der letzte Besitzer Johann Gapp zieht mit seiner Familie nach Mieming, die Brandstätte kauft der „Wetterstein“-Besitzer Josef Wanner. (Ansichtskarte um 1900, Privatsammlung).

Die Nachkommen von Johann Gapp und Neurauter Brigitte:

  • Johann Gapp, geb. 1913, zieht nach München, heiratet dort 1940 die Dablander Maria, er verstirbt 1944.
  • Maria Gapp, geb. 1914, zieht in die Schweiz, heiratet 1940 in Einsiedeln den Gotthard Achermann und wohnt in Ennetbürgern/Nidwalden CH. Sie verstirbt 2004.
  • Rosa Gapp, 1915, heiratet 1939 nach Zirl, wo sie 2007 verstirbt. Ihre Tochter Juliana Gapp kommt bereits 1936 in Mieming auf die Welt.
  • Paulina Gapp, 1918, heiratet 1943 nach Innsbruck-Hötting und verstirbt dort 1996 als verehel. Prinz.
  • Karl Gapp, 1920, zieht in die Nähe von Rosenheim, heiratet in Kolbermoor 1943 (Doppelhochzeit mit Schwester Emma, s.u.) die Maria Eder und verstirbt 1994 in St.Johann in Tirol.
  • Emma Gapp, geb. 1921, zieht ebenfalls nach Bayern, heiratet in einer Doppelhochzeit mit dem jüngeren Bruder Karl Gapp (s.o.) 1943 in Kolbermoor den Johann Endstraper, verstirbt 2012 in Bad Aibling.
  • Josef Gapp, geb. 1923, verstirbt 1989 in der Innsbrucker Klinik.
  • Elisabeth Gapp, geb. 1924, heiratet 1943 den Josef Neuner.
  • Friedrich Gapp, geb. 1927.

Von diesen Kindern der Familie des Johann Gapp und der Brigitte Neurauter sind keine Nachkommen in Seefeld bekannt.

 4. Michael Gapp (1840-1919) und Anna Porta

Michael Gapp, geb. am Silvestertag 1840, ist ein weiterer Enkel des ersten „Tschurp“ genannten Gapp in Seefeld, dessen Name ebenfalls Michael Gapp war (s.o.). Er übernimmt von ihm nicht nur den Vulgonamen „Tschurp“ sondern über den Vater Joseph Gapp auch das von ihm erbaute Haus mit der kleinen Landwirtschaft in der Leutascher Straße 66. Es ist bald nicht mehr das letzte Seefelder Haus Richtung Leutasch, dazu kommen nun die beiden Suitner-Häuser Nr. 67 („Pfunser“) und später Nr. 99 („Tannengrün“).

Die „Tschurp-Häuser“ an der Leutascher Straße. Im Hintergrund das „Haus Notburga“ an der Stelle des von Michael Gapp um 1800 erbauten Hauses Nr. 66. Im Vordergrund das von Alois Gapp 100 Jahre später (um 1910) erbaute Haus Nr. 119 (Foto: Neuner, 2015).

Michael Gapp heiratet 1876 die Anna Porta aus Telfs. Deren Schwester Maria Porta hat bereits vor einem Jahr seinen um sechs Jahre jüngeren Bruder Alois Gapp geheiratet (s.u.). Anna und Maria Porta sind Töchter von Johann Porta und Anna Leichner in Telfs. Trauzeugen sind Alois Gapp und der Hausknecht auf der Post Josef Schwenninger.

Zehn Kinder entstammen dieser Familie, acht von ihnen können eine Familie gründen, fünf Töchter und drei Söhne, die den Familien- und Vulgonamen weitergeben, zwei davon bis heute:

a) ALOIS GAPP, geb. 1876, heiratet 1913 die Maria Neuner aus Mösern, siehe unten.

b) Maria Gapp, geb. 1878, heiratet 1903 den Seefelder Schumacher Anton Tiefenbrunner (1868-1958), Sohn vom „Mugger“ Martin Tiefenbrunner und seiner Frau Maria Anna Klieber aus Telfs). Die Eheleute ziehen nach Telfs43.

Maria Gapp bringt die Tochter Paulina Gapp mit in die Ehe, sie wird vom Vater im Zug der Eheschließung adoptiert und heiratet 1927 den Ferdinand Hekele.

c) Josef Gapp, 1879, verstirbt ledig 1914.

d) Kreszenz Gapp, geb. 1880, heiratet 1909 den Mathias Schwenninger in Scharnitz und verstirbt dort 1960.

e) MARKUS GAPP, geb. 1882, heiratet 1920 die Adelheid Tiefenbrunner, siehe unten.

f) Oswald Gapp, 1884-1965, wird Bergmann, heiratet um 1910 die Martina Eiterer

Tochter Anna Gapp, 1921-2015, heiratet 1945 den Karl Rasp aus Obertraun, 1917-1991, Eltern: Franz Rasp und Maria Schachner. Deren Kinder sind  Werner Rasp (Kinder: Michael Rasp und Susanne Rasp ), Helmut Rasp  (Sohn Thomas Rasp) und Barbara Rasp (Tochter Sabine Gufler).

Ein legendäres Seefelder „Model“, Anni Gapp (1921-2015), später verehel. Rasp, Tochter von Oswald Gapp und Martina Eiterer. Foto: Seefelder Heimatmuseum.

g) Christian Gapp, geb. 1887, bei der Geburt verstorben.

h) Veronika Gapp, 1889-1966, heiratet 1910 den Johann Seelos in Telfs.

Aus dieser Ehe stammen die Kinder:

→ Toni Seelos „Tschurpen Toni“ (1911-2006), als Schilegende einer unserer bekanntesten Seefelder Mitbürger, der noch in Telfs auf die Welt kommt.

→ Adolf Seelos (geb. 1912, verstirbt 1927 als Kind von 15 Jahren). Die Eltern sind inzwischen nach Seefeld gezogen, der Vater Johann Seelos arbeitet nun in der Maxhütte.

→ Johann Seelos (geb. 1914, kommt nicht mehr aus dem Krieg zurück) und

→ Karl Seelos (1921-2005).

Nach dem frühen Tod ihres Mannes Johann Seelos heiratet Veronika geb. Gapp in II. Ehe den Martin Zunterer (1900-1957), den letzten männlichen „Zunterer“ in Seefeld. Zur Geschichte des einst in Seefeld weit verbreiteten Zunterer-Clans siehe die „Zunterersaga“ im Jahrbuch 2011 bzw. auf dieser Homepage.

Die Eheleute wohnen im von Veronikas Bruder Alois Gapp oberhalb des Elternhauses neu errichteten Haus Nr. 119 an der Leutascher Straße. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder:

→ Hedwig Zunterer (1926-2007), heiratet 1948 Willibald Knauss.

→ Midi Zunterer geb. 1928, heiratet 1949 den Franz Plank.  Midi Zunterer wohnt heute bei der Familie ihres Sohnes Johann Plank in Rietz44

Der „Tschurpen-Toni“, Seefelds berühmte Schi-Legende Toni Seelos (Foto: Seefelder Heimatmuseum).

i) Aloysia Gapp, geb. 1891, heiratet 1919 den „Mugger“ Josef Tiefenbrunner (1890-1971) vom Seefelder „Josefshof“ in der Claudiastraße. Ihre Schwester Maria Gapp (s.o.) hat bereits vor 16 Jahren den Onkel ihres Mannes, Anton Tiefenbrunner, geheiratet  45.

 

Aloisia Gapp, geb. 1891, verehel. mit dem „Mugger-Seppl“ Josef Tiefenbrunner (Foto: Privat).

Dieser Ehe entstammen drei Kinder:

→ Maria Tiefenbrunner (1919-1994), heiratet 1950 den Malermeister Alfons Wanner „Dengg“.

→ Adolf Tiefenbrunner (1921-1954), wird im Krieg schwer verwundet, heiratet 1947 die Olga Rastner.

→ Erna Tiefenbrunner (1929-2008).

Die „Mugger Loisa“ Aloysia Gapp vereh. Tiefenbrunner verstirbt als Witwe mit 85 Jahren 1976 am „Josefshof“.

j) Anna Gapp, geb. 1894, heiratet 1919 den Haidacher Rupert, sie verstirbt 1958.

ad a) Alois Gapp (1876-1956) und Maria Neuner 

Alois Gapp, geb. 1876, ist der Erbauer (um 1910) des Hauses Leutascher Straße 119 oberhalb seines Elternhauses Nr. 66. In diesem für damalige Verhältnisse und für die bisher von den Gapp in Seefeld besessenen Häuser außerordentlich großen Neubau findet nicht nur seine Familie ein neues Zuhause, sondern auch andere der Familie nahestehende Mieter (z.B. die Familie seiner Schwester Veronika Gapp verh. Seelos bzw. Zunterer, die Familie der Schwägerin Hedwig Zunterer vereh. Schletterer, die Familie seiner Tochter Maria vereh. Egger).

Die „Maxhütte“ in Reith auf einer historischen Aufnahme. In diesem Betrieb verdienten sich mehrere Gapp-Familien ihren Lebensunterhalt (Foto: Alte Ansichtskarte, Privatsammlung).

Den Lebensunterhalt verdient sich Alois Gapp wie sein Vater als Bergknappe, einem traditionellen Beruf der Tschurp.

Eine Familie gründet er durch seine Ehe 1913 mit Maria Neuner vom „Spackler“ in Mösern. Sie ist die 1885 geborene Tochter von Kaspar Neuner und Elisabeth Mair. Trauzeugen sind Michael Gapp und Johann Seelos, beides Bergarbeiter wie der Bräutigam.

1913 schließt Alois Gapp, geb. 1876, die Ehe mit Maria Neuner vom „Spackler“ in Mösern (Foto: Familienarchiv Egger).

Aus der Familie stammen drei Kinder, ein Sohn wird Opfer des II. Weltkriegs, ein weiterer Sohn und die Tochter schließen die Ehe:

  • Johann Gapp, geb. 1914, verstirbt bereits zu Beginn des Krieges 1939 in einem Reservelazarett in Koblenz.
  • Alois Gapp, geb. 1918, heiratet 1956 die im benachbarten „Gruggerhof“ beschäftigte Hausmagd Magdalena Bichler. Trauzeugen sind der „Dienstgeber“ im Gruggerhof Paul Haslwanter und Andreas Wackerle. Magdalena Bichler verlässt nach einiger Zeit ihren Mann und zieht zu ihrer Familie in Innsbruck. Alois Gapp verstirbt 1991.

→ Sohn Alois „Lu“ Gapp (geb. 1955) heiratet die Barbara Jäger. Er betrieb jahrelang in Leutasch eine Tabaktrafik und wohnt heute in Seefeld. Kinder: Julia Gapp, Melanie Gapp und Roland Gapp .

→ Tochter Irmgard Gapp (geb. 1956), heiratet Wolfgang Kiefer und in II.Ehe Werner Steimann

→ Tochter Angelika Gapp (geb. 1958),  schließt die Ehe mit Herrn Graf und zieht in die Schweiz (Mattwil/Thurgau). Sie verstirbt mit 55 Jahren 2013, ihre Urne ist im Seefelder Waldfriedhof beigesetzt. Ihr Sohn Wolfgang, geb. 1977, verstirbt 2007.

Alois Gapp mit den beiden Kindern Alois „Lu“ und Irmgard (später verehel. Steimann). Foto: Familienarchiv Steimann.
  • Maria Gapp, 1923-1999, heiratet 1949 den Franz Egger (1913-1966, Eltern: Jakob Egger und Rosa Mairhofer) Er stammt aus dem Nonnstal in Südtirol, arbeitet trotz schwerer Kriegsverletzung (Schussverletzung bei Stalingrad) im Seefelder „Berghof“. Zurück in Südtirol wird er Vater einer Tochter, kommt aber auf abenteuerliche Weise (illegal und zu Fuß über‘s Timmelsjoch) nach Seefeld und heiratet hier die Maria Gapp.

→ Sohn Reinhard Egger (geb. 1949) kennt alle Seefelder Hausnummern und deren Bewohner auswendig – er arbeitet jahrzehntelang als Briefträger. Er heiratet Maria Deutschmann (geb. 1948, Eltern: Franz und Philomena Deutschmann), sie haben die Töchter Claudia Egger und Romana Egger.

 ad e) Markus Gapp (1882-1961) und Adelheid Tiefenbrunner 

Markus Gapp, geb. 25.4.1882, übernimmt vom Vater Michael Gapp

⇒ das Haus Nr. 66 an der Leutascher Straße nun in der vierten Generation,

⇒ den Vulgonamen „Tschurp“ wie alle seine Geschwister,

⇒ und den in der Familientradition fast schon üblichen Beruf des Bergmanns – neben jenem eines Kleinbauern, wie ihn fast alle Seefelder Hausbesitzer zu dieser Zeit ausüben.

1920 heiratet Markus Gapp die Tiefenbrunner Adelheid, die 1893 geborene Tochter von Peregrin Tiefenbrunner und Nothburg Schreier und Schwester des Alt-Seefelder Urgesteins „Berger Ander“ Andreas Tiefenbrunner. Zur legendären Lebensgeschichte des Vaters Peregrin Tiefenbrunner, von seinem Scheintod bis zum Bau der Rosshütte gemeinsam mit seinem Sohn Andreas Tiefenbrunner, siehe die Tiefenbrunner Saga im Jahrbuch 2014.

Vier Kinder stammen aus dieser Ehe:

  • Gertrud „Trude“ Gapp, 1918-1992, heiratet 1943 den Alois Gapp in Nassereith, die staatliche Ferntrauung erfolgte bereits 1942. Seine Eltern sind der Straßenwärter Alois Gapp und Creszenz Messmer. Ob der gleiche Familienname auf einer möglichen (entfernten) Verwandtschaft beruht, müsste noch recherchiert werden. Trauzeugen sind der Magazineuer Ferdinand Hekele (Ehemann von Paulina Gapp, einer Verwandten von Gertrud Gapp, s.o.) und Josef Holzknecht.

 Das Ehepaar bekommt fünf Töchter, die alle eine Ehe schließen:

→ Rosmarie Gapp (geb. 1948), heiratet den Alois Larcher. Die Familie lebt in Nassereith. Kinder Gabi LarcherElke Larcher, Hannes Larcher, Anita Larcher, Sabine Larcher  und Karin Larcher.

→ Gertrud Gapp (geb. 1953), heiratet den Reinhard Thurner. Wohnort ist Nassereith. Kinder: Petra Thurner,  Alexandra Thurner,  Karin Thurner, Manuel Thurner.

→ Herma Gapp (geb. 1955), heiratet den Herbert Raich und wohnt in Arzl. Kinder: Silvia Raich, Christian Raich, Anita Raich, Sonja Raich und Harald Raich.

→ Bernadette Gapp (geb. 1958), heiratet den Andreas Lorenz und wohnt in Galtür. Kinder: Roland Lorenz,  Daniela Lorenz, Ramona Lorenz, Valentin Lorenz.

→ Barbara Gapp, (geb. 1961), heiratet den Wilfried Lehmacher und wohnt mit ihrer Familie heute in Wachtberg, Deutschland. Kinder Marco Lehmacher und Ralf Lehmacher.

  • Olga Gapp, 1922. Auch wenn sie als einziges Kind der Familie ledig bleibt, wird sie das Elternhaus übernehmen und durch einen Neubau („Haus Notburga“) ersetzen. Sie wird „Haustochter“ und Verkäuferin beim Alois Albrecht und verstirbt 2002 mit 80 Jahren.

→ Sohn Herbert Gapp, 1945-2010, wohnt gemeinsam mit seiner Partnerin Maria „Mitzi“ Raffetseder (1932-2014) im Haus der Eltern.

  • Josef  Gapp, 1925-2003, wird Bergarbeiter wie der Vater, heiratet 1953 die Paula Grutsch, eine Hausgehilfin in Seefeld, geboren 1927 in Obsteig. Ihre Eltern sind die Bauersleute Andrä Grutsch „Seap“ (+1956) und Rosa Muglach (+1951) im Obsteiger Ortsteil Thal. Trauzeugen sind der „Tschurpen Fritz“ Fritz Gapp (Kraftfahrer) und der Sattlermeister Max Finsterwalder.

Die Familie baut das Haus „Bergheimat“ Nr. 343 an der Möserer Straße. und hat zwei Kinder:

→ Tochter Elisabeth Gapp (geb. 1956) heiratet 1989 den Konrad Scharmer in Obermieming.

→ Sohn Oswald „Ossi“ Gapp (geb. 1961) heiratet 1992 die Verkäuferin Monika Lindner geb. Berger. Sie haben die Söhne Marco Gapp und Christoph Gapp.

Die Bergarbeiter Josef Gapp (1925-2003), li, und Paul Heigl (1896-1964), re. (Foto: Familienarchiv Gapp).
  • Fritz Gapp, geb. 1932, wird Kraftfahrer bei der Gemeinde Seefeld und baut ein Haus am Wiesenweg. 1957 heiratet er die 1929 geborene Hotelfachkraft Resi Hillebrand , geb. 1929 (Eltern: Franz Hillebrand und Margaretha geb. Ipavec) aus Maria Zell in der Steiermark, die bei ihrer Eheschließung Verkäuferin in Innsbruck ist. Fritz Gapp verstirbt 1990, seine Frau Resi Hillebrand 1996.

Kinder aus dieser Ehe sind:

→ Peter „Pedi“ Gapp (geb. 1958), arbeitet bei der Gemeinde Seefeld.

→ Markus Gapp (geb. 1963), heiratet 1983 die Dagmar Huber aus Dölsach in Osttirol. Er ist neben seiner leitenden Tätigkeit bei der Gemeinde Seefeld Kommandant der FF Seefeld. Sohn Christian Gapp.

→ In die Ehe bringt Resi Hillebrand die Tochter Gerti Hillebrand (geb. 1949) mit, die in Seefeld aufwächst und eine Friseurlehre im „Salon Ehwald“ absolviert. Sie heiratet 1973 in München den Ingo Martin, ihre Söhne sind Michael, Stefan und Thomas Martin. 

Im Familienverband lebt außerdem der jüngere Bruder von Resi Hillebrand, Helmut Hillebrand (1948-1991).

Glockenweihe Seefeld 1955: Fritz Gapp (2. von re) auf der Ladefläche mit einer der neuen Glocken, rechts von ihm Johann Suitner „Pfunser Hans“, vorne Josef Wörz, am Steuer Hans Nairz „Kollens Hansi“ (Foto: Seefelder Heimatmuseum).

 

VII. Nicht alle Gapp waren/sind „Tschurp“

 

Nicht alle Seefelder Gapp sind/waren „Tschurp“. Die wichtigsten Seefelder Gapp-Familien und ihre Beziehungen zueinander.

Alle heute in Seefeld präsenten Vertreter der Gapp-Clans (außer den Reither „Tumeler“ und den Nachkommen von Ernst Gapp, s.o.) können sich auf Wolfgang Gapp und seine Frau Othilia Schönacher als deren gemeinsame Seefelder Urahnen berufen, aber schon eine Generation später teilen sich die Gapp in unterschiedliche Familientraditionen:

  • Durch Sohn Bartholomäus Gapp wird jene Linie weitergeführt, deren Mitglieder sich drei Generationen später und bis heute als „Tschurp“ bezeichnen werden.
  • Der andere Sohn Leopold Gapp begründet den zweiten traditionsreichen Gapp-Clan, der bereits eine Generation früher als die „Tschurp“ seinen Vulgonamen „Max“ durch Maximilian Gapp (1702-1785) erhält. Der letzte männliche „Max“ in dieser Linie ist Alois Gapp, der 1889 die Friederika Bogner heiratet und 1925 verstirbt. Der Vulgoname „Max“ lebt allerdings noch einige Jahrzehnte in Form eines tatsächlichen Hausnamens („Landhaus Max“ Haspingerstraße 150) weiter, den die Erbauer des Hauses (Tochter Paulina „Lina“ Gapp und ihr Mann Paul Norz) in Bezug auf ihren Vulgonamen bzw. in Erinnerung an den mit 10 Jahren 1907 verstorbenen Bruder von Paulina Gapp, Maximilian Gapp gewählt haben. Das Haus wurde inzwischen abgerissen.
  • Der dritte Sohn Martin Gapp ist der Urahn anderer Gapp-Clans, z.B. jener mit den Vulgonamen „Praxer“, „Kuchenmichl“, „Fux“ oder „Binder“, die sich im Lauf der Generationen herausbilden, dann allerdings (mit Ausnahme der „Binder“) keine so lange Tradition haben werden, wie die bereits genannten „Tschurp“ und „Max“.

 

1.  Der Gapp-Clan der „Max“ 

Die „Max“ sind der zweite große Familienclan der Seefelder Gapp, er ist quasi der „Unterseefelder Zweig“ dieser Familientradition. Den Vulgonamen „Max“ verdanken sie Maximilian Gapp, geb. 1702.

 

a) Maximilian Gapp (1702-1785) und Maria Sailer.

Maximilian Gapp (1702-1785) ist der Sohn von Balthasar Gapp (1682-1731) und Christina Haslwanter aus Reith (Eheschließung 1702). Er heiratet 1741 die Maria Sailer (1706-1785). Die Familie wird Eigentümerin einer „Viertelbehausung“ im sog. „Malaunerischen Haus“ 46 in Unterseefeld. Die anderen Eigentümer und Mitbewohner des alten Hauses sind zu dieser Zeit die Familien von Simon Rauth, Anton Haslwanter und Franz Haslwanter (heute Münchner Straße 72/73/74).

Maximilian Gapp und Maria Sailer haben zwei Söhne:

  • MATHIAS GAPP, geb. 1744, wird die Familientradition weiterführen (siehe unten),
  • Bartholomäus Gapp, geb. 1746, verstirbt mit fünf Jahren.
Die Rückseite des „Melauner Hauses“ in Unterseefeld, heute Münchner Straße 72/73/74. Hier wohnen zeitweise drei Familien, unter ihnen Maximilian Gapp (1702-1785) und seine Nachkommen (Foto: Privatsammlung).
b) Mathias Gapp (1744-1811) und Katharina Kirchmayr 

Mathias Gapp (1744-1811) übernimmt als einziger lebender Nachkomme seiner Eltern den Hausanteil des Anwesen in Unterseefeld mit einer dichten „Besiedlung“: 1791 leben unter einem Dach nach wie vor 3 Familien mit insgesamt 8 Erwachsenen und 7 Kindern(!). Er heiratet 1784 die Katharina Kirchmayr (1749-1810). Auch aus dieser Familie stammen (nur) zwei Kinder:

  • KASPAR GAPP, geb. 1785, heiratet Anna Spieß und führt die Familientradition weiter (siehe unten).
  • Maria Gapp (1787-1845) heiratet den Johann Rantner, der im Winter beim Ausweichen auf der Straße nach Scharnitz unter den schwer beladenen Schlitten fällt und so bereits mit 45 Jahren 1825 tragisch verstirbt47.

 

c) Kaspar Gapp (1785-1848) und Anna Spieß 

Kaspar Gapp (1785-1848), der einzige Sohn seiner oben genannten Eltern, heiratet 1813 die Anna Spieß (1788-1828) und übernimmt den elterlichen Hausanteil. Mit ihm wohnen nun die Familien von Johann Haslwanter und Bernhard „Hartler“ Rauth im Malaunerischen Haus. Bernhard Rauth hat hier in II. Ehe (nach Nothburg Egger) zur Elisabeth Haslwanter eingeheiratet, sie werden u.a. die Eltern der beiden Söhne Thomas Rauth und Johann Rauth, auf die die beiden heutigen Seefelder Rauth-Clans der „Hartler“ und „Mugger“ zurückgehen48.

Kaspar Gapp und Anna Spieß haben acht Kinder.  Vier von ihnen bleiben ledig und haben keine Nachkommen:

  • Regina Gapp, geb. 1815, ist in Innsbruck zu Diensten;
  • Florian Gapp, (1822-1857), bleibt ledig;
  • Anna Gapp, (1826-1897), bleibt ebenfalls ledig;
  • Joseph Gapp, (1828-1898), wird Forstwirt, bleibt aber ledig.

Vier ihrer Kinder schließen eine Ehe:

  • Maria Gapp, (1813-1891), heiratet 1847 den Peter Sailer, und
  • JOANNES GAPP, (1817-1880) heiratet Magdalena Nagl, siehe unten unter d).
  • MATHIAS GAPP; (1820-1898) heiratet Monika Suitner und in II.Ehe Eva Oetzbrugger, siehe unten unter e).
  • Katharina Gapp (geb. 1824) heiratet 1848 den Alois Sailer.

Trotz der insgesamt 18(!) Nachkommen aus den Familien der zwei Söhne wird der Vulgoname „Max“ bald aussterben.

d) Joannes Gapp (1817-1880) und Magdalena Nagl

Joannes Gapp (1817-1880) heiratet 1848 die Magdalena Nagl (1822-1891), Tochter des Bäckers Josef Nagl und der Maria Gapp vom „Binder“ Nikolaus Gapp (siehe dort) und der Anna Sailer.

Johann Gapp und Magdalena Nagl haben 12 Kinder (plus einen „Anonymus“). Aber nur einer von ihnen (der Erstgeborene Aloys Gapp) kann in Seefeld eine Familie gründen:

  • Alois Gapp (1849-1925), der Erstgeborene, heiratet 1889 die Friederika Bogner (1863 oder 64-1944). Sie kommt in Hall auf die Welt, ihre Mutter Rosina Bogner stammt aus Zirl, ist „Taglöhnerin in Innsbruck“.

Alois Gapp übernimmt das Haus bzw. den Hausanteil seiner Eltern im „Melauner Haus“ in Unterseefeld. Außer der verwitweten Mutter ist zum Zeitpunkt seiner Eheschließung niemand mehr aus seiner Familie zuhause. 

Als weiterer Eigentümer im „Melauner Haus“ ist zu dieser Zeit die Familie vom Gepäcksträger „Grugger Wastl“ Sebastian Haslwanter eingetragen, der mit Johanna Tiefenbrunner verheiratet ist. Deren Kinder sind die spätere „Schuster Midl“ Maria Haslwanter (Mutter von Otto, Günther „Chicco“ und Walter Haslwanter), Hans Haslwanter (Taxiunternehmer und Schilehrerlegende, Vater von Hans Peter Haslwanter und Lydia vereh. Alge) und Berta Haslwanter vereh. Faustmann (Rolf).

Diese Nachbarschaft im Haus Nr. 72/73/74 spiegelt sich in der nächsten Generation in deren Neubauten auf der anderen Straßenseite wieder: die Tochter von Alois Gapp, Paulina Gapp (siehe unten), baut mit ihrem Mann Paul Norz das „Landhaus Max“ Nr. 150, gleich daneben einige Zeit später der Sohn von Sebastian Haslwanter, Hans Haslwanter, das Haus Nr. 396 (Taxi Haslwanter).

Obwohl Alois Gapp 11(!) Geschwister hat und er selbst mit seiner Frau 8(!) Kinder in der 10. Gapp-Generation haben wird, ist er der letzte „Max“ auf dem Anwesen seiner Vorfahren. Wie bei seinen Geschwistern wütet der frühe Tod auch unter seinen Kindern:

→ Anna Gapp stirbt mit zwei Jahren 1894 „an den Freisen“.

→ drei Kinder sterben 1898 innerhalb von zwei Tagen(!) an Scharlach (Elisabeth, Paulina, Josef ).

→ Maximilian Gapp mit 10 Jahren 1907 an „Gastritis“ und

→ Elisabeth Gapp mit 9 Jahren 1908 an „Scharlach und Diphtherie“. Die Eltern müssen also sechs ihrer acht Kinder innerhalb von 14 Jahren begraben.

Nur zwei Töchter der acht Kinder erreichen das Erwachsenenalter und können eine Familie gründen:

Friederika Gapp, 1884-1964, heiratet 1911 den Bauer und Bergarbeiter Karl Spieß.

Paulina Gapp (1900-1982), heiratet zuerst 1920 den Heinrich Neuner, nach der Trennung von ihm standesamtlich (1938) und später kirchlich (1958, nach dem Tod des geschiedenen Mannes) den Paul Norz.  

  • Joseph Gapp (geb. 1851) heiratet möglicherweise in Deutschland die Felicitas Mayr, arbeitet auf jeden Fall in der Dampfziegelei in Oberbernbach in Bayern.
  • Elisabeth Gapp, 1852, heiratet den Franz Recheis, einen Metzger in Wilten.
  • Katharina Gapp (geb. 1852), die Zwillingsschwester von Elisabeth, verstirbt 1912 in Wilten (Familienstand unbekannt).
  • Johann Gapp (geb. 1854) verstirbt ledig an einer Lungenentzündung im Jahr 1878.
  • Kreszenz Gapp (geb. 1855), über sie haben wir keine weiteren Informationen.
  • Maria Magdalena Gapp (1856-1916) wird Dienstmagd in Innsbruck, wo sie auch verstirbt. Sie hat eine Tochter Maria Anna Gapp (geb. 1895).
  • Mehrere Kinder sterben bereits bei der Geburt oder als Kleinkinder (Katharina 1850, Anonymus geb. 1860, Karolina geb. 1863), besonders tragisch: drei Kinder (Oswald 11 J., Florian 12 J. und Anna 8 J.) sterben im August 1870 innerhalb von 10 Tagen an Diphtherie.

 

e) Mathias Gapp (1820-1898) und Monika Suitner bzw. Eva Oetzbrugger

Mathias Gapp (1820-1898) ist neben Joannes Gapp (1817-1880) der zweite Sohn von Kaspar Gapp (1785-1848) und Anna Spieß (siehe oben), der eine Familie gründet.

Er heiratet in I. Ehe 1844 die Monika Suitner (1820-1850) und in II. Ehe 1851 die Eva Oetzbrugger (1819-1888). Er wird „Maxnhoisl“ genannt (an anderer Stelle auch „Habl“), ist Zimmermann und wohnt im Dorfzentrum Nr. 21 (hinter dem heutigen „Schmuckkastl“, nun integrierter Bestandteil vom „Fall in Love“ Hotel“).

Aus der 1.Ehe mit Monika Suitner stammen drei Kinder, die alle eine Familie gründen.

  • Nothburg Gapp (1844-1906), hat eine Tochter Johanna Gapp (die jung in Seefeld verstirbt), und heiratet später nach Hötting wo sie auch begraben ist.
  • Maria Gapp (geb. 1849) hat einen Sohn Alois Gapp (1873-1949), Details aus dessen tragischen Lebensgeschichte siehe oben unter dem Kapitel „Spurensuche“ Pkt. III.3. Die Mutter heiratet wahrscheinlich 1877 den Norbert Pfrezochner in Hinterriss, einen „Schreiber“ bei Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, dem das dortige Jagdschloss gehört.
  • Kaspar Gapp (1846-1897), heiratet 1891 die Maria Birkl (geb. 1860). Sie stammt aus Zams und ist Dienstmagd in Reith, ihre Mutter heißt ebenfalls Maria Birkl.

→ Die Kinder Maximilian Gapp (geb. 1895) und Anna Gapp (geb. 1897) sterben bereits als Säuglinge, Tochter Maria Gapp (geb. 1895) Zwillingsschwester von Maximilian Gapp, zieht von Zuhause weg.

→ Tochter Nothburga Gapp (1893-1974) hat zwei Kinder, Richard (geb. 1917) und Hedwig (geb. 1919), die nach der späteren Eheschließung mit dem Postmeister Josef Lener legitimiert werden und deshalb den Familiennamen Lener führen. Richard Lener geb. Gapp („Lenerhof“) heiratet 1947 Hanna Tilz, Hedwig Lener geb. Gapp 1949 den Polizeibeamten Johann Seelos.

→ Tochter Emma Gapp (1890-1979) hat ebenfalls zwei Kinder, die bei der Eheschließung 1913 mit Franz Wöss legitimiert werden: Josef Wöss geb. Gapp (geb. 1909) und Franz Wöss geb. Gapp (geb. 1912), der 1937 nach Niederösterreich heiratet aber 1942 im Krieg fallen wird (Karpowo, Russland). Weitere Kinder aus dieser Ehe sind nicht bekannt. Emma Gapp verstirbt 1979 mit 89 Jahren.

Mathias Gapp heiratet nach dem Tod seiner ersten Frau Monika Suitner (1850) und ein Jahr nach der Geburt von Tochter Maria Gapp in zweiter Ehe 1851 die Eva Oetzbrugger aus Seefeld, die zu dieser Zeit als Magd zu Diensten in Hötting dient. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder:

  • Johann Gapp (geb. 1860) verstirbt zwei Monate nach seiner Geburt an „Lungenlähmung“.
  • Magdalena Gapp (geb. 1855) heiratet 1887 den Martin Zunterer. Er ist Witwer nach Seyrling Anna, aus dieser seiner ersten Ehe stammt die Tochter Maria Zunterer, die durch ihre Verehelichung (1901) mit dem Zirler Frächter Anton Kuen zur Mutter des heutigen Seefelder „Zeirer-Clans“. Magdalena Gapp und Martin Zunterer haben zwei gemeinsame Kinder:

→ Josef Zunterer (geb. 1887) verstirbt nach einem langem Tuberkuloseleiden 1908,

→ Adalbert Zunterer (geb. 1890) wird ein Opfer des I.Weltkriegs, er verstirbt 1919 in Gefangenschaft auf Sizilien.

Damit sind alle männlichen Linien und damit Träger des Familiennamens Gapp aus dem „Max-Clan“ in der 10. namentlich bekannnten Gapp-Genration) erloschen.

2. Die „Kuchenmichl“, später „Kuchlmichl“

Dieser originell anmutende Vulgonamen von Michael Gapp (1749-1835) lässt auf seinen oder seines Vaters Mathias Gapp (1705-1771) möglichen Beruf als „Pistor“ (Klosterbäcker) schließen. Es handelt sich um einen Vulgonamen, der nur kurzfristig in Seefeld präsent ist, die Abgrenzung zu einem „Spitznamen“ einer Einzelperson und vielleicht noch für deren direkte Nachkommen ist hier verschwommen.

Ergänzung 2022: weitere Tochter von Josef Gapp und Magdalena Neuner: Theres Gapp „nachgetauft“, geb. 1820, verehel. Neuner.

Von den gemeinsamen Vorfahren mit dem Tschurp-Clan trennt sich die Familientradition der „Kuchenmichl“ bereits bei Martin Gapp (geb. 1641, verh. mit Maria Khnilling) in der 3. Gapp-Generation.

Das Geburts- und Elternhaus von Michael Gapp ist das Anwesen Nr. 2a in der Schiffgasse (später Innsbrucker Straße Nr. 6), als Wohnort vom „Kuchenmichl“ Michael Gapp und seiner Familie scheint 1785 im „Status Animarum“ das „Schrotten Haus“ auf. Dieses Haus trägt in der Folge die Hausnummer 23b, letztlich die Nr.36. Das Haus wurde dann abgerissen, an dessen Stelle steht heute der Musikpavillon im Seefelder Kurpark.

Michael Gapp heiratet zweimal, in 1. Ehe  1781 die Magdalena Rantner (1746-1791), Tochter von Andreas Rantner und Maria Gapp, und in 2. Ehe 1792 die Sailer Franziska aus Reith (1753-1812), Tochter von Michael Sailer und Maria Krueg.

a) Kinder aus der I.Ehe 1781 mit Magdalena Rantner sind
  • Anna Gapp, geb. 1782, heiratet 1814 den Georg Klotz, verstirbt aber bereits 1818 gemeinsam mit der neugeborenen Tochter Anna Klotz.
  • Nicolaus Gapp, geb. 1784, heiratet 1813 die Catharina Zunterer, übernimmt das Elternhaus Nr. 2a (spätere Zählung Nr. 6), verkauft es aber 1838 an Martin Suitner (vereh. mit Franziska Haslwanter) und baut sich auf der anderen Straßenseite ein neues Haus mit der Nr. 3 (später „Hotel Bergland“, dessen Hausfront heute ein prächtiges Wappen und die Jahreszahl 1367(!?) ziert…).

Aus dieser Ehe stammen 8 Kinder:

→ 4 Kinder versterben als Kleinkinder (Catharina 1813, Oswald geb. 1822, Anton geb. 1825, Oswald II. geb. 1827),

→ die Töchter Maria Gapp und Magdalena Gapp heiraten nach Oberperfuss (Maria Gapp 1860 den Witwer Franz Gritsch, Magdalena Gapp in 1.Ehe 1844 den Johann Anich und in II.Ehe 1851 den Johann Haider),

→ Tochter Theresia Gapp verstirbt zu Hause „als Jungfrau“ 1889 mit 73 Jahren, und

→ Sohn Simon Gapp heiratet 1863 die Eleonora Auer verw. Zunterer und zieht mit ihr nach Affenhausen.

Trotz der 8 Kinder aus dieser Ehe gibt es von diesen keine Nachkommen in Seefeld. Nikolaus Gapp verkauft nach seinem geerbten Elternhaus nun auch das von ihm neu erbaute Haus. Neuer Eigentümer wird der „Ment“ Alois Nairz, verh. mit Kreszenz Seelos. Heute steht an dieser Stelle das  „Hotel Bergland“ der Familie Daschil.

  • Maria Gapp, geb. 1787, verstirbt 1853 ledig an einer Gehirnerschütterung nach einem Sturz.
  • Josephus Gapp, geb. 1790, heiratet 1813 die Magdalena Neuner. Sie wohnen auf HNr.  27 (spätere Nr. 44, heute „Batzenhäusl“). Aus dieser Ehe stammen 4 Kinder, aber nur die „nachgetaufte“ Tochter Theres Gapp kann mit Veith Neuner vom Schalellerhof in Bairbach eine Ehe schließen. Zur tragischen Familiengeschichte siehe oben das Kapitel „Auf Spurensuche“ Pkt. III.2.
An der Stelle des heutigen „Bergland“, Innsbrucker Straße Nr. 3, errichtet Nikolaus Gapp „Kuchenmichl“ um 1838 sein neues Haus, das einige Jahrzehnte später an den „Ment“ Alois Nairz verkauft wird (Alte Ansichtskarte von cà 1900, Privatsammlung).
b) Kinder aus der II.Ehe 1792  mit  Sailer Franziska 
  • Michael Gapp, geb. 1794, wird Sattler im Haus Nr. 12 (spätere Nr. 22, heute „Schmuckkastl“), und heiratet 1824 die Dorothea Krug aus Mösern (1789-1861). Ihr einziges Kind, Sigismund Krug, geb. 1823, legitimiert durch die nachfolgende Eheschließung der Eltern, verstirbt bereits mit 7 Jahren „an Faulfieber“ (Typhus).

Das Haus geht (vermutlich nach dem Tod von Michael Gapp) an den Unterseefelder Martin Zunterer, der nach dem Tod seiner ersten Frau Anna Seyrling 1887 die Magdalena Gapp heiratet (Tochter von Mathias Gapp „Max“ und Eva Oetzbrugger, siehe oben), und von Unterseefeld ins Dorfzentrum zieht.

  • Johann Gapp, geb. 1796, übernimmt das Elternhaus Nr. 36 im Moosviertel, wird als Lediger 1870 tot auf dem Feld gefunden, verstorben „an Schlagfluss“.
  • Nothburga Gapp, geb. 1799, verstirbt mit zwei Jahren „an Blattern“.
  • Magdalena Gapp, geb. 1802, hat 1833 eine Tochter Susanna Gapp, deren angegebener Vater Johann Egger als Kaiserjäger sein Leben verliert, verstirbt ledig zuhause an einer Lungenentzündung mit 65 Jahren.

Obwohl der „Kuchnmichl“ Michael Gapp acht Kinder hat, wird der Vulgoname „Kuchenmichl“ somit bereits in der nächsten Generation wieder aussterben.

 

3. Die „Binder“ oder „Pinter“

Ein Gapp-Clan kehrt nach Seefeld zurück: Clarissa Gapp und Cornelia Kirchmair geb. Gapp, die erst vor einigen Jahren von Telfs nach Seefeld gezogen sind, machen im Zug der Recherchen zu dieser „Tschurpen-Saga“ eine überraschende Entdeckung: sie sind waschechte Seefelderinnen. Jetzt wissen wir, dass es in Seefeld neben dem Familienclan der „Tschurp“ heute auch noch (bzw. wieder) Nachkommen eines zweiten Gapp-Clans aus früheren Zeiten mit dem Vulgonamen „Binder“ gibt.

Der Seefelder Vulgo-Namensgeber ist Georg Gapp, geb. 1709, Sohn von Mathias Gapp und Magdalena Gapp. Deren Urenkel Ferdinand Gapp , geb. 1826, heiratet 1861 Aloisia Müller und zieht von Seefeld nach Nassereith (siehe oben). Damit gibt es für die nächsten Generationen vorerst keine Nachkommen aus dieser Familie in Seefeld.

a) Georg Gapp, geb. 1709, und Anna Hörtmayr

So wie der Vulgoname „Kuchenmichl“ auf einen Beruf Bezug nimmt (Kuchenbäcker) ist es auch beim Beinamen „Binder“, den ein Familienzweig der Seefelder Gapp durch mehrere Generationen innehat. Die „Binder“ sind Fassbinder – in Verbindung mit der Tätigkeit als „Bierwirt“ im klostereigenen Gasthaus eine nicht ganz unlogische Kombination…

Im Urbar von 1758 wird ein Georg Gapp „Pinter“ genannt, im „Theresianischen Kataster“ von 1777 heißt sein Wohnhaus das „Pinter- oder Schölling Haus“. Es gehört dem Seefelder Kloster, der Inhaber bezahlt deshalb keinen Grundzins, sondern einen Bestandzins (Pacht).

Beim „Binder Haus“ handelt es sich um das klostereigene Anwesen am Dorfplatz mit „4 Stuben, 7 Kammern, 2 Kuchl, Söller (i.e. umlaufender, offener Balkon), Gewölb (i.e. Keller), mit Stadl und Stallung, wie auch zwey aneinander stoßenden Kraut- oder Fruehgärten“. Es grenzt (beginnend im Westen, weiter im Uhrzeigersinn) „an den Kloster Mayrhaus Garten (i.e. Pfarrhof) und Kloster Bühl (i.e. Pfarrhügel), die Straße (i.e. zur Kirche), an das Wildseebächl, an das Metzger Anton Schenacher Haus“49. Es ist also das Haus an der Stelle des heutigen „Fall in love Hotel“ („Lamm“, „Kirchenwirt“…). Da es zur damaligen Zeit weder Hausnummern noch Grundstückpläne mit den entsprechenden Koordinaten im heutigen Sinn gibt, dienen die angegebenen Grundstücknachbarn geordnet nach Himmelsrichtungen zur genaueren Bezeichnung der Lage der Liegenschaft.

Das „Alpenhotel fall in love“ (früher „Lamm“) am Seefelder Dorfplatz anno dazumal. In diesem Haus wohnen, arbeiten und bewirten die „Bierwirte“ der Binder-Familien aus dem Gapp-Clan Jahrzehnte lang Einheimische, Wallfahrer, und sonstige Reisende (Ausschnitt aus einer alten Correspondenzkarte, Privatsammlung).

Nach dem frühen Tod von Georg Gapp übernimmt seine Witwe Anna Hörtmayr (die dann 44 Jahre lang als Witwe lebt und nach einem langen Leiden mit 84 Jahren verstirbt) das Haus und somit den Bestandzins, bis es dann der Sohn Joh. Nicolaus Gapp innehat.

Laut „Status Animarum“von 1785 wohnen  im „Binder Haus“ von der Familie des Joh. Nikolaus Gapp seine Ehefrau Anna Sailer, Tochter Magdalena Gapp, Ziehkind Anna Krueg, die verwitwete Mutter Anna Hörtmayr und die Elisabeth Neuner verw. Sailer. Außerdem wohnt im Haus noch als zweite Familie jene der Schwester von Joh. Nicolaus Gapp, Maria Gapp (1752-1837) mit Ehemann Nicolaus Sailer aus Leithen, deren Sohn Joseph Sailer und eine Maria Zunterer.

 

b) Joh. Nicolaus Gapp (geb. 1747) und Anna Sailer

Der Familienclan der „Binder“ geht auf die gleiche Ursprungsfamilie wie jener der „Kuchenmichl“, „Praxer“ und „Fux“ zurück, nämlich auf Martin Gapp (verehel. mit Maria Khnilling) und dessen Eltern Wolfgang Gapp und Ottilia Schönacher. Von diesen führt die Linie folgendermaßen weiter (mit der Angabe der von der jeweiligen Generation abgehenden eigenen „Linien“):

› Joannes Gapp, Reith (geb. um 1585)

› Wolfgang Gapp (geb. 1618) heiratet 1641 Ottilia Schönacher („Tschurp“)

› Martin Gapp (geb. 1641) heiratet 1667 Maria Khnilling („Kuchenmichl“)

› Mathias Gapp (geb. 1679) heiratet 1708 Magdalena Gapp („Praxer“, „Fux“)

› Georg Gapp (geb. 1709), „Pinter“, heiratet 1746 Anna Hörtmayr (siehe oben)

› JOH. NIKOLAUS GAPP, „Binder“ (geb. 1747),

Johann Nikolaus Gapp, geb. 1747, heiratet 1782 als „doliator et cerevisio hospes“, also als Fassbinder50 und Bierwirt,  die Anna Sailer, Tochter von Martin Sailer und Catharina Sailer aus Reith.

Joh. Nicolaus Gapp und Anna Sailer schenken acht Kindern das Leben, das leider für viele nicht sehr lange dauert: fünf(!) der insgesamt acht Kinder versterben als Säugling oder Kleinkind, von einer „nachgetauften“ Magdalena Gapp  fehlen uns weitere Daten. Außer einer Tochter Maria Gapp kann nur ein Sohn eine Ehe schließen bzw. eine Familie gründen:

  • Magdalena Gapp, geb. 1783, verstirbt nach einem Jahr.
  • Magdalena Gapp („nachgetauft“), geb. 1784, verstirbt in Telfs.
  • Maria Gapp, geb. 1786, heiratet 1809 den Bäcker Joseph Nagl vom Haus Nr. 21 (spätere Nummerierung 43, heute Gemeindeamt).
  • Michael Gapp, 1788, wird tragischerweise mit einem Jahr „im Bett erstickt gefunden“.
  • Joseph Gapp, geb. 1793, verstirbt mit drei Jahren an „Blattern“ (i.e. Pocken).
  • Sebastian Gapp, geb. 1796, verstirbt drei Wochen vor seinem Bruder Joseph mit vier Monaten ebenfalls an „Blattern“.
  • Nothburga Gapp, geb. 1798, verstirbt mit drei Jahren als drittes Kind der Familie wiederum an „Blattern“.
  • MICHAEL GAPP  („nachgetauft“), geb. 1791, heiratet in 1.Ehe 1818 die Maria Heis (1796-1831) aus Leutasch. Trauzeugen sind Robert Zunterer und der „Kuchenmichl“ Michael Gapp. Die Eltern der Braut sind Guidobald Heis und Rosina Kluckner.

 

c) Michael Gapp, geb. 1791, und Maria Heis

Auch aus dieser Familie in der 3. „Binder-Generation“ stammen acht Kinder plus ein (Anonymus):

  • Alois Gapp, geb. 1818, keine weiteren Informationen vorhanden.
  • Theresia Gapp, geb. 1820, verstirbt 1853 ledig am „Nervenfieber“ mit 33 Jahren. 
  • Anna Gapp, geb. 1821, heiratet 1857 den Schneidermeister Andreas Zunterer auf Nr. 42 (heute „Sporthaus Kirchmair“), der bereits ein halbes Jahr nach der Eheschließung mit nur 37 Jahren an einer Lungenentzündung verstirbt. Als Witwe mit 38 Jahren heiratet die „Tochter des Wirths und Binders Joh. Michael Gapp“ Anna Gapp in II.Ehe 1859 den ausgedienten k.k. Kaiserjäger und nunmehrigen „Wegeinräumer“ Anton Nagl (die bei der Eheschließung bereits verstorbenen Eltern sind der Müllermeister Anton Nagl und Anna Nairz).
  • Magdalena Gapp, geb. 1823, heiratet den Krämer Mathias Ruef in Oberhofen und verstirbt dort 1880 an einer Lungenentzündung.
  • Nikolaus Gapp, geb. 1825, verstirbt im Elternhaus mit 24 Jahren als Lediger.
  • FERDINAND GAPP, geb. 1826, siehe unten.
  • Agnes Gapp, geb. 1827, verstirbt mit drei Jahren.
  • Joseph Gapp, 1830, verstirbt mit einem halben Jahr zwei Wochen vor seiner Schwester Agnes Gapp (s.o.).
  • Anonymus, geb. 1831.

Bei der Geburt des letzten, bereits toten Kindes (Anonymus 1831) verstirbt auch die erst 35jährige Mutter Maria Heis „an den Folgen schwerer Geburt“.

Der 43jährige Witwer Michael Gapp heiratet daraufhin in II.Ehe 1834 die bereits 52jährige Nothburg Schöpf, Tochter von Andreas Schöpf und Monica Dirschenbacher. Aus dieser Ehe sind keine gemeinsamen Kinder bekannt.

d) Ferdinand Gapp (geb. 1826) und Aloisia Müller

Ferdinand Gapp, 1826-1873, schließt als einziger der Söhne von Michael Gapp und Maria Heis eine Ehe, allerdings in Nassereith. Dort ist er Bauer, Bote und Krämer. Er heiratet 1861 die Aloisia Müller, Tochter des Bauern und Hadernsammlers (i.e. Lumpensammler) Joseph Müller und der Anna Sailer. Ferdinand Gapp verstirbt mit nur 45 Jahren an einer „Rückenmarkslähmung“.

Aus der Ehe von Ferdinand Gapp und Aloisia Müller stammen 7 Kinder:

  • Alois Gapp, geb. 1862.
  • AMALIA GAPP, geb. 1863, bringt in Oberhofen einen ledigen Sohn Alois Gapp (geb. 1890) zur Welt, der dort von ihrer Schwester Katharina Gapp (geb. 1870, Magd auf dem Hof ihrer Cousine Maria Ruef [Tochter von Magdalena Gapp und Mathias Ruef], s.o.) großgezogen wird.

Als Vater von Alois Gapp wird der Tarrenzer Bahnwärter Franz Lang genannt, der seinen Dienst in Oberhofen ausübt und später in Oberhofen die Monica Schaffenrath heiratet.

Amalia Gapp kehrt wieder nach Nassereith zurück und heiratet 1894 den Anton Pisitta, einen Maurer aus Meano bei Trient. Dort kommt im gleichen Jahr ihre Tochter Maria Rosina Pisitta auf die Welt, die aber nach einer Woche an einer Lungenentzündung verstirbt. Amalia Pisitta geb. Gapp verstirbt 1895 mit 31 Jahren an einer Lungenentzündung im Haus Nr. 11 in Nassereith.

Ihr (vorehelicher) Sohn Alois Gapp heiratet 1916 die Regina Lair, deren Sohn Johann Gapp (1916-1994) die Wilma Lintner, und in der nächsten Generation  ihr 1947 geborener Sohn Hans Gapp 1970 die Elisabeth Orsingher. Sie wohnen in Telfs und haben ihrerseits vier Kinder. Zwei von ihnen sind Clarissa Gapp und Cornelia Gapp.

Alois Gapp, der Ur-Großvater der heute in Seefeld ansässigen Gapp-Schwestern aus dem „Binder-Clan“.
  • Adalbert Gapp, geb. 1865, heiratet nach Vorarlberg, wo er eine große Familie gründet, verst am 23.12.1942 in Sulzberg, Vbg.
  • Johann Michael Gapp, geb. 1867, verst. 1869.
  • Maria Kreszenz Gapp, geb. 1868.
  • Maria Katharina Gapp, geb. 1870, geht als Magd, vermutlich gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Amalia Gapp (s.o.), nach Oberhofen zu ihrer Cousine Maria Ruef (Tochter der Tante Magdalena Gapp, die dort mit Mathias Ruef auf dem Hof Nr. 24 verheiratet war, die bereits 1880 verstorben ist). Dort stirbt sie 1932 ledig mit 61 Jahren.
  • Karolina Gapp, geb. 1872, geht zu den Barmherzigen Schwestern nach Innsbruck und verstirbt dort als Sr. Fausta 1949.

Durch die Verehelichung von Ferdinand Gapp, geb. 1826, mit seiner Frau Aloisia Müller 1861 in Nasserreith endet trotz zahlreicher Geburten bei den „Binder“ vorläufig deren männliche Linie in Seefeld. Vier Generationen nach Ferdinand Gapp (geb. 1826) gibt es zur Überraschung aller wieder zwei „Binder“-Nachfahren in Seefeld: die beiden Schwestern Clarissa Gapp und Cornelia Gapp sind vor etlichen Jahren von Telfs nach Seefeld gezogen, ohne von den Seefelder Wurzeln ihrer Vorfahren zu wissen.

4. Die „Praxer“ 

Auch der Vulgoname „Praxer“ ist wie der Beiname „Kuchelmichl“ nur eine relativ kurze Zeit in Gebrauch – im Unterschied zum Hausnamen „Tschurp“ oder „Max“. Die eigene Linie der „Praxer“ beginnt bereits in der 5. bekannten Gapp-Generation, mit Josef Gapp (geb. 1714) und Rosina Schneider, der Vulgoname „Praxer“ scheint für diesen Clan aber offensichtlich erst ein bis zwei Generationen später auf.

Ein „Praxer“ war eine Art Hausknecht in einem Wirtshaus, ein Gehilfe für die Fuhrleute51.

Bis zur 4. bekannten Gapp-Generation in Seefeld haben die „Praxer“ die gleichen Vorfahren wie die oben beschriebenen „Binder“ (siehe bei Mathias Gapp und Magdalena Gapp, Eheschließung 1708) und die „Fux“ (siehe nächstes Kapitel).

a) Josef Gapp (geb. 1714) und Rosina Schneider

Josephus Gapp, geb. 1714, einer der Söhne von Mathias Gapp (geb. 1679) und Magdalena Gapp (geb. 1682), heiratet 1741 die Rosina Schneider (1716-1782), Tochter von Petrus Schneider und Ursula Gapp (Eltern: Petrus Gapp und Anna Haslwanter).

Dieser Josephus Gapp wird „via reparator“ (i.e. Wegmacher) und hat mit seiner Frau Rosina Schneider acht Kinder (plus einem „Anonymus“). Wie damals leider bittere Realität versterben die Hälfte davon bereits als Säuglinge oder Kleinkinder (Maria geb. 1741, Caspar geb. 1743, Maria Regina geb. 1746, Anna geb. 1753, Anonymus geb. 1760). Antonius Gapp (geb. 1749) verstirbt 1774 offensichtlich ledig. Bei den im Ehebuch auffällig oft vorkommenden Anmerkungen der nach kirchlichem Recht erforderlichen und offensichtlich bereitwillig erteilten Dispens vom Ehehindernis der Blutsverwandtschaft ist es nicht verwunderlich, dass vielleicht auch gerade wegen dieser Nahverwandtschaft der Eltern viele Neugeborene nicht lebensfähig waren.

Drei der Kinder von Josef Gapp und Rosina Schneider schließen eine Ehe:

  • Nikolaus Gapp, 1747, heiratet 1787 die Witwe Magdalena Gapp (nach Joannes Sailer). Hier sind keine Nachkommen bekannt.
  • Joannes Gapp, geb. 1750, heiratet 1777 die Theresia Haslwanter. Siehe unten Pkt b).
  • Caspar Gapp (geb. 1775, heiratet 1783 Brigitta Sailer, in 2. Ehe 1806 Maria Diechtl. Siehe unten Pkt c).
b) Joannes Gapp (geb. 1750) und Theresia Haslwanter.

Joannes Gapp, geb. 1750, heiratet mit Theresia Haslwanter eine uneheliche Tochter der beiden Witwer Georg Haslwanter (nach Theresia Sailer) und Maria Trenker (nach Martin Pittl). 

Joannes Gapp und Theresia Haslwanter wohnen 1785 52 in einer Haushälfte im „Schrotten Haus“ , die andere Haushälfte bewohnt  zu dieser Zeit die Familie vom „Kuchenmichl“ Michael Gapp (spätere Nr. 35/36 an Stelle des heutigen Musikpavillons).

Im Haus von Joannes Gapp und Theresia Haslwanter sind außerdem Catharina Zunterer sowie Vater und Bruder der Ehefrau Theresia Haslwanter (Georg Haslwanter, Peter Haslwanter).

Um 1795 zieht die Familie von Joannes Gapp und Theresia Haslwanter vom „Schrotten-Haus“ in ein „neu erbauten Haus“, ihre Nachfolger im „Schrotten Haus“ sind Simon Prantner und seine Familie.

Joannes Gapp und Theresia Haslwanter haben fünf Kinder:

  • Josephus Gapp, 1778-1840, heiratet 1811 die Barbara Heis aus Leutasch (Eltern: Johann Heis und Catharina Schöpf). 

Deren Familiengeschichte ist in ihrer Tragik heute kaum mehr vorstellbar: die Eheleute haben neun Kinder, die Mutter stirbt aber bereits 1828 mit 39 Jahren. Sieben(!) ihrer neun Kinder hat sie bereits selber zu Grabe getragen, sechs davon verstorben an „Gichter“, einer häufig angegebene Todesursache bei Kindern53.  Von zwei anderen Töchtern haben wir außer ihrem Geburtsdatum (Taufeintragung) keine weiteren Informationen.

  • Martin Simon Gapp, 1779, ertrinkt 1817 „im Wasser in der Nähe von Innsbruck“.
  • Von den Töchter Maria Anna Gapp, (geb. 1781), Anna Gapp (geb. 1786), und Theresia Gapp (geb. 1790) wissen wir nichts Näheres.

 

c) Caspar Gapp, geb. 1755, und Brigitta Sailer bzw. Maria Diechtl

Caspar Gapp, geb. 1755, heiratet 1783 die Brigitta Sailer (geb. 1759), Tochter von Franziskus Sailer und Maria Heigl. Die Familie wohnt ab 1786 gemeinsam mit der Familie des Schneiders und Lehrers Mathias Zunterer im „Zuntererhaus“, einem Zweifamilienhaus im Dorfzentrum.

Caspar Gapp und Brigitta Sailer haben fünf Kinder :

  • Die ersten vier Kinder versterben innerhalb ihres ersten Lebensjahres: Franziscus Gapp, geb.  1787; Felicitas Gapp, geb. 1793;  Anna Gapp, geb. 1795; Magdalena Gapp geb. 1796.
  • Erst das fünfte Kind, Rosina Gapp, geb. 1799, erreicht das Erwachsenenalter. Sie hat zwei uneheliche Kinder, Oswald Gapp (geb. 1827 in Seefeld) und Magdalena Gapp (geb. 1840 im Stadtspital Innsbruck), die vermutlich beide nicht alt werden. Rosina Gapp verstirbt 1842 ledig in Oberpettnau. Ihre Eltern und alle Geschwister sind zu diesem Zeitpunkt dann bereits verstorben.

Die Mutter und Ehefrau Brigitta Sailer verstirbt 1803

Caspar Gapp heiratet drei Jahre nach dem Tod der ersten Frau noch einmal: 1806 nimmt er die Maria Diechtl (auch Tiechtl) aus Seefeld (1780-1830) zur Frau, Tochter von Franz Diechtl und Catharina Oefner.

Die Familie gerät nun in die Wirren der kriegerischen Ereignisse der Jahre 1805 und 1809, unter denen auch die Seefelder Bevölkerung außerordentlich zu leiden hat. Zur Geschichte der Flucht vor den Bayern im Mai des Jahres 1809 und der Geburt von Sohn Joseph Gapp im Bauernwald siehe oben im Kapitel „Auf Spurensuche“ Pkt. 3.1. Wie lange sich die Familie dort in Sicherheit gebracht hat, wissen wir nicht.

Am 31. Juli 1809 brennt es im Dorfzentrum lichterloh, abziehende französische Soldaten haben das Feuer gelegt54. Dem Brand fällt auch das „Zunterer Haus“ im Dorfzentrum zum Opfer.

An Stelle des abgebrannten Doppelhauses wird neu gebaut (Nr. 20, heute Nr. 33 vis a vis der „Weinstube“). Das nunmehrige „Einfamilienhaus“ bewohnt Caspar Gapp mit seiner Frau Maria Diechtl, der Tochter Rosina Gapp und dem inzwischen zweijährigen Sohn Bernhard Gapp.

Zwei Jahre vor dem „Flüchtlingskind“ Joseph Gapp (geb. 1809) bekommt die Familie bereits 1807 ihren ersten der zwei Söhne:

  • Bernhard „Praxer“ Gapp, geb. 1807, übernimmt nach dem Tod der Eltern (beide versterben 1830) das Haus und heiratet dann drei Mal.

Seine I. Ehe schließt er 1838 mit Anna Sailer, Tochter von Georg Sailer (Taglöhner) und Monica Grueber. Aus dieser Ehe sind keine Nachkommen bekannt, die Ehefrau Anna Sailer verstirbt 1862.

In II. Ehe heiratet der 57jährige Witwer Bernhard Gapp 1864 die 43jährige Kreszenz Pfefferle aus Leutasch, Tochter von Johann Pfefferle und Magdalena Neuner.

→ Ihr Sohn Franz Gapp (geb. 1865) wird Knecht auf dem Ferrarihof in Innsbruck, heiratet 1894 in Hötting eine Maria Singer, verstirbt aber bereits ein Jahr später mit 30 Jahren 1895 an Tuberkulose.

1870 verstirbt Kreszenz Pfefferle, die zweite Ehefrau von Bernhard Gapp,  8 Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau.

In III. Ehe ehelicht der inzwischen 66jährige zweifache Witwer Bernhard Gapp die ebenfalls verwitwete 46jährige Brigitta Kofler aus Gries im Sellrain (Eltern: Jacob Kofler und Johanna Schöpf).

Da auch aus dieser Ehe keine Kinder bekannt sind, hinterlässt Bernhard Gapp aus drei Ehen nur ein einziges Kind, und dieser Sohn Franz Gapp zieht nach Innsbruck und verstirbt seinerseits ohne hinterlassene Kinder. Damit endet die Familientradition der „Praxer“.

 

5. Die „Fux“

Die „Fux“ sind ein weiterer Seefelder Gapp-Clan mit den gleichen Vorfahren in den ersten bekannten Gapp-Generationen wie die „Binder“ und die „Praxer“ bis zu Mathias Gapp und Magdalena Gapp (Eheschließung 1708). Während durch deren Sohn Georg Gapp (geb. 1709) die „Binder“ und durch dessen Bruder Josephus Gapp die „Praxer“ (geb. 1714) begründet werden, ist der andere Bruder Cassian Gapp (geb. 1711) der erste in der eigenen Linie der „Fux“.

 

a) Cassian Gapp, geb. 1711, und Maria Krug

Cassian Gapp, geb. 1711, hat vor seiner Eheschließung einen außerehelichen Sohn Dionysius (1739) mit Maria Sailer, der nach einem halben Jahr verstirbt. Die Mutter des Kindes heiratet später nicht den Vater ihres Kindes, sondern 1741 den Maximilian Gapp, den Begründer der „Max-Linie“ (siehe oben Pkt. VII.1.).

Cassian Gapp seinerseits heiratet 1744 die Maria Krueg aus der Pfarre Telfs, wahrscheinlich aus Mösern.

  • Ihre beiden Töchter Maria Gapp (geb. 1744) und Agnes Gapp (geb. 1747) sterben bei der Geburt, die Mutter Maria Krueg vier Monate nach Tochter Agnes Gapp mit nur 30 Jahren.

Daraufhin heiratet Cassian Gapp in II.Ehe 1751 die Elisabeth Nöbl (1722-1800). Deren Eltern sind der Rädermacher Benedikt Nöbl und Maria Praxmarer. Es ist nicht die erste Ehe zwischen Angehörigen dieser Familien.

Aus dieser Ehe stammen sechs Kinder, die Hälfte davon heißen Anna: da die Erstgeborene

  • Anna Gapp (geb. 1752) kurz nach der Geburt verstirbt, wird
  • die nächstgeborene Tochter wieder Anna getauft (geb. 1754). Da auch diese nicht lebensfähig ist, wird
  • eine weitere Tochter mit dem Namen Anna „nachgetauft“ (geb. 1758).

Diese dritte Anna Gapp heiratet 1784 den Thomas Suitner (1756-1806, Eltern: Sebastian Suitner und Monika Steinwanter).

  • Theresia Gapp (geb. 1756) heiratet 1785 Nicolaus Sairling (Eltern: Peter Sairling und Maria Nöbl), sie verstirbt 1825.
  • Thomas Gapp (geb. 1760) ist laut Familienbuch „nach Ungarn gezogen, unbekannt ob er noch lebt“.
  • GEORG GAPP (geb. 1763), heiratet 1789 Anna Spiegl siehe unten.

 

b) Georg Gapp, geb. 1763 und Anna Spiegl

Georg Gapp, geb. 1763,  das jüngste Kind der Familie von Cassian Gapp und Elisabeth Nöbl, wird Tischler und heiratet 1789 die Anna Spiegl aus Mösern (1768-1808, Eltern: Mathias Spiegl und Rosina Neiner).

Neun Kinder kommen in dieser Familie auf die Welt, sechs von ihnen kommen aus den Windeln nicht heraus, nur zwei Kinder können eine Ehe schließen:

  • Canutus Gapp (geb. 1790) verstirbt zwei Wochen nach der Geburt.
  • Adam Gapp (geb. 1791) muss lt. Familienbuch „als Bayrischer Soldat im Jahre 1812 den russischen Feldzug mitmachen und ist unbekannt, ob er noch lebt“.

Da Österreich damals – wie fast ganz Europa – unter der Herrschaft Napoleons stand, mussten auch Österreicher den legendären französischen Russlandfeldzug des Jahres 1812 mitmachen. Bekanntlich endete dieses Unterfangen in einer gigantischen Niederlage der französischen Armee mit hunderttausenden von Toten auf beiden Seiten und leitete den Sturz Napoleons und damit auch die Befreiung Österreichs ein. Unter den Opfern wird wohl auch der Seefelder Adam Gapp zu suchen sein. Da die Eintragung im Seefelder Familienbuch aus der Zeit um 1828 stammt und wir weder vorher noch nachher etwas von Adam Gapp hören, muss angenommen werden, dass er nicht mehr nach Hause zurückgekommen ist.

  • Johannes Gapp (geb. 1793) verstirbt mit drei Jahren an „Blattern“,
  • eine „Anonyma“ (geb. 1798) wird tot vom „Chyrurgen“ auf die Welt gebracht,
  • Maria Gapp (geb. 1800) verstirbt nach einem Jahr, und
  • Johann Nic. Gapp (geb. 1801) verstirbt ebenfalls nach einem Jahr an „Dissenteria“ (i.e. Durchfall, Ruhr…).
  • Rosina Gapp (geb. 1803) verstirbt nach wenigen Wochen „am Geschwulst“.
  • Tochter Elisabeth Gapp (1806-1866) heiratet 1839 den Bauern und Weber Anton Schöpf (Eltern: Andreas Schöpf und Monika Dirschenbacher). Dieser stammt aus dem alten „Weber Haus“ 5, heute Nr.12 (Sportcafe Sailer). Man heiratet also vom Haus Nr. 3 (heute Nr. 10, „Landhaus Antonia“) nur „ein Häusl weiter“. Eine Schwester von Anton Schöpf, Nothburg Schöpf, hat bereits fünf Jahre vorher (1834) den Joh. Michael Gapp „Binder“ geheiratet (s.o.).
  • Nicolaus Gapp (1804-1884), der einzige „überlebende“ Sohn von Georg Gapp und Anna Spiegl, heiratet 1844 die Martina Krug (Eltern: Christoph Krug und Theresia Sailer). Beide erreichen zwar ein hohes Alter (80 bzw. 79 Jahre), trotzdem sind keine Nachkommen von ihnen bekannt.

Die Mutter Anna Spiegl verstirbt bereits mit 40 Jahren 1808.

Georg Gapp heiratet daraufhin 1808, ein halbes Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau, mit 45 Jahren die um 17 Jahre jüngere Rita Wakerle aus Seefeld (1780-1814, Eltern: Michael Wakerle und Elisabeth Nairz).

Rita Wakerle bringt eine Tochter mit in die Ehe, Regina Wakerle, geb. 1807, der Vater ist nicht genannt. Diese heiratet 1834 nach Zirl zum Wegmacher Peter Tasch.

Aus der zweiten Ehe von Georg Gapp mit Rita Wakerle stammen drei Kinder, die alle das Erwachsenenalter erreichen, aber nur in einem Fall eine Ehe schließen können:

  • Anna Gapp (geb. 1809) verstirbt ledig „an Wassersucht“ mit 60 Jahren,
  • Bernhard Gapp (geb. 1810) wird 38 Jahre alt ehe er ledig 1848 „an Leberverhärtung“ verstirbt.
  • Maria Gapp (1812-1890), heiratet 1851 den Maler Josef Zunterer, von dem u.a. die 1856 getätigte Ausmalung der Kreuz-Kapelle in Leutasch/Reindlau stammt55Maria Gapp verstirbt 1890 – und mit ihr die letzte „Fuxin“ der Seefelder Gapp.

Georg Gapp muss noch einmal auf ein Begräbnis seiner eigenen Familie, ehe er selbst 1833 mit 70 Jahren verstirbt: nach sieben Ehejahren verstirbt auch seine zweite Frau Rita Wakerle und lässt ihn ein zweites Mal als Witwer zurück. Er hat somit zwei Ehefrauen und sechs Kinder begraben, ein weiteres Kind ist nicht mehr aus dem Krieg zurückgekommen!

6. Die Nachkommen von Ernst Gapp (1932-2006)

Ernst Gapp, geb. 1932, kommt vor etwas mehr als 50 Jahren als Gendarm zum Gendarmerieposten Seefeld, dort wird er Postenkommandant. Seine Nachkommen in Seefeld gehören zu den einzigen hier wohnenden „Gapp“, die nicht auf jene Stammeltern zurückgehen, die bereits vor 400 Jahren hier siedelten.

Ernst Gapp stammt aus Schnann, einem kleinen Ort, der heute zur Gemeinde Pettneu am Arlberg gehört. Er kommt als Sohn von Hans Gapp (geb. Madersbacher) und Aloisia Sagmeister 1932 in Bludenz auf die Welt. Der Vater kommt 1943 im II. Weltkrieg an der Ostfront ums Leben.

Ernst Gapp hat noch zwei ältere und zwei jüngere Geschwister, alle Kinder wachsen in Schnann auf.: Aloisia Gapp (geb. 1928), lebt in Wattens; Johann Gapp (geb. 1929), lebt in Volders; Walter Gapp (geb. 1934), lebt in Rattenberg, Werner Gapp (geb. 1941), lebt in Schnann. 

Ernst Gapp heiratet 1960 die Elfriede Dorner (1937-1998) aus Guggendorf in der Steiermark, ihre Kinder sind:

  • Brigitta Gapp, geb. 1960, 
  • Ernst Gapp, geb. 1961, 
  • Claudia Gapp, geb. 1965, 
  • Elfriede Gapp, geb. 1967, 
  • Andreas Gapp, geb. 1970.

 

Zu guter Letzt….

Erna Andergassen geb. Gapp hat einen großen Anteil am Zustandekommen der „Tschurpen-Saga“ für das Jahrbuch 2015, wo dieser hier überarbeitete Beitrag das erste mal erschienen ist. Ihr sei dafür auch an dieser Stelle noch einmal auf das herzlichste gedankt.

Neben den eigenen Recherchen stammen viele Informationen von Familienangehörigen aus dem „Tschurpen-Clan“ und anderen Personen bzw. Institutionen. Ebenso viele Bilder und Dokumente. Ihre Verwendung erfolgt nach Zustimmung durch die Informanten bzw. Betroffenen. Auch wenn sie hier nicht alle genannt werden können, sind sie die Co-Autoren dieser Familiensaga. Hoffentlich können wir mit dieser hier zur Verfügung gestellten Geschichte dem Großteil ihrer berechtigten Erwartungen gerecht werden.

Trotz aller Bemühungen werden in dieser Saga einige (hoffentlich wenige) Ungenauigkeiten oder Fehler enthalten sein. Deshalb ersuchen wir herzlichst um hoch willkommene Rückmeldungen (Adresse im Impressum dieser Homepage).

Da eine Familiengeschichte nie fertig ist, danken wir bereits im Voraus für uns zukommende Ergänzungen und Hinweise, die wir mit großer Freude einarbeiten werden.

Hans Neuner, Herbst 2020

Kontakt: hauserhans@gmx.net

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier

  1. Die „Tschurpensaga“ erschien ursprünglich im Jahrbuch 2015 der Gemeinde Seefeld. Sie wird auf mehrfachen Wunsch hier auf unserer Homepage in leicht überarbeiteter Form allen Interessenten gerne zur Verfügung gestellt. Daten und Fakten entsprechen dem Stand der Recherchen von 2016 []
  2. Wobei die heutigen Träger dieser Familiennamen nicht unbedingt Nachkommen der 1668 erwähnten Familien gleichen Namens sind. Einige andere dort aufscheinende Familiennamen, die inzwischen in Seefeld nicht mehr anzutreffen sind: Englsperger, Nöbl, Baldauf, Walser, Filler, Pittl, Schrott, Schorn, Harrer, Köchl u.a. []
  3. Z.B. Kirchenbücher zu Taufen, Eheschließungen und Sterbefällen, Haushalts-, Feuerstellen- und Steuerlisten []
  4. Tiroler Familiennamenkunde, Schlernschriften 284, Innsbruck 1994 []
  5. https://www.tirol.gv.at/kunst-kultur/landesarchiv/forschungstipps/familiennamen/familiennamen-g/ []
  6. http://namenskarten.lima-city.at/?nachname=Gapp&k=a. []
  7. http://namenskarten.lima-city.at/?nachname=Gapp&k=a. []
  8. Populationsstand Seefeld 1848 – 1862, Pfarrarchiv Seefeld []
  9. im Lauf der Jahrhunderte wohnten Gapp-Familien natürlich auch in anderen Seefelder Häusern []
  10. Der Begriff „Hausname“ ist zwar allgemein gebräuchlich, aber etwas irreführend: der Name haftet ja primär nicht an einem Haus oder Gebäude, sondern an einer Person oder einer Familie []
  11. Siehe dazu die Ausführungen in den anderen Familiensagas auf dieser Homepage oder den Seefelder Jahrbüchern []
  12. Pfarrarchiv Seefeld []
  13. Bekannter Seefelder „Geigenmacher und Spielmann“ und Bruder des noch berühmteren Konrad Zunterer, dessen Kontrabass im Tiroler Landesmuseum ausgestellt ist. Siehe die „Zunterer Saga“ []
  14. Z.B. Riepl, R., Wörterbuch zur Familien- und Heimatforschung in Bayern und Österreich, Waldkraiburg 2009³; oder: Schweizerisches Idiotikon, online auf https://www.idiotikon.ch/online-woerterbuch []
  15. Getreuliche Schilderung der Begebenheiten in den wichtigen Kriegsjahren 1805 et 1809, vorzüglich zu Seefeld, auch anderer politischer Ereignisse in der Zwischenzeit. Veröffentlicht von Gerhard Sailer, Seefeld 1984 []
  16. Getreue Schilderung, 77ff []
  17. Pfarrarchiv Seefeld []
  18. Z.B. Rautenkranz, A., Darstellung des Zustandes des kk.Provinzial-Strafarbeitshauses in Innsbruck, Innsbruck 1836 []
  19. Innsbrucker Nachrichten, 29.2.1912 []
  20. Innsbrucker Nachrichten, 21. Dezember 1912 []
  21. Für Wild, Wald und Land, 50 Jahre Tiroler Jägerverband, Ein Rückblick; Herausgeber und Verleger sowie für den Inhalt verantwortlich: Tiroler Jägerverband, Landesjägermeister Dr. Rudolf Wieser; Innsbruck 1999 []
  22. https://de.wikipedia.org/wiki/Ringhoffer []
  23. https://apps.tirol.gv.at/bildarchiv/#1468608656644_0. Außerdem: Tipps für Familienforscher in Österreich. Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft der Diözesanarchive Österreichs, 2005 []
  24. https://www.tirol.gv.at/kunst-kultur/landesarchiv/matriken-tirol-online/ []
  25. erste Erwähnung 1281, siehe: Schermer, H., Reith bei Seefeld, Gemeinde Reith b. Seefeld 1985, S. 21 []
  26. Aufzeichnungen des Kirchpropstes Johann Englsperger aus dem Jahr 1620, Pfarrarchiv Seefeld []
  27. siehe: Aufzeichnungen von Fr. Guilielmus Schroll, Prior des Augustiner-Eremitenklosters Seefeld, 1645, Pfarrarchiv Seefeld []
  28. inkl. der Zolleinnahmen, siehe: Aufzeichnungen des Kirchpropstes Johann Englsperger aus dem Jahr 1620, Pfarrarchiv Seefeld []
  29. http://samerbergernachrichten.de/vierseithoffest-der-holzlandler-am-14-juni-2015-in-englsperg/ []
  30. ab 1604, siehe:Sailer, G., Schatz, M., Seefeld³, o. J., S. 70 []
  31. Siehe die „Rauth-Saga“ im Jahrbuch 2013 bzw. hier []
  32. Sie die „Hauser Saga“ im Jahrbuch 2010 bzw. hier []
  33. Für den Familiennamen „Schönacher“ finden sich wie bei vielen anderen Familiennamen unterschiedliche Schreibweisen, z.B. „Schönecher“, „Schönicher“, „Schönegger“, „Schennacher“. Dies erklärt sich durch die den damaligen Matrikenschreibern nur mündlich angegebenen Namen []
  34. „zinst von seinem Haus und Garten jährlichen Grundzins 1 ff Jahr“, siehe:  Aufzeichnungen des Kirchpropstes Johann Englsperger aus dem Jahr 1620, Pfarrarchiv Seefeld []
  35. Im relevanten Zeitraum verstirbt ein Joseph Gapp 1773 mit 95 Jahren und 1798 ein anderer Joseph Gapp mit 84 Jahren. Beide Sterbefälle kommen für den hier genannten Joseph Gapp nicht in Frage – außer der damalige Matrikenschreiber hat Fakten „großzügig interpretiert“….. []
  36. Nach dem um das Seekirchl von Erzherzog Sigmund (1427-1496) angelegten und zur Zeit von Michael Gapp noch existierenden See im Eigentum des Klosters, der dann von den späteren Käufern des Seefelder Klosters (1808) abgelassen wurde []
  37. Schermer, Reith, 26f. []
  38. Die Schreibweise des Familiennamens Scharmer/Schärmer wechselt zu dieser Zeit mitunter sogar innerhalb eines Dokumentes!! Erst 1936 wird der Familienname offiziell von Scharmer auf Schärmer geändert, siehe weiter unten []
  39. Der ursprüngliche Familienname „Scharmer“ wird 1936 amtlich für alle Familienmitglieder auf „Schärmer“ geändert []
  40. Kataster von Seefeld, 1777. Teil des „Theresianischer Katasters“, angelegt 1774 – 1784. Tiroler Landesarchiv []
  41. Pesl, R., Das Mittenwalder Häuserbuch, München 2204, S. 351 []
  42. Laut Kataster 1777 []
  43. Siehe die Tiefenbrunner Saga im Jahrbuch 2014, S. 97f. bzw. demnächst auf dieser Homepage []
  44. Siehe die Zunterer Saga im Jahrbuch 2011 S. 85 und S. 96 []
  45. Siehe die ausführliche Darstellung der Familie Tiefenbrunner im Jahrbuch 2014 []
  46. So lautet die Bezeichnung des Hauses im „Status Animarum Parochiae Seefeldensis“ aus dem Jahr 1785. Pfarrarchiv Seefeld []
  47. Eintragung im Sterbebuch der Pfarre Seefeld []
  48. Siehe die Rauth Saga im Jahrbuch 2013 []
  49. So im Theresianischen Kataster  1777 von Seefeld []
  50. als gängige Übersetzung, manche Autoren unterscheiden allerdings zwischen doleator und doliator, das Erstere bedeute Fassbinder, das Zweitere Schreiner siehe z.B. Riepl, Wörterbuch, S. 104 []
  51. Schmeller, J.A., Bayerisches Wörterbuch, Band I, Nachdruck München 2008, S. 344. []
  52. Laut Status Animarum Parochiae Seefeldensis 1785 []
  53. Riepl, S. 165: „Gichter…, hat nichts mit Gicht zu tun, sondern war eine Erkrankung mit Krämpfen, hohem Fieber u. Schüttelfrost. Ursache waren meist Darmerkrankungen in Verbindung mit Durchfall (…) u. Erbrechen, in deren Folge es zu Austrocknung, Mineralienmangel u. Kräfteverfall kam…“ []
  54. Sailer, Getreue Schilderungen, S. 92f []
  55. Siehe die Zunterer Saga im Jahrbuch 2011, s. 87 und 94 []